5. Sonntag i. Jkr. - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Februar 2018 habe ich vor meiner Diakonatsweihe die vorgeschriebenen Exerzitien gemacht. Eine der Stellen, die mir der Pater Spiritual dabei zur Betrachtung vorgeschlagen hat, war die heutige Evangeliumsstelle, ein Abschnitt aus der berühmten Bergpredigt Jesu im Matthäusevangelium.
Wobei ich damals hängengeblieben bin, ist die Unterschiedlichkeit der Bilder, die Jesus hier verwendet: Salz der Erde, Licht der Welt und Stadt auf dem Berg.

Beginnen wir zunächst mit dem Bild des Salzes. Das Salz für sich genommen mag etwas durchaus Unscheinbares sein. Wenn ich beispielsweise das Salz in Wasser auflöse, ist es nicht mehr sichtbar, scheint es geradezu verschwunden.
Und doch: Richtig dosiert macht es unsere Speisen geschmackvoll. In der falschen Menge kann - um beim Beispiel zu bleiben - das Wasser ungenießbar werden. Das Salz kann also für all das Unscheinbare stehen, das aber eine große Wirkung entfaltet.
Nicht den Beifall und die Aufmerksamkeit suchen und doch Großes bewirken - auf diese Formel habe ich für mich vor meiner Weihe den Anspruch gebracht, den Jesus an mich stellt, wenn er von mir verlangt, Salz der Erde zu sein.
"Herr, gib mir die Demut, Salz zu sein!", dieses kurze Gebet habe ich mir in meinen Aufzeichnungen notiert.

Kommen wir nun zu den anderen Bildern: das Licht und die Stadt auf dem Berg. Diese Bilder evozieren geradezu das Gegenteil von dem, was das Bild vom Salz uns sagt. Salz ist unscheinbar und fällt nicht auf. "Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben." Von weitem ist sie sichtbar. Und auch das Licht ist etwas, das natürlich nicht zu übersehen ist. Es kann nicht einfach versteckt werden. Denn stellt man es unter einen Scheffel, dann geht es aus - so das Bild, das Jesus verwendet.
Es scheint so, als wolle Jesus sagen, dass man manchmal das Gute auch nach außen zeigen muss; dass man es sichtbar machen muss, was man aus dem Glauben heraus lebt. Freilich ist das nicht immer einfach, kann das auch durchaus Anfeindungen und Unverständnis bedeuten.
"Herr, gib mir den Mut, Licht zu sein", so habe ich es mir notiert - mit dem Zusatz "aber nicht für mich selbst. Wenn man meine Werke sieht, soll man den Vater preisen!"
Es geht Jesus also nicht um eine Zurschaustellung der eigenen Leistung. Nein, wenn ich als "Licht der Welt" oder "Stadt auf dem Berg" unübersehbar bin, dann soll mein Handeln so sein, dass es wie von selbst von mir weg auf Gott hin verweist. Eine sehr herausfordernde Aufgabe! Auch Paulus stellt sich in der zweiten Lesung dieser Aufgabe, wenn er bekräftigt, bei seiner Verkündigung nichts anderes wissen zu wollen "außer Jesus Christus".

Ja, vielleicht war es einfacher, Licht der Welt zu sein und damit auf Gott zu verweisen, als das Gute noch selbstverständlich von Gott gekommen ist. In einer Zeit, die sich jegliche positive Errungenschaft gerne selbst auf die Fahne schreibt, mag es schwierig sein, mit persönlichen guten Werken auf Gott hinzuweisen.
Eine Problematik, die zum Beispiel oft bei der institutionalisierten Caritas angesprochen wird. Der Ruf der Caritas ist sehr gut, die guten Werke, die durch diese Institution vollbracht werden, werden durchaus wahrgenommen, sind wie eine Stadt auf dem Berg, die man nicht übersehen kann. Doch wird sehr oft dieser Dienst der Caritas nicht als Dienst der Kirche empfunden. Ein nicht einfach zu lösendes Spannungsfeld. Trotzdem dürfen wir mit den Bildern des heutigen Evangeliums sagen: Die Caritas wird zwar nicht immer selbstverständlich mit Gott und Kirche in Zusammenhang gebracht, doch wirkt sie ganz sicher als Salz; unscheinbar, unerkannt, vielleicht sogar verkannt, aber höchst wirksam.

Liebe Brüder und Schwestern!
Es ist sicher nicht einfach, in der jeweiligen Situation zu erkennen, was gerade angebracht ist:
Salz der Erde zu sein, demütig, still und leise im Geist Christi handeln und so die Welt mit seiner Liebe durchdringen; oder Licht der Welt und Stadt auf dem Berg zu sein und mutig für ihn Zeugnis zu geben.
Jesus stellt uns in der Bergpredigt jedenfalls beide Aufgaben vor. Bitten wir ihn um seinen Beistand in der Unterscheidung der Situationen und in jedem Fall im entschiedenen Handeln aus unserem Glauben heraus!

Zu den liturgischen Texten

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