20. Juli 2021 - Monatswallfahrt in Unserfrau (Di d. 16. Wo i. Jkr. - Lj. I)

Liebe Marienverehrer!
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Im Evangelium des heutigen Dienstags der 16. Woche im Jahreskreis, an dem wir die Monatswallfahrt hier in Unserfrau begehen, hat "Unsere Liebe Frau", nach der dieser Ort benannt ist, zufällig einen persönlichen Auftritt. Wir kennen die Stelle: Maria und die Brüder (dh. Verwandte) Jesu wollen mit ihm reden. Was ist von der Reaktion Jesu zu halten, der ihnen an dieser Stelle sehr abweisend begegnet? Was heißt diese Begegnung für unsere Marienverehrung?

Nun, liebe Brüder und Schwestern, zunächst müssen wir den Text einmal so nehmen wie er ist. Jesus betrachtet nicht seine Mutter und seine Brüder, seine biologischen Verwandten als seine wahre Familie, sondern seine Jünger, die die den Willen des himmlischen Vaters erfüllen, wie er sagt. Natürlich wissen wir, dass gerade Maria es ist, die ihr "Fiat - mir geschehe nach deinem Wort" gesprochen hat, die sich ganz dem Willen des Vaters unterordnet - und eben nur aufgrund dieser Unterordnung unter den göttlichen Willen Mutter Jesu wird. So ist sie selbstverständlich Teil jener, die den Willen des himmlischen Vaters erfüllen und damit Teil der Familie Jesu, ja sogar ein herausragender Teil, weil sie den Willen des Vaters - bis unter das Kreuz ihres Sohnes - auf herausragende Weise erfüllt hat.

Insofern werden wir echte Marienverehrung als Verehrung, Anerkennung und Bewunderung dieser Unterordnung Mariens unter Gottes Willen verstehen dürfen. - Und natürlich sollen wir nicht bei Verehrung, Anerkennung und Bewunderung stehenbleiben, sondern das Ideal, das wir an Maria sehen, auch nachahmen und selbst unser "Fiat" sprechen.

Ich möchte aber noch einen anderen Faden aufgreifen, den uns die Schriftlesungen des heutigen Wochentages in die Hand geben. In der Lesung haben wir nämlich vom Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer gehört - eine der wohl bekanntesten Erzählungen des Alten Testaments, die auch immer wieder beeindruckend und mit vielen Spezialeffekten verfilmt worden ist; denken wir nur an den monumentalen Filmklassiker "Die zehn Gebote" aus den 50er Jahren. Vor allem aber ist uns die Szene bekannt, weil sie alljährlich in der Liturgie der Osternacht gelesen wird, wo sie zum Sinnbild wird für das neue Leben des Auferstandenen, an dem wir durch unsere Taufe teilhaben. "Als die Kinder Abrahams, aus Pharaos Knechtschaft befreit, trockenen Fußes das Rote Meer durchschritten, da waren sie ein Bild deiner Gläubigen, die durch das Wasser der Taufe aus der Knechtschaft des Bösen befreit sind", so heißt es im Weihegebet für das Taufwasser in der Osternachtliturgie. Die Lesung des heutigen Wochentages lenkt unsere Aufmerksamkeit also auf die Taufe, oder allgemein gesagt: auf die Sakramente, durch die uns die Teilnahme am göttlichen Leben geschenkt ist. Besonders die sogenannten "Initiationssakramente", die uns in die Gemeinschaft der Kirche eingliedern, stehen ja ebenfalls zu Ostern im Fokus: Taufe, Firmung und Eucharistie. - Ich durfte dieses Jahr in der Osternacht tatsächlich einen Erwachsenen taufen, ihm die Firmung spenden und die hl. Kommunion reichen - ein sehr beeindruckendes und ergreifendes Erlebnis!

So lädt uns diese Lesung bei einer Marienfeier ein, über die Beziehung Mariens zu unserem sakramentalen Leben als Christen in der Gemeinschaft der Kirche nachzudenken; und ich nehme es vorweg: Wir dürfen Maria als Prototyp ansehen für das, was Gott durch die Sakramente auch an uns wirken möchte - "Du lässt in den Sakramenten der Kirche zeichenhaft geschehen, was sich an der erhabenen Jungfrau vollkommen verwirklicht hat", so werde ich später in der Präfation der Messe beten.

Bleiben wir zuerst bei der Taufe. Am 8. Dezember feiern wir das Fest Mariä Empfängis, das "Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria". Wir feiern, dass Maria frei von der Erbschuld empfangen wurde, das heißt, dass sie von Beginn ihres Daseins an ohne jede Trennung zu Gott gewesen ist; dass er sie von Anfang an mit der Fülle seiner heiligmachenden Gnade beschenkt hat. - Ein Geschenk, das auch uns bei der Taufe gemacht wird. Und wenn wir, im Gegensatz zu Maria, nicht immer mitwirken mit dieser Gnade Gottes, dann ist uns in der hl. Beichte eine Möglichkeit geschenkt, immer wieder neu damit anzufangen.

Das eigentlich zweite Initiationssakrament, das aus praktischen Gründen bei uns in der Regel erst später gespendet wird, ist die Firmung - die "Besiegelung" der Taufe, die uns noch fester an die Gemeinschaft der Kirche binden soll. Dazu wird dem Gefirmten der Beistand des Hl. Geistes zugesagt: Der Hl. Geist, die dritte göttliche Person, Gott selbst will Wohnung nehmen in uns und durch uns wirken. - Auch das sehen wir bei Maria in einzigartiger Weise erfüllt. "Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten", so verkündet ihr der Engel Gabriel das Wunder der Menschwerdung Gottes in ihrem jungfräulichen Schoß.

Und schließlich ist das dritte Initiationssakrament, das uns Sonntag für Sonntag, ja Tag für Tag in der Gemeinschaft mit Christus und in der Gemeinschaft der Kirche erhält, die Eucharistie. Wir dürfen Jesus leibhaftig, wie Maria, in uns aufnehmen, uns aufs Innigste mit ihm verbinden und von ihm leben. Freilich zeigt uns Maria auch, wie wir mit dieser Gnade, die uns gerade auch in der Eucharistie geschenkt wird, umzugehen haben. Nachdem sie Christus in ihrem Leib empfangen hat, macht sie sich auf zu Elisabeth. So sind auch wir gerufen, hinauszugehen - Ite missa est! - und Christus durch Wort und Tat in die Welt zu tragen.

Liebe Brüder und Schwestern!

"Wer den Willen meines himmlischen Vaters erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwestern und Mutter." - Maria, "Unsere Liebe Frau", hat das auf einzigartige Weise getan; und auch wir sind gerufen, es ihr gleichzutun. Ein anspruchsvolles Programm also, das echte Marienfrömmigkeit an uns stellt. Doch Gott lässt uns nicht allein dabei. Er gibt uns in der Gemeinschaft der Kirche, nicht zuletzt in den Sakramenten, großartige Hilfsmittel an die Hand - so ist es auch stimmig und angemessen, dass zu dieser Monatswallfahrt die Beichtgelegenheit dazugehört. Nutzen wir dieses Angebot, das Gott uns macht! Dann können wir wie Maria und mit ihrer Fürsprache und Begleitung auch unseren Weg als Christen in dieser Welt gehen und von Jesus als "Bruder, Schwester und Mutter" angeredet werden.

Zu den liturgischen Texten (Messformular "Maria, Quelle des Lichtes und des Lebens"; Schrifttexte vom Tag)

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