Christkönig - Lj. C

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

"Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!", so sagt es der Verbrecher, der mit ihm zusammen gekreuzigt wird.
Jesus kommt in sein Reich. Oder, in einer anderen Lesart: Er kommt mit seinem Reich.
So oder so: Jesus hat offenbar ein Reich, er ist der König. Das griechische Wort basileia, das hier für "Reich" verwendet wird, beinhaltet ja schon von seinem Klang her den basileus, den König.
Jesus ein König? So steht es zwar auf der Kreuzesinschrift: "Das ist der König der Juden." Aber das ist doch wohl eher als Spott gedacht! Ein echter König mit einem Königreich soll Jesus sein? Der, der da auf dem Kreuz hängt und mit dem Tod kämpft, wobei bereits klar ist, dass er diesen Kampf nicht gewinnen kann, der soll ein König sein?

Anders gefragt: Hätte die Kirche in ihrer Leseordnung nicht ein anderes Evangelium für das Christkönigsfest auswählen können? Eines, wo von Jesu Macht und Herrlichkeit oder von seiner Königswürde die Rede ist? Ein Auferstehungsevangelium zum Beispiel oder auch den Stammbaum Jesu, der ihn ja auf den alten König David zurückführt, von dem wir auch heute in der ersten Lesung gehört haben.

Liebe Brüder und Schwestern!
Der Hinweis auf Jesu Königreich und Königsherrschaft gerade in der Stunde seines Todes; die Wahl der Kirche für einen Abschnitt aus der Leidensgeschichte am Christkönigsfest - das gibt uns zu denken!
Was ist dieses Königreich Christi? Worin besteht sein Königtum? Offenbar nicht in irdischer Macht oder in irdischem Besitz, denn hier, angenagelt an das Kreuz, wo er qualvoll ersticken wird, hat er keinen Freiraum zum Handeln, hat er keinen Besitz, sondern buchstäblich das letzte Hemd verloren und wartet nun nackt auf seinen Tod!

Und doch ist seine Macht von einer Art, dass nicht einmal Kreuz und Tod sie ihm nehmen können. Er spricht auch hier noch mit göttlicher Vollmacht zum Schächer.
Und auch sein Besitz ist von einer Art, dass nicht einmal die Soldaten ihn zu rauben im Stande waren. Er ist auch hier noch so reich, dass er an den Schächer austeilen kann.

Jesus ist König auf eine viel tiefere Art als es irdische Machthaber jemals sein können. "Mein Königtum ist nicht von dieser Welt", sagt er im Johannesevangelium zu Pilatus.
Wenn wir das hören, könnten wir meinen, auch sein Königreich habe nichts mit dieser Welt zu tun: "Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst", wenn du diese Welt verlassen hast und dein Reich jenseits dieser Welt betrittst.
Doch wird das dem gerecht, was Jesus selbst über sein Reich gesagt hat?
"Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte. Mann kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es! oder: Dort ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch" (Lk 17,20f),
so hatte er den Pharisäern geantwortet, die ihn nach dem Reich Gottes gefragt haben.
Zu sagen: Jetzt hängt Jesus noch am Kreuz, ist er noch in dieser Welt; dann aber kommt er in sein Reich. Hier ist es nicht, sondern dort. - Das ist zu einfach gedacht! Das Reich Gottes ist nicht eine Wirklichkeit, die sich im Jenseits abspielt, sondern will in unserem alltäglichen Leben durchbrechen. Das Königtum Jesu will sich nicht nur auf das Jenseits beschränken, sondern auch hier und heute will er König sein, will er uns führen und leiten.
So sagt auch Papst Pius XI. in seiner Enzyklika "Quas primas" zur Einführung des Christkönigsfestes im Jahr 1923:
Es "wird schmählich irren, wer ... Christus die Herrschaft über irgendwelche bürgerlichen Angelegenheiten abspricht." (DH 3679)
Mit der Bezeichnung "König" soll die uneingeschränkte Vorrangstellung Jesu in allen unseren Lebensbereichen und überhaupt in der ganzen Schöpfung angedeutet werden - "so hat er in allem den Vorrang", sagt Paulus in der Lesung.

Liebe Brüder und Schwestern!
"Denk an mich, wenn du in dein Reich kommst!" und "Das Reich Gottes ist mitten unter euch" -
Wenn wir diese beiden Sätze nebeneinander stellen, heißt es: Jesu Kommen spielt sich mitten unter uns ab. Mitten unter uns ist er als König. Kein Haus dieser Welt ist ihm zu minder, sodass es nicht sein Thronsaal sein könnte; kein Schicksal dieses Lebens kann ihn davon abhalten, als König bei uns zu sein, nicht einmal das Kreuz; kein Mensch ist ihm zu unwürdig, sodass er ihn nicht mit seiner königlichen Würde ausstatten könnte: Gott "hat uns fähig gemacht, Anteil zu haben am Los der Heiligen, die im Licht sind. Er hat uns ... aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes."

Wir sind jetzt schon Bürger im Königreich Jesu. Leben wir auch entsprechend?

Zu den liturgischen Texten

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heilige Geistkraft statt Heiligem Geist? - Kritische Anmerkungen

17. Sonntag i. Jkr. - Lj. A