2. Adventsonntag - Lj. C

Liebe Brüder und Schwestern

Der Evangeliumsabschnitt, den wir soeben gehört haben, beginnt mit einer geradezu feierlichen Einleitungsformel. Lukas zählt die verschiedenen Machthaber Roms und Palästinas auf, in deren Zeit sich das nun Folgende zuträgt. Man könnte diese Verse wohl als "zweiten Einstieg" in das Lukasevangelium bezeichnen. Denn nach dem "Vorspiel" der Kindheitserzählungen beginnt Lukas damit die eigentliche Erzählung. Insofern dienen diese Angaben der politischen und religiösen Herrschaftsverhältnisse sicher zunächst zur historischen Einordnung des Geschehens. Will sagen: Das, was nun erzählt wird, bewegt sich auf dem Boden der Geschichte, hat Hand und Fuß, ist nichts Ausgedachtes oder Abstraktes, sondern Gott handelt in der Erzählung, die nun folgt, im Leben und Wirken Jesu von Nazaret, inmitten der Geschichte der Menschheit, ja ist in ihm wirklich ein Teil dieser Geschichte geworden.

Wir dürfen aber auch noch einen zweiten Aspekt mit dieser feierlichen Einleitung und Aufzählung der "wichtigen Leute" verbinden. Da werden Kaiser, Statthalter, Tetrarchen, also Vierfürsten oder Könige, und Hohepriester genannt. - Alle, die in Politik und Religion etwas zu sagen haben. Doch dann wird dieser Faden nicht weiter aufgegriffen. Die folgende Geschichte beginnt nicht am Sitz der Herrscher, etwa in Rom oder Jerusalem, sondern "da erging in der Wüste das Wort Gottes an Johannes" - die Wüste, die Einöde, das Nichts ist der Ort, von dem aus die Geschichte ihren Anfang nimmt. Gott wählt nicht den Weg über die Mächtigen und Großen dieser Welt, sondern ein "komischer Kautz" - würden wir heute wohl sagen - wird zu seinem Sprachrohr: Johannes der Täufer.

Und dieser Johannes der Täufer hat nun die Aufgabe, den Weg für den kommenden Retter vorzubereiten. Wir wissen, er spart dabei auch nicht mit Kritik und harten Worten - kommende Woche werden wir Teile aus seiner Predigt hören - doch über allem steht die Zusage, die bereits aus dem Alten Testament bekannt ist: "Alle Menschen werden das Heil Gottes schauen".

Liebe Brüder und Schwestern!

Dieses "Heil Gottes", das in der Geschichte zu allen Menschen gelangen will, geht also nicht den Weg über die Machthaber, über die "wichtigen Leute", sondern über den einsamen Rufer in der Wüste. Und es ist nichts, das uns Menschen gleichgültig lassen kann, es verlangt uns durchaus auch etwas ab!

Ich möchte mich heute kurz fassen und mich eben mit diesen drei Gedanken begnügen:

1. Gottes Handeln spielt sich nicht abseits von unserer Geschichte ab. - Das heißt für uns, dass auch wir mit Gottes Handeln in unserem Leben oder auch durch unser Leben zu rechnen haben!

2. Gottes Handeln geht nicht den Weg über die hohen Herrschaften, sondern über die Unscheinbaren, die "Komischen". - Das heißt für uns, dass wir es durchaus auch auf unscheinbaren Wegen erwarten dürfen oder auch selbst als Mitarbeiter Gottes "an die Ränder gehen" sollen, wie es Papst Franziskus immer wieder sagt.

3. Gottes Handeln verlangt auch uns etwas ab. Wenn die Berge und Hügel abgetragen, die Straßen eben gemacht und alles Krumme gerade werden soll, dann heißt das für uns, dass wir wie Johannes der Täufer das Unsrige beizutragen haben, dass Gott bei uns und unseren Mitmenschen ankommen kann.

Ein anspruchsvolles, aber sich sicher lohnendes Programm für den Advent, oder besser gesagt: für ein christliches Leben in der Erwartung des Kommens Christi!


Zu den liturgischen Texten

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