33. Sonntag i. Jkr. - Lj. C

Liebe Brüder und Schwestern!

Lassen wir kurz die erste Lesung, die wir gehört haben, Revue passieren. Da kündigt der Prophet Maleachi einen Tag an, der brennt wie ein Ofen, der alles Böse und alle Bösen verbrennen wird.
Die aber den Namen Gottes fürchten, das heißt, die sich an seinen Bund halten, werden an jenem Tag gerettet werden.
Wir können fragen: Ist dieser Tag denn tatsächlich gekommen, den Maleachi angekündigt hat?

Oder betrachten wir das Evangelium: Auch hier wird von einem Tag der Abrechnung gesprochen, verbunden mit dem Kommen des Menschensohnes auf den Wolken des Himmels - sehr deutlich wird Jesus diesbezüglich in den Versen, die an den heutigen Evangelienabschnitt anschließen.
Heute war die Rede von den "Vorboten" dieses Tages. Der Tempel wird zerstört werden - das ist bereits wenige Jahre nach dem Tod Jesu geschehen; Kriege und Unruhen, Volk gegen Volk und Reich gegen Reich; Erdbeben; Seuchen, Hungersnöte und andere schreckliche Dinge; Verfolgungen; Streit bis hinein in die Familien - all das steht doch auch heute auf der Tagesordnung, man muss nur eine Zeitung durchblättern, die Nachrichten im Fernsehen anschauen oder die facebook-Meldungen durchscrollen, um sich davon überzeugen zu können. All die "Vorboten" dieses Tages, die Jesus angekündigt hat, sind bereits Realität.
Ähnlich wie bei der ersten Lesung können wir daher die Frage stellen: Wenn all das bereits Realität ist, was Jesus ankündigt, wo bleibt dann dieser Tag? Warum ist der Menschensohn nicht längst wiedergekommen?

Solche Fragen sind durchaus nicht neu. Ja, sie sind sogar so alt wie das Christentum selbst. Bereits kurz nach der Auferstehung Jesu fragen ihn seine Jünger: "Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?" (Apg 1,6) - Ist es jetzt endlich so weit?
Und wir wissen, wie oft bis herauf in unsere Zeit so manche selbst ernannte Propheten das Datum des Weltuntergangs vorausgesagt haben. 1844, 1914, 2012 - das sind einige Jahreszahlen, die diesbezüglich kursieren - und alle liegen sie nun bereits in der Vergangenheit und die Welt ist nicht untergegangen, Jesus ist nicht auf den Wolken des Himmels wiedergekehrt.

Kommen wir aber nochmals zurück zur ersten Lesung, die uns die Kirche sozusagen als Lesebrille für das Evangelium in die Hand gibt. In welcher Situation befindet sich der Prophet Maleachi eigentlich, als er diesen Tag ankündigt? Was ist seine Aussageabsicht?
Der Prophet lebt im 5. Jahrhundert vor Christus, in der Zeit nach dem babylonischen Exil. Und er hat wohl tatsächlich erwartet, dass nun, nachdem Gott sein Volk zurück in das Land geführt hat, die Zeit seines endgültigen Eingreifens in die Geschichte kommt, die "Endzeit". Aber, was muss er feststellen: Kaum zurück aus dem Exil nimmt das Volk diese Zeit nicht ernst, nimmt es Gott nicht ernst, fällt es zurück in die alten Gewohnheiten.
Und diesem Volk droht der Prophet nun mit der endgültigen Scheidung, mit dem Gericht Gottes: Ihr habt doch gesehen, wie geschichtsmächtig unser Gott zu handeln im Stande ist! Macht euch bereit, dass dieses mächtige Handeln Gottes auch euch treffen wird! "Seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und alle Frevler zu Spreu und der Tag, der kommt, wird sie verbrennen".
Liebe Brüder und Schwestern!
Wenn dieser Tag nun nicht sichtbar gekommen ist, wenn er - zumindest in der Form, in der man ihn erwarten könnte - noch immer auf sich warten lässt: Nimmt das der Botschaft, die dahintersteht, ihre Aktualität? Ganz und gar nicht! Die Warnung des Propheten ist und bleibt gültig!

Und das Evangelium?
Wir leben doch, wenn man die Beschreibung Jesu durchgeht, genau in dieser Zeit, von der er spricht. Also muss doch das Ende der Welt nahe sein!
Aber wenn wir genauer hinschauen, sind es Dinge, die Jesus aufzählt, die zu allen Zeiten gelten. Jede Zeit kann wohl leider von sich sagen, dass es in ihr Kriege, Streit, Naturkatastrophen und dergleichen gibt.
Und so gilt die Warnung Jesu zur Wachsamkeit, ähnlich wie die Drohung Maleachis, allen Zeiten, unabhängig vom tatsächlichen Datum seiner Wiederkunft.

Ähnliches weiß auch Paulus den Christen in Thessalonich zu raten, die über das nahende Ende der Welt spekulieren und daher ihren täglichen Pflichten gegenüber nachlässig werden. "Diesen gebieten wir und wir ermahnen sie in Jesus Christus, dem Herrn, in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr eigenes Brot zu essen." - Das ist der nüchterne Rat, den Paulus zu geben hat, nichts Außergewöhnliches, sondern das tun, was immer gilt.

Liebe Brüder und Schwestern!
Ein letzter Gedanke: Ja, wir warten auf die Wiederkunft des Herrn, wir warten auf sein endgültiges Eingreifen in die Geschichte. Aber wir dürfen nicht übersehen, dass das nicht nur Zukunftsmusik ist. So wie es Kriege und Naturkatastrophen zu allen Zeiten der Geschichte gegeben hat und gibt, so gibt es auch das Kommen Jesu zu allen Zeiten, so gibt es sein wunderbares Wirken zu allen Zeiten.
Bei all den Negativschlagzeilen brauchen und dürfen wir als Christen nicht den Mut verlieren. "Und doch wird euch kein Haar gekrümmt werden", sagt Jesus. Bei allem Schlechten in der Welt, bleibt diese Welt doch Gottes sehr gute Schöpfung, ist er uns nahe. Und es liegt auch an uns, diese Nähe und Liebe Gottes in dieser Welt spürbar zu machen.
In der kommenden Woche ist der Gedenktag der hl. Elisabeth von Thüringen, der Patronin der Caritas. Sie und viele andere haben die Mahnung Jesu verstanden und durch ihr gelebtes Christsein in Gottes- und Nächstenliebe am Kommen Jesu mitgewirkt.

Jesus, welche Aufgabe in dieser Welt, die voll ist von verschiedensten Nöten, hast du für mich?


Zu den liturgischen Texten

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