24. Mai 2019 - Vesper zur Langen Nacht der Kirchen

Lesung aus dem Buch Jesaja (30,27-31)

Liebe Besucher der Langen Nacht der Kirchen in der Pfarre Maria Anzbach!
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

"Dann singt ihr Lieder wie in der Nacht, in der man sich heiligt für das Fest", dieser Vers aus dem Buch Jesaja ist als Motto für die heurige Lange Nacht der Kirchen ausgewählt worden.
Wir haben diesen Vers in der Lesung soeben in seinem biblischen Kontext gehört.
Der Abschnitt, den wir gehört haben, findet sich im sogenannten "Assyrischen Zyklus" des Jesajabuches, der um das Jahr 700 vor Christus entstanden ist, als der assyrische König Sanherib vor den Toren Jerusalems lagerte, die Stadt aber nicht einnehmen konnte.

Die Bedrohung durch die Assyrer wird zugelassen - eine Nacht bricht herein über Jerusalem; aber Gott lässt sein Volk nicht im Stich - mitten in der Nacht der Bedrohung darf das Volk das Siegeslied anstimmen.

Liebe Brüder und Schwestern!
Wenn wir uns in der Nacht in der Kirche versammeln, dann kann das zum Ausdruck bringen, dass wir in den verschiedensten Bedrohungen und Ängsten unseres Lebens bei Gott Zuflucht suchen.
Wenn wir hier einstimmen in die Vesper, das Abendlob, das die Kirche über den Erdkreis verteilt singt, dann soll das ein Zeichen sein, dass wir - obgleich bedroht und von mancher Nacht umgeben - uns "heiligen für das Fest", dass wir wissen: Gott führt es zum Guten.

Liebe Brüder und Schwestern!
Als Jesus gekreuzigt wurde, verfinsterte sich der Himmel. Er hat selbst die Bedrohung der Nacht auf sich genommen.
Doch wie groß die Gefahr auch sein mag, wie dunkel die Nacht auch ist, Gottes Licht wird am Ende immer stärker sein.
Das ist die Botschaft, die uns auch die Osterkerze sagen möchte, die mitten in das Dunkel der Osternacht hinein entzündet wurde und die bei allen Gottesdiensten in der Osterzeit bis Pfingsten brennt.
Das große Fest, für das wir uns heiligen, indem wir des Nachts, auch in allen Nöten und Sorgen, Gott unser Loblied singen - dieses Fest ist für uns Christen nicht einfach nur die Errettung von der Bedrohung Assurs; es ist die Errettung von der ewigen Nacht des Todes, es ist die Hoffnung auf ein ewiges, unvergängliches Leben, in dem es keine Nacht mehr geben wird.

So wollen wir also auch in den Nächten unseres Lebens auf Gott vertrauen, uns "heiligen für das Fest" der ewigen Freude, im Bewusstsein, dass Gott am Ende aller Nächte uns einen ewigen Freudentag bereitet hat. "Dann singt ihr Lieder wie in der Nacht, in der man sich heiligt für das Fest."

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