1. Fastensonntag - Lj. C

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

"Ich widersage; ich glaube" - diese Antworten sind uns wohl vertraut. Jeder, der schon einmal bei einer Taufe teilgenommen hat, hat sie im Ohr. Unsere Erstkommunionkinder und Firmlinge sprechen sie. Und wir alle sind alljährlich in der Osternacht dazu eingeladen. Es geht um unser Taufversprechen bzw. dessen Erneuerung.


Die Fastenzeit, die wir am Aschermittwoch begonnen haben, ist ja auch eine Zeit der Taufvorbereitung.
Die Katechumenen, die erwachsenen Taufbewerber in unserem Land und auf der weiten Welt, bereiten sich in dieser Zeit intensiv auf die Taufe vor, die sie dann in der Osternacht empfangen werden. Und auch wir sind eingeladen, in der Osternacht unsere eigene Taufe zu erneuern. Jesus geht uns durch Leiden und Tod voraus in das neue österliche Leben und gibt uns in der hl. Taufe Anteil daran. Es bleibt unsere lebenslange Aufgabe, dem gerecht zu werden, was in der Taufe an uns geschehen ist. Und so kann es uns eine Hilfe sein, einmal im Jahr im Hingehen auf Ostern, uns bewusst zu machen, was es heißt, als Getaufte, als Christen durchs Leben zu gehen.

Ein Ausdruck dafür kann eben unser Taufversprechen sein, das wir bzw. bei den meisten die Eltern und Paten stellvertretend für uns vor unserer Taufe gegeben haben: Ich widersage dem Bösen in der Welt, ich widersage dem Teufel und seinen Werken. Ich glaube an den dreifaltigen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.

Liebe Brüder und Schwestern!
Wenn wir die Schrifttexte betrachten, die am heutigen ersten Fastensonntag vorgesehen sind, dann kann uns dieses Taufversprechen, das wir in der Osternacht erneuern werden, wie ein Echo auf das Wort der hl. Schrift vorkommen.

Bereits die erste Lesung aus dem Alten Testament enthält ein Glaubensbekenntnis. Dieses "kleine historische Credo" lässt den Israeliten, der ins Gelobte Land eingezogen ist und sich über die Ernte des Landes freut, daran denken, wem er dieses Glück letztlich zu verdanken hat: "Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. ... Der HERR ... brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen."
Der Glaube an Gott drückt sich in diesem alten Bekenntnis nicht so sehr in theoretischen Lehrsätzen aus, sondern in dem, was man konkret von Gott erfahren hat. Der Gott Israels ist in erster Linie nicht ein Objekt des Nachdenkens, sondern ein Gott, der sich erfahrbar macht, der mit meinem konkreten Leben zu tun hat.
Denken wir auch heute noch daran, wenn wir unseren Glauben an diesen Gott bekennen? Wenn wir zu Ostern das "Ich glaube" sprechen oder jetzt dann in der hl. Messe das Glaubensbekenntnis beten - was motiviert mich dazu? Glaube ich wirklich an diesen Gott, der in meinem persönlichen Leben anwesend ist? Oder denke ich dabei nur an einen lieben alten Opa mit langem weißen Bart, den ich hin und wieder besuche, um von ihm schöne alte Geschichten zu hören?
Oder anders gefragt: Wenn ich meinen Glauben an den wirkmächtigen Gott bekenne, gebe ich ihm dann auch Raum in meinem Leben? Lebe ich anders, als wenn ich nicht an ihn glauben würde?
Nehmen wir diese vielleicht unangenehme Frage mit hinein in die Vorbereitungszeit auf Ostern! Und beantworten wir sie nicht theoretisch, sondern mit unserem Leben und Handeln!

Die zweite Lesung aus dem Neuen Testament enthält ebenfalls ein Glaubensbekenntnis, ein sehr einfaches und kurzes Glaubensbekenntnis, das es aber in sich hat. Es sind die einfachen Worte: "Herr ist Jesus"
Herr, kyrios meint dabei Gott selbst: Jesus ist Gott.
In ihm ist dieser Gott, der in der Geschichte wirkt, selbst Teil dieser Geschichte geworden, ist dieser Gott Mensch geworden. Jesus Christus ist der Gipfel des Geschichtshandelns Gottes. 
Wenn wir uns zu ihm als wahren Gott und wahren Mensch bekennen, heißt das, dass wir einerseits an ihm ablesen, wer Gott für uns ist und sein möchte und andererseits an ihm auch erkennen können, was der Mensch ist und wie er, von Gott gewollt, sein sollte.
Das Bekenntnis zu Jesus als Herrn hat Auswirkungen auf die Art, wie wir leben. Ein reines Lippenbekenntnis zu ihm reicht nicht aus, sondern wenn es ernst gemeint ist, führt es hin zur Nachfolge, die - daran denken wir ja gerade auch in dieser Zeit - auch zur Kreuzesnachfolge werden kann.

Im Evangelium können wir von Jesus schließlich lernen, wie die ersten drei Antworten des Taufversprechens, das "Ich widersage", zu geben sind.
Jesus erfährt als wahrer Mensch wie wir alle die Bosheit der Welt. Und auch das personifizierte Böse, der Teufel, macht vor ihm nicht Halt. Wie alle Menschen ist auch er der Versuchung ausgesetzt: der Versuchung, selbst etwas gelten zu können, Macht an sich zu reißen, Gott sein zu wollen. Freilich, Jesus ist der Sohn Gottes und es stünde ihm als solchem zu, die Steine in Brot zu verwandeln, die Reiche dieser Welt zu beherrschen und von den Engeln auf Händen getragen zu werden. Aber er hat sich freiwillig zum Sklaven gemacht, wie es Paulus im Philipperbrief ausdrückt, um uns zu zeigen, dass es einen Ausweg aus der Versuchung gibt, dass man das Böse hinter sich lassen, dass man dem Teufel widersagen kann.

Liebe Brüder und Schwestern!
Das "Ich widersage" möchte auch sicherstellen, dass das darauf folgende "Ich glaube" nicht inhaltsleer bleibt.
Glaube hat mit meinem Leben zu tun. Und solange wir auf dieser Welt leben, die durch die Sünde mitbestimmt ist, wird ein Leben aus dem Glauben auch manche Absage beinhalten. 
Wir nennen die Vorbereitungszeit auf Ostern, die österliche Bußzeit, meist einfach die Fastenzeit. Das Fasten, der freiwillige Verzicht auf schöne und gute Dinge dieser Welt, kann uns dabei helfen, den Blick für das Wesentliche zu schärfen, damit das "Ich widersage" und das "Ich glaube" uns zu Ostern leichter über die Lippen kommen.

Herr Jesus Christus!
Du bist der menschgewordene Gott, der in meinem persönlichen Leben wirken möchte. Hilf mir, dir Platz zu geben; hilf mir, mein Leben so zu gestalten, dass es einen Unterschied macht, ob ich an dich glaube oder nicht; hilf mir, lebendig an dich zu glauben.
Hilf mir, wie du den Versuchungen des Bösen in dieser Welt zu widerstehen; hilf mir, wie du durchzuhalten, wenn mein Leben schwer wird.
Herr, ich widersage dem Bösen und allen vermeintlichen Vorteilen, die es mir bringen könnte. Ich glaube an dich und möchte mein Leben an dir ausrichten.
Amen.



Zu den liturgischen Texten

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