4. Adventsonntag - Lj. C

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Weihnachtsfest steht vor der Türe. Für viele ist es ein Fest, das wir gerne im Kreis der Familie oder auch mit Freunden verbringen. Uns ist in den vergangenen Monaten wahrscheinlich neu bewusst geworden, wie schön es ist, anderen Menschen begegnen zu können. Wir mussten und müssen ja immer noch mit diversen Einschränkungen leben und die Forderung nach einer "Kontaktreduktion" ist immer noch oder immer wieder zu vernehmen. Trotzdem wissen wir: der Mensch ist ein soziales Wesen - ens sociale bzw. zoon politikon, wie es bereits der altgriechische Philosoph Aristoteles gesagt hat.

Es ist durchaus passend, dass wir Weihnachten als ein Fest der familiären und freundschaftlichen Kontakte schätzen und pflegen. Denn wir könnten sagen: An Weihnachten geht Gott definitiv auf diese Verfasstheit des Menschen als eines sozialen Wesens ein. Er selbst sucht die Begegnung mit dem Menschen auf Augenhöhe, wird Mensch unter Menschen.

Liebe Brüder und Schwestern!

Und diese Begegnung Gottes mit dem Menschen ist nie etwas Abgeschlossenes, Fertiges oder Exklusives. Wo ein Mensch Gott begegnet, da drängt es ihn, diese Begegnung weiterzutragen; da drängt es ihn, wiederum anderen Menschen zu begegnen und sie an dieser Begegnung mit Gott teilhaben zu lassen.

Das dürfen wir in besonderer Weise im heutigen Evangelium an Maria beobachten. Ihr ist ja der menschgewordene Gott auf ganz einzigartige Weise begegnet. Sie durfte ihn in ihrem Schoß empfangen. Und was macht Maria? Sie macht sich auf den Weg zu ihrer Verwandten Elisabet. Der Engel hat ihr gesagt, dass auch sie ein Kind erwartet - und es drängt sie, ihr zu begegnen.

Aber diese Begegnung ist eben nicht nur eine Begegnung zwischen zwei Schwangeren. Der Evangelist schildert auch die "verborgene" Begegnung zwischen Jesus im Schoß Mariens und Johannes dem Täufer, der im Schoß Elisabeths vor Freude hüpft.

So dürfen wir eben beobachten, wie aus der Begegnung eines Menschen mit Gott weitere Begegnungen entstehen - und wie der menschgewordene Gott dadurch selbst, wenn auch verborgen, anderen begegnen möchte.

Wenn wir zu Weihnachten Menschen begegnen, können wir vielleicht auch daran denken: Wir dürfen durch diese Begegnung auch anderen die Begegnung mit Gott schenken - durch unser Tun und Lassen, durch unsere Worte und Taten, durch unsere Freundschaft und Zuneigung, durch unser Mit-Sein mit ihnen. Und wer weiß, vielleicht dürfen ja auch wir in der Begegnung mit lieben Menschen Gott selbst begegnen - ich denke, dass das im Verborgenen öfter geschieht als wir ahnen ...

Zu den liturgischen Texten

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heilige Geistkraft statt Heiligem Geist? - Kritische Anmerkungen

17. Sonntag i. Jkr. - Lj. A