15. Sonntag i. Jkr. - Lj. B - Kurzpredigt

Liebe Brüder und Schwestern!

"Sagen Sie 'Ja'!", so heißt es in einer Werbung für ein Glücksspiel. Kreuzen Sie das Ja auf dem Lottoschein für den Joker an; sonst könnten Sie es bereuen, wenn Ihre Zahlen dann doch gezogen werden.

JA - Eines der kürzesten Wörter der deutschen Sprache. Ein Wort, das wir wahrscheinlich jeden Tag unzählige Male benutzen, ohne uns darüber Gedanken zu machen. Zwei Buchstaben, die mitunter ernste Folgen haben können, wenn man sie ausspricht - gute oder schlechte.

Vergangene Woche konnte ich mit meinen Großeltern das diamantene Hochzeitsjubiläum feiern. - 60 Jahre Ehe, die auf dem Fundament eines JA stehen. Vor zwei Jahren bin ich zum Priester geweiht worden. Vor der Weihe habe ich auch auf viele Fragen des Bischofs mit JA ("Ich bin bereit") geantwortet. - Meine Großeltern haben ihr Ja nicht bereut, und auch ich kann zwei Jahre nach meiner Weihe voll und ganz zu meinem Ja stehen. Doch wir wissen wohl alle aus Erfahrung, dass es auch manches Ja geben kann, das man später lieber ungesagt machen würde.

Von einem Ja, das nicht mehr ungesagt gemacht werden kann bzw. gar nicht ungesagt gemacht werden will, kündet am heutigen Sonntag auch die zweite Lesung. In einem großartigen hymnischen Text wird das Ja Gottes zu seiner Schöpfung, das Ja Gottes zu uns gepriesen. Im griechischen Original ist der ganze Hymnus ein einziger langer Satz, ein einziger Lobpreis Gottes, der Ja zu uns sagt: "Gepriesen sei Gott, der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. ... Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Grundlegung der Welt." - Er hat uns erwählt, er sagt Ja zu uns, er möchte uns im Dasein haben, er möchte uns im Dasein erhalten, uns führen und leiten. Schon vor der Erschaffung der Welt spricht Gott sein Ja zu uns. Vor aller Zeit sind wir von ihm gewollt.

Liebe Brüder und Schwestern!

Ein Ja kann Konsequenzen haben. Das gilt auch für Gottes Ja zu uns Menschen, doch er ist bereit, diese Konsequenzen auf sich zu nehmen. Er ist bereit, immer wieder sein Ja zu sprechen, auch wenn ihm manches Nein entgegenhallt. Er ist bereit, in das Nein hineinzugehen, alles Negative auf sich zu nehmen und ins Positive zu verwandeln: "in [Christus] haben wir die Erlösung durch sein Blut", weiß der Hymnus weiter zu singen. Wir können die ganze Geschichte als eine Liebesgeschichte zwischen Gott und dem Menschen lesen, als eine einzige große Aktion Gottes, der sein Ja uns gegenüber durchhält und immer wieder erneuert. "Gott, du bist unser Ziel, du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit und führst sie auf den rechten Weg zurück", so wird Gott dementsprechend auch im Tagesgebet des heutigen Sonntags angeredet.

Ein Ja kann Konsequenzen haben. Gott steht zu seinem Ja. Wie sieht es mit unserem Ja zu ihm aus? Sind wir bereit, die Konsequenz daraus zu ziehen, dass er Ja zu uns sagt? Leben wir so, wie es dem Ja Gottes uns gegenüber entspricht? Ist unser Leben ein Ja zu ihm?

Das Ja Gottes zu uns richtet an uns die gleiche Forderung wie die Glücksspielwerbung - mit noch weitreichenderen Folgen als das Kreuzerl am Lottoschein: "Sagen Sie 'Ja'!"

Zu den liturgischen Texten

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