Vesper zum Patrozinium (Maria Magdalena) und Silbernen Priesterjubiläum von Pfarrer Anton Hofmarcher

Hochwürdiger Jubliar, lieber Herr Pfarrer,
liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Am Beginn des Epheserbriefes steht ein großartiger Hymnus, den wir vorhin auch teilweise gesungen haben. Wenn man diesen Hymnus aufmerksam liest - in seiner deutschen Übersetzung, und noch auffälliger im griechischen Original - dann wird man leicht feststellen, dass immer wieder die Wendung "in Christus" oder "in ihm" vorkommt:

  • Gott hat uns gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus (wörtlich: in Christus),
  • in ihm hat er uns erwählt,
  • in ihm haben wir die Erlösung,
  • in ihm hat er vorausbestimmt, uns sein Geheimnis zu offenbaren,
  • in Christus als dem Haupt will er das All zusammenfassen;

und weiter heißt es im Hymnus in den Versen, die wir jetzt in der Vesper nicht mehr gesungen haben:

  • in ihm sind wir als Erben vorherbestimmt,
  • in ihm haben wir das Wort der Wahrheit gehört,
  • in ihm haben wir das Siegel des Heiligen Geistes empfangen.
"In ihm", "in Christus" - das könnten wir als theologisches Leitmotiv des Epheserhymnus ansehen. Auch wenn sich die Bibelwissenschaftler streiten, wie genau diese Wendung zu verstehen ist, werden wir wohl sagen dürfen: Es soll damit eine Mittlerfunktion Christi ausgesdrückt werden. Gott handelt an der Welt, er handelt an uns - in Jesus Christus. Jesus Christus ist die personifizierte Art und Weise des Handelns Gottes an uns.

"In Christus" - das ist aber auch der Anspruch, den wir an uns als Getaufte zu stellen haben. Denn so wie Gott in Christus an uns handelt, so hat er uns in der Taufe auch "in Christus" hineingenommen, sind wir - wie es an anderer Stelle des Neuen Testaments heißt - der Leib Christi, die Kirche. "In Christus" zu sein und zu handeln, kann heißen: immer mehr eins mit ihm und ihm ähnlich zu werden; und unser In-Ihm-Sein auch nach außen hin sichtbar zu machen.

Liebe Brüder und Schwerstern!

Es ist sehr viel Theologie, die sich hinter dieser kurzen Wendung "in Christus"/"in ihm" verbirgt. Aber ich denke doch, dass es nichts Abstraktes ist oder abgehoben bleiben muss. Es können die ganz einfachen Dinge sein: ein aufmunterndes Wort, ein freundliches Lächeln, eine hilfsbereite Hand, eine nette Geste, ein kleines Geschenk oder sonst etwas - all das kann uns deutlich machen, dass wir "in Christus" sind. Bzw. von der anderen Seite her gesehen: All das kann und soll zum Ausdruck bringen, dass wir "in Christus" sind.

Lieber Jubilar!

Durch die Priesterweihe vor 25 Jahren hast du eine besondere Aufgabe unter denen übernommen, die so "in Christus" sind. Du sollst nochmals und ausdrücklich die Mittlerfunktion Christi, das Handeln Gottes an uns "in ihm" als dem "Haupt" - wie es im Hymnus auch heißt - sichtbar machen. Als Priester, die sich nicht von der Gemeinde - sozusagen von unten - beauftragen lassen, sondern ihre Vollmachten durch die Weihe - von oben, von Gott - empfangen, dürfen wir lebende Zeichen dafür sein, dass die Kirche nicht um sich selbst kreist. Ja, durch unser Handeln von Gott her, stehen wir dafür, dass die Gemeinde nicht "in sich" ihr Zentrum hat, sondern von Gott her eben "in Christus".

So wünsche ich dir, dass du selber fest "in Christus" stehst und dass du den dir Anvertrauten ihr Zentrum "in Christus" immer wieder aufzeigen kannst. 

Möge die heilige Maria Magdalena für die Pfarre Scheibbs und auch für ihren Pfarrer Schirm- und Schutzfrau sein - wie wir es im Scheibbser Magdalenenlied singen -, damit sie in den Stürmen der Zeit fest "in Christus" verwurzelt bleiben!


Zu den liturgischen Texten (Vesper von Maria Magdalena)

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