Gründonnerstag - Abendmahlsamt

Liebe Brüder und Schwestern in der Kirche und zu Hause!

"Die Homilie handelt von den großen Geheimnissen, deren Gedächtnis in dieser Messe gefeiert wird, von der Einsetzung der Eucharistie und des Priestertums und vom Gebot der Bruderliebe", diese Anweisung gibt mir das Messbuch heute als Predigtvorlage.
Eucharistie, Priestertum, Bruderliebe (wobei mit diesem Begriff auch die Schwestern mitgemeint sind) - diese drei Punkte möchte ich kurz betrachten und versuchen, sie auf die aktuelle Situation zu beziehen.


1. Die Eucharistie
"Das ist heute", werde ich bei den Wandlungsworten einfügen. Ja, heute gedenken wir des Tages, an dem der Herr die Eucharistie eingesetzt hat als sein Vermächtnis an uns.
"Das ist heute", diese Worte könnte ich aber genauso berechtigt an jedem Tag einfügen, wenn ich die hl. Messe feiere. Denn die heilige Messe ist ja die Gegenwärtigsetzung des Kreuzesopfers, der Hingabe Jesu, der sich JETZT in den Gestalten von Brot und Wein uns schenkt.
Das ist der große Wert der Eucharistie. Jesus nimmt beim letzten Abendmahl seine Ganzhingabe am Kreuz vorweg in den Gestalten von Brot und Wein; und diese seine einmalige Hingabe bleibt gegenwärtig durch alle Zeiten in der Feier der Eucharistie. Darum ist uns die Feier der heiligen Messe als Kirche auch das wichtigste, "Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens", wie es das 2. Vatikanische Konzil sagt.
Umso schmerzlicher ist es für viele, dass sie in der momentanen Situation nicht an der zentralen Feier unseres Glaubens teilnehmen können, dass ihnen diese Kraftquelle nicht zugänglich ist.

Liebe Brüder und Schwestern!
Vielleicht hat Gott diese Zeit aber gerade deshalb zugelassen, dass wir uns neu den Wert dessen vor Augen führen, woran wir im Moment nicht physisch teilnehmen können; dass wir das, was wir als selbstverständlich hinnehmen wieder neu als unerhörtes Geschenk wahrnehmen lernen; dass unser Hunger nach der Eucharistie wächst und wir nicht nur gewohnheitsmäßig an der Messe teilnehmen und die Kommunion empfangen.

Für jetzt bleibt mir nur die Empfehlung an alle, sich geistigerweise mit der Hingabe Jesu zu vereinen, die Sehnsucht nach der Eucharistie vor ihm ins Gebet zu bringen. Klassisch nennt man diese Andachtsübung die "geistige Kommunion".
"Jesus, komm jetzt so zu mir, wie wenn ich dich in der Gestalt des Brotes bei der hl. Kommunion empfangen würde. Ich glaube ganz fest daran, dass du bei mir eintreten möchtest."

2. Das Priestertum
Mit dem Auftrag "Tut dies zu meinem Gedächtnis" verbindet die Tradition der Kirche die Einsetzung der Priesterweihe.
Jesus beauftragt seine Apostel, die Feier seiner Liebeshingabe unter den Gestalten von Brot und Wein durch die Zeit hindurch immer wieder zu feiern. Und die Apostel übertragen diese Vollmacht an ihre Nachfolger, die Bischöfe, die sie ihrerseits durch Handauflegung auch den Priestern weitergeben - bis heute.
So bringt das Priestertum zum Ausdruck, dass die zur Eucharistie versammelte Gemeinde nicht um sich selbst kreist. Die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi geschieht nicht aus eigener Kraft, gleichsam "von unten", sondern durch den durch apostolische Sukzession von Gott bevollmächtigten Priester sozusagen "von oben". Das entscheidende Geschehen muss sich die Gemeinde von außen zusagen lassen, kann es nur als Geschenk annehmen - dafür steht das Amt des Priesters bei der Feier der hl. Messe.
Ich muss zugeben, ich hätte mir meinen ersten Gründonnerstag als Priester anders vorgestellt. Denn natürlich ist der Normalfall, dass die hl. Messe mit einer Gemeinde gefeiert wird. Heute sind zwar noch einige andere Personen hier, aber in den letzten Tagen und Wochen habe ich die Eucharistie sehr oft ganz alleine gefeiert.

Das Thema Stellvertretung spielt hier eine wichtige Rolle, um das richtig zu verstehen. Ja, der Priester vertritt gegenüber der Gemeinde die Stelle Christi. Gegenüber Gott vertritt er aber auch - und das wird besonders deutlich, wenn er eben alleine zelebriert, die Gemeinde.
Der Priester vertritt Christus, stellt Christus dar, handelt in seinem Namen, ja in seiner Person, aber er ist nicht Christus. Darum steht der Priester eben auch als Gläubiger, als getaufter und gefirmter Christ am Altar, stellvertretend für so viele, denen das im Moment nicht möglich ist.
"Bist du bereit, ... deinen Dienst zusammen mit dem Volk Gottes und für dieses Volk, ja für die ganze Welt treu zu verrichten?", diese Frage hat der Bischof an mich bei meiner Diakonenweihe gestellt. Sie bezieht sich zwar explizit auf die Verpflichtung des Stundengebetes, aber ich möchte meine Antwort heute besonders auch in Bezug auf die Feier der Eucharistie bekräftigten: Ich bin bereit. - Ich bin bereit, meinen priesterlichen Dienst in der Feier der Eucharistie zu verrichten - mit dem Volk Gottes, aber auch - besonders wenn dieses Mit nicht möglich ist - für dieses Volk.

3. Die Nächstenliebe
"Wo die seelsorglichen Verhältnisse es anraten, folgt danach die Fußwaschung", heißt es im Messbuch. In diesem Jahr ist diese Geste aus hygienischen Gründen nicht angeraten.
Umso mehr gilt es, die Bedeutung der Fußwaschung herauszustellen.
In der Volksschule habe ich vor Kurzem, als wir das letzte Abendmahl durchbesprochen haben, den Schülern folgenden Gedanken nahegebracht:
Wie bleibt Jesus also bei uns? Einerseits im Brot und im Wein bei der Feier der hl. Messe in der Kirche; und andererseits draußen in der Welt, wenn wir zueinander gut sind, wie er seinen Freunden mit der Fußwaschung etwas Gutes getan hat.
Natürlich ist das sehr vereinfacht dargestellt. Die reale Gegenwart Jesu in der Eucharistie hat eigene Qualität. Aber es stimmt doch, sie verläuft ins Leere, wenn sie im Kirchenraum verbleibt. "Ite, missa est" heißt es am Ende der hl. Messe. "Gehet hin in Frieden" ist dabei nicht unbedingt die gelungenste Übersetzung dieser Aufforderung. Ihr seid hinausgesandt. Geht und lebt in der Welt das, was wir hier gefeiert haben! - Das will dieses Wort eigentlich sagen. Die Hingabe Jesu, die in der Feier der Eucharistie gegenwärtig ist, soll uns Kraft geben, selbst diese Hingabe zu leben.
"Die Fußwaschung ... entfällt in diesem Jahr. Der dienende Christus ist gegenwärtig in allen Menschen, die besonders in diesen Tagen die Nächstenliebe leben", so heißt es in der Rahmenordnung der österreichischen Bischofskonferenz zur Karwochenliturgie in dieser besonderen Zeit und dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. "Der dienende Christus ist gegenwärtig in allen Menschen, die besonders in diesen Tagen die Nächstenliebe leben."

Zu den liturgischen Texten


Gepostet von Pfarre Eichgraben am Donnerstag, 9. April 2020

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