Unsere Liebe Frau auf dem Berge Karmel - Nachprimiz im Heim St. Louise, Meierhöfen

Ehrwürdige Schwestern!
Liebe Bewohner!
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

"Alle Welt schweige in der Gegenwart des Herrn", so hat es in der Lesung geheißen.
Ein Satz, der sicher für den heutigen Gedenktag Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel ausgewählt wurde, weil er gut passt zur Spiritualität des Karmelitenordens: Ein einfaches, abgeschiedenes, schweigsames, beschauliches Leben führen.
Vor der Größe Gottes verschlägt es einem die Sprache - so könnten wir das Schweigen deuten.

Ganz im Kontrast dazu steht der Ausruf der Frau im Evangelium. Sie konnte einfach nicht schweigen, sondern musste es in die Menge rufen: "Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat!"

Wenn man ein Menschenleben anschaut, dann gibt es da wahrscheinlich auch verschiedene Zeiten. Ganz besinnliche und leise Momente und eben auch Augenblicke, wo man es einfach rauslassen muss.
Sie, liebe Bewohner, können wahrscheinlich ein Lied davon singen, denn die meisten von Ihnen haben schon viel mehr erlebt als ich, der ich jetzt nach meiner Priesterweihe eigentlich erst am Beginn meines Berufslebens stehe.

Auch im Leben der Gottesmutter Maria, deren Fest wir feiern, können wir beides finden.
Gemeinsam mit dem hl. Josef hat sie sich um das Jesuskind gesorgt, sicher mit viel Liebe und auch Tatkraft. Jesus ist zwar wahrer Gott, aber er ist wahrer Mensch geworden, und so gehört zum Jesuskind auch all das dazu, womit sich Eltern von "normalen" Kindern herumschlagen müssen: vom Stillen und Füttern über das Aufstehen in der Nacht bis hin zum Windelnwechseln. - Und auch davon, liebe Bewohner, können viele von Ihnen wahrscheinlich ein Lied singen, wie es ist mit kleinen Kindern im Haus.
Ihr Sohn hat Maria auch einige Sorgen bereitet, wie das bei Kindern eben auch so ist. Als er zwölf Jahre alt war und bei der Wallfahrt nach Jerusalem einfach im Tempel geblieben ist, da hat sie auch nicht mit Tadel an ihm gespart: "Kind, wie konntest du uns das antun!"
Ja, das Leben Mariens, vor allem als Familienmutter, war sicher ein zutiefst aktives Leben.

Doch auch das kontemplative Element hat seinen Platz in ihrem Leben gehabt. "Maria dachte darüber nach und erwog es in ihrem Herzen", so schreibt es der hl. Lukas mehrfach in der Kindheitsgeschichte.
Und auch wenn es nicht Teil der hl. Schrift ist, so kennen wir viele Bilder von der Verkündigung des Engels an Maria, wo sie gerade im Gebet vertieft ist.

Maria, einerseits eine Frau, die voll im Leben steht und andererseits die immer zutiefst mit Gott Verbundene.

Liebe Brüder und Schwestern!
Nehmen wir uns Maria darin zum Vorbild!
Wenn viele von Ihnen in Ihren alten Tagen vielleicht darunter leiden, dass Sie nicht mehr so aktiv sein können, wie Sie das gerne wären, dann kann uns das heutige Fest auch daran erinnern: Auch die Stille, das einfache Dasein vor Gott hat seinen Wert.
Und wenn ich am Beginn meines Weges als Priester stehe, dann kann ich mir auch diese beiden Momente mitnehmen: die aktive Arbeit, der Dienst vor allem auch für andere; und die Kontemplation, das einfache Dasein, das Zuhören, das Mitgehen mit anderen, letztlich auch das Hören auf Gott.

Möge Maria, Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel, uns allen für unser persönliches Leben Vorbild sein und eine mächtige Fürsprecherin bei ihrem Sohn. So bitten wir sie:
Wende deine barmherzigen Augen uns zu und zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes. O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria.
Amen.


Zu den liturgischen Texten

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