15. November - Hochfest des hl. Leopold

Liebe Brüder und Schwestern!

Den "Corona-Maßnahmen" entsprechend werde ich wieder versuchen, mich auch am heutigen Hochfest unseres Landespatrons bei der Predigt kurz zu fassen.

In vielen Kirchen finden wir Darstellungen des hl. Leopold (leider haben wir in Eichgraben kein Bild von ihm). Woran er erkannt wird, ist das Modell einer Kirche, das er in Händen trägt. Meist sagt man, dass es sich dabei um das Stift Klosterneuburg handelt, seine bekannteste Klostergründung. Auch die Klöster Heiligenkreuz und Klein-Mariazell, beide ja nicht allzu weit von uns entfernt, verehren den hl. Leopold als ihren Gründer.

Die Darstellung unseres Landespatrons mit der Kirche in seinen Händen - ein Bild, das ich gerne etwas betrachten möchte, zumal wir uns in Eichgraben ja in einem Vorbereitungsjahr auf das 70-jährige Kirchweihjubiläum befinden.

Natürlich ist der hl. Leopold nicht der Erbauer unserer Herz-Jesu-Friedenskirche, die erst hunderte Jahre nach seinem Tod entstanden ist. Vielleicht könnten wir den damaligen Pfarrer von Eichgraben, Josef Seiwald, in Analogie zum hl. Leopold mit dem Modell unserer Kirche darstellen. Immerhin hat er sich wahrscheinlich wie kein zweiter für den Bau dieser Kirche eingesetzt. Aber ich glaube, das Bild vom kirchetragenden hl. Leopold kann uns noch mehr sagen, als uns an die Baugeschichte des Gotteshauses zu erinnern.

Heilige werden üblicherweise dargestellt mit Symbolen, sogenannten "Attributen", die charakteristisch für ihr Leben sind.

Bei den heiligen Märtyrern sind es oft die Werkzeuge, mit denen sie gefoltert und getötet wurden: Simon mit der Säge, Paulus mit dem Schwert, Katharina mit dem Rad, usw.

Bei anderen Heiligen, wie z.B. beim hl. Leopold, sind es Gegenstände, die eben besondere Bezüge zu ihrem Leben aufweisen. Welchen Bezug hat also die Kirche zum Leben des hl. Leopold? Natürlich sind damit vordergründig seine Kirchengründungen, allen voran Klosterneuburg, gemeint. Es kann aber auch im übertragenen Sinn eine Anspielung sein auf seine zutiefst kirchliche Prägung und die kirchliche Prägung, die er seinem Land gegeben hat. Sein Lehrer und Erzieher in jungen Jahren ist der hl. Bischof Altmann von Passau gewesen. Im Investiturstreit, also der Frage, wem es zukommt, Bischöfe zu ernennen, dem Papst oder dem Kaiser, ist Altmann eine der führenden Persönlichkeiten jener Partei gewesen, die treu zum Papst gestanden ist. Diese Gesinnung seines Erziehers wird wohl auch auf den jungen Leopold abgefärbt haben, der sich selbst später stolz "filius sancti Petri" - Sohn des hl. Petrus genannt hat. Zu erwähnen sind auch zwei Söhne des hl. Leopold, die herausragende Bischöfe geworden sind: der sel. Otto von Freising und Konrad II. von Salzburg. Und schließlich dienten die Klostergründungen ja auch nicht nur der Repräsentanz seiner politischen Macht, sondern vor allem der Evangelisierung des Landes, der Verkündigung des Glaubens. - All das Indizien für die christliche und kirchliche Einstellung des hl. Leopold.

Leopold ist wirklich ein Fürst gewesen, der die Kirche "getragen" hat, so wie er es in seinen Darstellungen bis heute tut. Und dass das nicht nur gut für die Kirche war, sondern sich auch ganz realpolitisch günstig auswirkte, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass ihm die deutsche Kaiserkrone angeboten wurde, die er allerdings ablehnte. - Ein Bild, das uns zeigen kann, dass christliches und kirchliches Engagement und z.B. Erfolg im Beruf sich nicht unbedingt ausschließen müssen. Ein Bild, das uns anspornen kann, z.B. auch im Beruf nicht auf unser christliches und kirchliches Engagement zu verzichten.

Mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, sind auch wir aufgerufen, die Kirche zu "tragen", die Arbeit der Kirche zu unterstützen. Wahrscheinlich werden wir nicht Klöster gründen können oder Kirchen bauen, wie es der hl. Leopold getan hat, aber es gibt auch andere Wege, sich einzusetzen: Dort, wo das Leben uns hinstellt, das Evangelium leben - eben gut mit den Schätzen umgehen, die uns anvertraut sind, wie es im heutigen Tagesevangelium geheißen hat!

Wenn es in unserer Kirche keine Darstellung des kirchetragenden hl. Leopold gibt, dann können wir das - gerade im Vorbereitungsjahr auf das Kirchweihjubiläum - auch so verstehen, dass wir selbst diese Stelle einnehmen sollen, dass wir selbst immer mehr "Träger" der Kirche, "Säulen" unserer Pfarrgemeinde sein sollen!

Möge uns der hl. Leopold dabei als Vorbild und Fürsprecher begleiten!

Zu den liturgischen Texten
(2. Lesung: Röm 8,26-30)

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