Ostermontag

Liebe Brüder und Schwestern!

Nach den langen Gottesdiensten der vergangenen Tage werde ich versuchen, mich am heutigen Ostermontag kurz zu fassen.
Nur ein Gedanke, der uns vielleicht durch die österliche Festzeit begleiten kann, die wir ja nun bis Pfingsten 50 Tage lang begehen:


Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, aber im Evangelium des gestrigen Ostersonntags hat es geheißen: "Sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsse."
Die Jünger sehen das leere Grab, aber können sich keinen Reim darauf machen.
Es braucht Zeit, dass die Osterbotschaft bei ihnen ankommen kann. Und auch wir sollten uns diese Zeit nehmen, durchzubuchstabieren, was es für mein persönliches Leben heißt, dass das Grab leer ist, dass nicht Unglück und Leid das letzte Wort haben, dass trotz allem, was uns auch zustoßen mag, Hoffnung vom leeren Grab Jesu ausgeht, dass letztlich nicht einmal der Tod eine unüberschreitbare Grenze für mich darstellt, wenn ich mich an Jesus halte.

Liebe Brüder und Schwestern!
Die Jünger brauchen Zeit. Das sehen wir auch in der Geschichte von den Emmausjüngern. Sie gehen weg. Man könnte sagen, sie laufen davon von dem schrecklichen Geschehen des Karfreitags. Vielleicht machen sie aber auch ganz einfach nur eine ausgedehnte Wanderung, um einen kühlen Kopf zu bekommen und alles in Ruhe überdenken zu können.
So oder so - die Jünger brauchen Zeit.
Und Jesus lässt ihnen diese Zeit. Aber er lässt sie nicht einfach alleine, sondern unerkannt geht er mit ihnen. Das, was sie von sich aus nicht erkennen konnten, "dass er von den Toten auferstehen müsse", wie es am Ostersonntag geheißen hat, darin führt er sie ein. Die Jünger brauchen Zeit, und Jesus begleitet sie.
Er ist ihnen nahe mit seinen Worten und schließlich auch im Brechen des Brotes. Und da gehen den Jüngern die Augen auf. Jetzt erkennen sie, dass es Jesus ist, dass er nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden ist und dass er auch ihnen dieses neue Leben schenken möchte.

Liebe Brüder und Schwestern!
Auch wir brauchen Zeit, um die Osterbotschaft in unserem Leben realisieren zu können. Und Jesus gibt uns diese Zeit.
Und er begleitet uns, oft auch unerkannt, und will uns helfen, in das neue Leben hineinzuwachsen.
Er ist uns nahe mit seinem Wort, im Wort der hl. Schrift, und in seinem Tun, ganz besonders im "Brotbrechen", in der Feier der hl. Messe, wo er sich immer wieder selbst an uns hinschenkt und wir uns seiner Gegenwart sicher sein dürfen.

Das ist mein Wunsch für diese Osterzeit: Dass wir uns Zeit nehmen, uns von Jesus begleiten lassen, und so immer tiefer in das hineinwachsen, was Ostern für uns bedeuten soll: Ein neues, erfülltes Leben, das auch Leid und Unglück ertragen kann, weil wir wissen, dass diese Dinge nicht das letzte Wort haben, weil es im Letzten ein ewiges Leben ist.
Amen.

Zu den liturgischen Texten

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