4. Sonntag i. Jkr. - Lj. C

Liebe Brüder und Schwestern!
Wer von Ihnen hat schon einmal Ablehnung erfahren, in welchem Kontext auch immer?
In beruflichen oder finanziellen Belangen: die Zurückweisung einer guten Idee, der negative Bescheid zu einem Förderungsantrag, das Nein zu einer Bewerbung, möglicherweise sogar die Aufkündigung des Arbeitsverhältnisses.
In unserem Beziehungsleben: eine nicht erwiderte Freundschaft, das Scheitern einer Beziehung bis hin zum Auseinandergehen von glücklichen Eheleuten.
Oder auch in ganz einfachen Belangen: der Kompromiss, der für alle Beteiligten nur das geringere Übel darstellt, mit dem aber niemand wirklich zufrieden ist, für die Kinder das Nein der Eltern zu den heiß geliebten Süßigkeiten, ...

Ich denke, wir haben alle unsere persönlichen Erfahrungen mit Ablehnung. Es mag unterschiedlich harte Fälle geben, aber grundsätzlich empfinden wir ein Nein meist als etwas Negatives, als Enttäuschung.

Liebe Brüder und Schwestern!
Ablehnung - Das ist auch etwas, mit dem wir als Kirche umzugehen haben. Es ist von Anfang an ein Faktum gewesen, dass die christliche Botschaft nicht nur Zuspruch und Begeisterung erfährt - und das ist bis heute so geblieben.
Das unbedingte Ja zum menschlichen Leben, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod; die Exklusivität der Ehe und der Sexualität zwischen Mann und Frau; das Festhalten an den Wahrheiten unseres Glaubens - all das sind Inhalte, die zentral zum Christentum gehören, aber in der gesellschaftlichen Debatte nicht immer akzeptiert werden.

Auch Jesus hat mit seiner Botschaft Ablehnung erfahren. Vergangenen Sonntag haben wir gehört, wie er in Nazaret in der Synagoge aus dem Buch Jesaja vorgelesen hat und die Verheißung des Propheten auf sich bezogen hat: "Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt", so ist es uns zu Beginn des heutigen Evangeliums nochmals in Erinnerung gerufen worden. Und die Reaktion darauf? - Wie kommt er dazu, so zu reden! Wer ist er denn schon Großartiges! - Und er wird abgelehnt und aus der Stadt getrieben.
Diese Erzählung gleich zu Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu kann für die Kirche, kann für uns eine gewisse Entlastung sein: Wir brauchen uns nichts vorzumachen. Jesus wurde mit seiner Botschaft abgelehnt. Also kann die Ablehnung unserer Verkündigung nicht per se ein Zeichen dafür sein, dass wir auf dem falschen Weg sind, dass wir nicht im Sinne Jesu verkündigen. Im Gegenteil: Es wäre höchst bedenklich, wenn alle gleich und sofort davon begeistert wären! Die Kirche - und damit sind wir alle gemeint - ist nicht dazu da, um von der Welt geliebt zu werden, sondern um die Welt im Sinne Jesu zu verändern. Und Veränderung trifft erfahrungsgemäß immer auch auf Widerstände.

Liebe Brüder und Schwestern!
Die beiden Lesungen aus dem Alten und dem Neuen Testament, die wir vor dem Evangelium gehört haben, wollen uns Ratschläge geben, wie wir mit der Ablehnung unserer Botschaft und unseres Wirkens umgehen sollen - und vielleicht sind diese Ratschläge in der heutigen Zeit wichtiger denn je.

In der ersten Lesung haben wir von der Berufung des Propheten Jeremia gehört. Gott macht kein Geheimnis daraus, dass das Auftreten des Propheten auch Ablehnung erfahren wird. Aber gerade angesichts der zu erwartenden Ablehnung schärft Gott ihm ein: "Du aber gürte dich, tritt vor sie hin und verkünde ihnen alles, was ich dir auftrage!"
Nur um des Beifalls willen die Botschaft abzuschwächen, das entspräche nicht dem göttlichen Auftrag. Manchmal wird es für den Propheten notwendig sein, "zur eisernen Säule und zur bronzenen Mauer" zu werden.
Ähnliches schreibt auch der hl. Paulus an einer Stelle an seinen Schüler Timotheus: 
"Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt" (2 Tim 4,2-3a)
Wenn der Prophet Jeremia, wenn Timotheus, wenn wir diesen Auftrag getreu ausführen, dann gilt uns schließlich auch die Zusage Gottes an Jeremia: "Mögen sie dich bekämpfen, sie werden dich nicht bezwingen; denn ich bin mit dir, um dich zu retten".

Als zweite Lesung ist heute das sogenannte Hohelied der Liebe aus dem ersten Korintherbrief des Apostels Paulus vorgesehen.
Und tatsächlich stellt uns diese Lesung die Grundhaltung vor Augen, die der Christ - trotz aller Unnachgiebigkeit in Bezug auf die Verkündigung der Botschaft Jesu - einnehmen muss: "Wenn ich" dieses oder jenes vollbringen könnte, wenn ich noch so treu zu meinem Auftrag stünde, "hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts." Gerade auch im Umgang mit Ablehnung gilt uns die Wesensbeschreibung der Liebe, die der hl. Paulus macht, als Auftrag:
"Die Liebe ist langmütig, ... sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand."
Liebe Brüder und Schwestern!
Die Schriftlesungen des heutigen Sonntags laden uns ein, angesichts der Ablehnung, der Ablehnung der christlichen Botschaft, der Ablehnung Jesu, der Ablehnung der Kirche, aber auch der verschiedenen Ablehungen, die uns in unserem persönlichen Leben begegnen, die Haltung des "Trotzdem" einzunehmen. Trotzdem treu bleiben, Jesus gegenüber, der Kirche gegenüber, mir selbst gegenüber - und das in geduldiger Liebe:
"Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe."
Amen.


Zu den liturgischen Texten

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