28. Sonntag i. Jkr. - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern!

Einige von Ihnen werden diesen Liedtext von Rainhard Fendrich kennen:
"Gestern hat mi's Glück verlassen, du liegst am Autofriedhof draußen, dabei warst du doch immer ois für mi. I kann ma's wanen net verbeißen. Wos warst du für a haßes Eisen! Und überblieb'n is nur a Havarie."

Dieses Lied handelt von der Tragik eines Menschen, der sein Ein und Alles bei einem Unfall verloren hat. Und dieses Ein und Alles war für diese tragische Persönlichkeit nicht ein geliebter Mensch, sondern sein Auto:
"Gor nix, gor nix, hätt's ma g'macht, wenn's ma nur den Führerschein wegg'nommen hätten. Hätt' ma halt in wilder Ehe zusammengelebt. Aber dass i di jetzt um an Kilopreis hergeb'n muass, das reißt ma's Herz ausse."
Diese Erfahrung, die Rainhard Fendrich in seinem Lied thematisiert, passt gut zu dem, was wir heute im Evangelium gehört haben.

Da ist ein Mann, der sich ernsthaft bemüht um ein gutes Leben, um ein Leben nach den Geboten. Aber irgendwie spürt er, dass das noch nicht alles sein kann. Er merkt, dass er Spielraum nach oben hat. Und so kommt er zu Jesus und fragt ihn: "Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?"
Ein verführerischer Gedanke: Eine weitere Regel, die ich einhalten muss, damit ich mir so den Himmel verdienen kann.
Jesus aber verlangt nicht die Einhaltung von Einzelgeboten, sondern eine Grundeinstellung: Hingabe
- an Gott: "Folge mir nach!"
- und an den Nächsten: "Verkaufe, was du hast und gib das Geld den Armen!"

Liebe Brüder und Schwestern!
Ist diese Forderung Jesu nicht zu radikal? Mit den Worten der Jünger: "Wer kann dann noch gerettet werden?"
Verlangt Jesus wirklich von uns ein Leben in vollkommener Armut?

Tatsache ist, dass die Erzählung des heutigen Evangeliums viele Menschen im Laufe der Geschichte für ihren Weg der radikalen Jesus-Nachfolge inspiriert hat. Der hl. Mönchsvater Antonius beispielsweise, der im 3. und 4. Jahrhundert in Ägypten gelebt hat, hat genau in diesen Worten seine Berufung gefunden.

Aber längst nicht alle, die Jesus nachgefolgt sind - auch bereits in biblischen Zeiten - haben diese radikale Armut gelebt. Jesus hat auch nicht alle Menschen, denen er begegnet ist, aufgefordert mit ihm zu ziehen. Er hat auch selbst gerne die Gastfreundschaft reicher und sesshafter Leute angenommen. Denken wir nur an die Geschwister von Bethanien Maria, Martha und Lazarus, an den reichen Ratsherrn Nikodemus oder an Josef von Arimathäa. Auch dem Zöllner Zachäus hat er nicht aufgetragen, sein ganzes Vermögen herzugeben. Es gibt also durchaus auch andere Formen der Nachfolge Jesu als den Verzicht auf Haus und Besitz.
Dem jungen Mann im heutigen Evangelium hat es Jesus aber offenbar zugetraut, diese radikale Form der Nachfolge zu leben.

Umso tragischer empfinden wir seine Geschichte. Er hing zu sehr an seinem Reichtum, als dass er der Forderung Jesu nachkommen würde. Es ging ihm ähnlich wie dem Mann im Lied von Rainhard Fendrich: Mein Reichtum, ich soll dich aufgeben, "dabei warst du doch immer ois für mi."

Liebe Brüder und Schwestern!
Nicht jeder wird von Jesus zu einer Nachfolge in radikaler Armut berufen.
Doch was der Nachfolge auf jeden Fall im Weg steht, ist das Hängen am Reichtum, an den irdischen Gütern.
So heißt es ja auch anderer Stelle im Gleichnis vom Mann, der sich große Vorräte angelegt hat: "Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann all das gehören, was du angehäuft hast?" (Lk 12,20)
Wer an seinem Reichtum hängt, dem gilt das Bildwort: "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt."

Der hl. Paulus schreibt an die Philipper: "Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. In jedes und alles bin ich eingeweiht: in Sattsein und Hungern, Überfluss und Entbehrung. Alles vermag ich durch den, der mich stärkt." (Phil 4,12-13) Und auch schon in den Psalmen heißt es: "Wenn auch der Reichtum sich mehrt, so verliert doch nicht euer Herz an ihn." (Ps 62,11)
Das, so meine ich, ist der entscheidende Punkt. Nicht am Reichtum zu hängen. "Dabei warst du doch immer ois für mi", das sollen wir nicht zu unserem Auto sagen können oder zu unserem Haus, unserem Computer, unserem Handy, unserem Geld; sondern zu Gott.
Und wer in Gott den wahren Schatz seines Lebens gefunden hat, dem wird es auch leichter fallen, an seinen Bruder in Not zu denken - auch wenn er jetzt nicht wie der Mann im Evangelium dazu aufgefordert wird, alles zu geben.

In diesem Sinn möchte ich schließen mit dem wohl bekanntesten Wort der hl. Theresia von Avila, deren Gedenktag am morgigen Montag gefeiert wird, und das in gewisser Weise eine Art Antithese zum eingangs zitierten Lied von Rainhard Fendrich sein kann:
"Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles vergeht. Gott allein besteht. Wer Geduld hat, der erreicht alles. Wer Gott hat, der hat alles. GOTT ALLEIN GENÜGT."


Zu den liturgischen Texten

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