15. Mai 2020, Votivmesse "Maria, Königin des Friedens" - 65 Jahre österr. Staatsvertrag u. 1. öfftl. Gottesdienst nach 2 Monaten


Lesung aus dem Galaterbrief (5,1.13-14 - vgl. 13. So. i. Jkr. C)

Liebe Brüder und Schwestern!
"Österreich ist frei!"
Vor genau 65 Jahren, am 15. Mai 1955, hat Leopold Figl diese berühmten und für unser Vaterland so wichtigen Worte gesprochen. Wir dürfen heute zurückblicken auf 65 Jahre österreichischen Staatsvertrag und damit 65 Jahre freies Österreich.
Und es ist sicher gut und richtig, das auch bei der Feier der hl. Messe - und mitten im Marienmonat Mai und zwei Tage nach dem Fatimatag bei einer Marienmesse - zu tun. Immerhin ist damals viel für die Freiheit Österreichs gebetet worden, vor allem auch der Rosenkranz, sodass wir als gläubige Katholiken den Staatsvertrag und die Freiheit Österreichs auch als Gebetserhörung auf die Fürsprache der Gottesmutter sehen dürfen, die sich einmal mehr als "Magna Mater Austriae", als "Große Mutter Österreichs" erwiesen hat. Und auch das berühmte Zitat von Leopold Figl heißt im vollen Wortlaut:
"Mit dem Dank an den Allmächtigen wollen wir die Unterschrift setzen und mit Freude rufen wir aus: Österreich ist frei!"
"Österreich ist frei", diesen Satz dürfen wir wohl auch im Ohr haben, wenn wir ab heute wieder öffentliche Gottesdienste feiern dürfen. Genau vor zwei Monaten, am 15. März, war das das letzte Mal erlaubt. Und auch wenn diese Einschränkung für viele nachvollziehbare Gründe gehabt hat, so dürfen wir die heilige Messe nun doch wieder mit umso größerer Freude gemeinsam feiern.

"Österreich ist frei" - An diesem denkwürdigen Tag für unser Vaterland habe ich eine Lesung aus dem Galaterbrief des hl. Paulus ausgewählt, wo Paulus sagt: "Zur Freiheit hat euch Christus befreit."
Und hier spricht Paulus von einer viel tieferen Freiheit als politischer Eigenständigkeit. - Er richtet seine Worte in eine politische Situation hinein, die wir heute wahrscheinlich als alles andere als frei bezeichnen würden. Er spricht hinein in das römische Weltreich, das zahlreiche Gebiete un-frei-willig besetzt und "befriedet" hat.
Paulus geht es auch nicht nur um die Freiheit, öffentlich Gottesdienst feiern zu können. - Er sebst ist ja einige Zeit zuvor ein leidenschaftlicher Christenverfolger gewesen, der dem Christentum ganz und gar keine Freiheit zugestehen wollte. Und auch nach seiner Bekehrung sind die Anfeindungen an das junge Christentum keineswegs verschwunden.
"Zur Freiheit hat euch Christus befreit" auf eine viel tiefere Weise. Es ist eine Freiheit, die einem niemand mehr nehmen kann. Die Freiheit der Kinder Gottes ist für Paulus Gegenpol zur Knechtschaft der Sünde. Ein Verlust dieser Freiheit ist nur möglich, wenn man selbst davon abfällt, wenn man sich anstatt Jesus Christus anderen Götzen zuwendet.
"Zur Freiheit hat euch Christus befreit", aber es liegt an uns, in dieser Freiheit zu leben. Ähnlich werden wir auch sagen dürfen, dass die Freiheit in unserem Land ein Gut ist, das wir bewahren müssen, wozu wir das Unsrige beizutragen haben.

Das ist das eine: Unseren Beitrag leisten - in allen verschiedenen Lebensbereichen, Situationen und Herausforderungen, vor die wir gestellt sind.
Freilich spüren wir, dass das nicht genügen wird. "Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut. Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, wacht der Wächter umsonst", heißt es bereits im Buch der Psalmen. Wenn wir unseren Beitrag leisten, dann dürfen und müssen wir eben auch auf die Hilfe Gottes vertrauen.
Beides - das Unsrige beitragen und das Vertrauen in die Hilfe von oben - lehrt uns auch Maria im Evangelium von der Hochzeit zu Kana. Ihr Rat "Was er euch sagt, das tut" besagt ja genau das.

Liebe Brüder und Schwestern!
"Österreich ist frei!" Wir blicken dankbar zurück und auch hoffnungsvoll in die Zukunft, auch wenn sie uns vor ungeahnte Herausforderungen stellen mag. Denn wir dürfen sicher sein: So wie Gott auf die Fürsprache Mariens damals geholfen hat, so wird er auch heute helfen, wenn wir ihn vertrauensvoll darum bitten und bereit sind, das Unsrige beizutragen.

Heilige Maria, du Königin des Friedens, du Große Mutter Österreichs, bitte für uns!
Amen.

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