2. Sonntag i. Jkr. - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern!

Mit dem Fest der Taufe Jesu am vergangenen Sonntag haben wir das liturgische Ende der Weihnachtszeit begangen. Das heißt aber nicht, dass Weihnachten - die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus - vorbei ist. So knüpft auch das Evangelium des heutigen Sonntags nochmals an an das Geschehen der Taufe Jesu und damit an das Fest der Erscheinung des Herrn und das Ende der Weihnachtszeit.

Johannes der Täufer durfte bei seiner Taufe Jesus als den erkennen, der "das Lamm Gottes" ist. Es ist viel gerätselt worden, worauf er mit diesem Wort anspielt. Möglicherweise auf das alttestamentliche Paschalamm; oder auf die Gottesknechtslieder des Propheten Jesaja, wo es heißt, dass der Gottesknecht wie ein Lamm zum Schlachten geführt wird; oder auf den Sündenbock, dem einmal im Jahr vom Hohenpriester symbolisch die Sünden des Volkes aufgeladen wurden, bevor man ihn (und mit ihm die Sünden des Volkes) in die Wüste getrieben hat. So oder so: Johannes der Täufer hat jedenfalls erkannt, dass Jesus der verheißene Messias ist. Er hat - wie damals die Weisen aus dem Morgenland - erkannt: Jesus ist kein gewöhnlicher Mensch. Genau das haben wir am 6. Jänner am Fest der Erscheinung des Herrn betrachten und feiern dürfen.

Und was macht Johannes der Täufer mit dieser Erkenntnis? Er gibt sie weiter an zwei seiner Jünger. Die Kunde von Jesus, auch wenn sie noch nicht sehr inhaltsreich ist, beginnt Kreise zu ziehen. 

Andreas und der nicht mit Namen Genannte, von dem die Tradition sagt, dass es der Evangelist selbst gewesen ist, haben noch nicht viel von Jesus gehört. Wenn man dem Wortlaut des Evangeliums folgt, sind es nur die rätselhaften Worte des Täufers gewesen: "Seht das Lamm Gottes." Aber sie sind neugierig, sie wollen mehr über Jesus erfahren. Und so stellen sie ihm die banale Frage: "Wo wohnst du?" - Wo bist du zu Hause, damit wir dich besuchen und mehr von dir erfahren können? Die Antwort Jesu ist keine theoretische Auskunft. "Kommt und seht!" - Das, was sie beschäftigt, nämlich was es mit diesem Jesus auf sich hat, das können sie nicht nur theoretisch erklärt bekommen, das müssen sie erfahren.

Was die beiden bei Jesus erlebt haben, berichtet uns das Evangelium nicht. Es ist gewiss eine kurze Zeit gewesen. Immerhin war es schon die zehnte Stunde, also anbrechender Abend. Aber diese kurze Zeit hat ausgereicht, dass sie - ähnlich wie Johannes der Täufer - zur Erkenntnis gelangt sind: "Wir haben den Messias gefunden". Und die Kunde von Jesus zieht weitere Kreise: Andreas berichtet seinem Bruder Simon Petrus davon und führt ihn zu Jesus.

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Offenbarwerden Jesu zieht Kreise. Das soll auch für uns gelten. Wenn nach alter Tradition mancherorts die Krippe und der Weihnachtsschmuck auch nach Ende der Weihnachtszeit noch bis 2. Februar stehenbleiben, heißt das: Gerade jetzt, im Alltag, hat es sich zu bewähren, was wir an Weihnachten gefeiert haben. Das Offenbarwerden Jesu, die Kunde davon, dass in ihm Gott selbst dem Menschen nahegekommen ist, will auch heute Kreise ziehen. - Und genau da kommen wir ins Spiel. Auch uns ruft Johannes der Täufer aus dem Mund des Priesters vor der hl. Kommunion zu: "Seht das Lamm Gottes!" Es genügt nicht von Johannes dem Täufer, Andreas und Petrus zu lesen, sondern wir selbst sollen Glieder dieser Kette werden, die Frohe Botschaft weitertragen und andere Menschen zur Begegnung mit Jesus hinführen - gerade auch in unserem Alltag!

Zu den liturgischen Texten

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