4. Ostersonntag - Lj. C.

Liebe Brüder und Schwestern!

In der ersten Lesung haben wir an diesem 4. Sonntag der österlichen Festzeit von Paulus und Barnabas und damit von der Missionstätigkeit der jungen Kirche gehört.
Das Hinausgehen, die Verkündigung der Botschaft vom Tod und der Auferstehung Jesu, die Mission gehört von Anfang an zum Wesen der Kirche dazu.
Und auch heute hat das nicht an Aktualität verloren. Von Christus erzählen, die Botschaft hinaustragen - das ist auch uns heute aufgetragen.


Was aber treibt Paulus und Barnabas und die junge Kirche dazu, das Evangelium zu verkünden, weite Reisen und Unannehmlichkeiten dafür auf sich zu nehmen und auch mit manchen Anfeindungen leben zu müssen - wir haben ja auch heute davon gehört: Sie "veranlassten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet"?
Es ist wohl der innere Drang, das, was ihnen selbst wichtig geworden ist, wichtiger als alles andere, nicht nur für sich zu behalten, sondern weiterzugeben. "Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!", sagt Paulus an einer anderen Stelle. Er, der ein so einschneidendes Erlebnis vor Damaskus gehabt hat, das sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat, kann gar nicht anders, als aller Welt davon zu erzählen.
Wenn wir selber diesen Drang nicht verspüren, unseren Glauben weiterzugeben, dann kann das ein Alarmsignal sein, dass unser eigener Glaube vielleicht doch nicht so stark und so tief ist, wie wir meinen würden.

Liebe Brüder und Schwestern!
Dieser innere Drang, den Paulus und Barnabas und viele andere Menschen bis heute verspüren, entspricht auch ganz der Art und Weise, wie Gott in unserer Welt wirkt.
Es sind einzelne Menschen, die sich aufmachen und von Gott erzählen. Es sind einzelne Menschen, die von ihm gerufen werden.
Es sind einzelne Menschen - Gott wedelt nicht mit dem Zauberstab und die ganze Welt ist wieder in Ordnung; nein, er respektiert die Freiheit des Menschen und beginnt im Kleinen. Es sind einzelne Menschen - aber mit einer universalen Aufgabe.
Gott möchte die ganze Welt zu sich führen, aber er bedient sich dazu einzelner Menschen: angefangen bei Abraham, den er als einzigen Gerechten aus allen Menschen auswählt um "Vater der Völker" zu werden; Gott beruft das eine Volk Israel dazu, sein besonderes, auserwähltes Volk zu sein; Gott wird zuletzt selbst Teil dieser Welt in einem einzigen Menschen, Jesus von Nazareth.

Diese Logik Gottes bringen Paulus und Barnabas auch ins Wort, wenn sie den Juden in Antiochia das Zitat aus dem Buch Jesaja vorhalten: "Ich habe dich zum Licht für die Völker gemacht, bis an das Ende der Erde sollst du das Heil sein."
Der Theologe Hans Urs von Balthasar erkennt in diesem Wort eine, wie er es nennt, "zentrifugale() Missionsbewegung": Die Einmaligkeit Israels "muß den Völkern auffallen und sie magnetisch anziehen." (Theodramatik II/2, 372)

Liebe Brüder und Schwestern!
Das heutige Evangelium ist aus der Hirtenrede im Johannesevangelium genommen. Jesus bezeichnet sich als der Gute Hirte: "Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir."
Jesus ist eben der eine, der die vielen, der alle seine Schafe zum Vater führen will. Und wir sind gerufen, ihm nachzufolgen und selbst hinauszugehen, Hirten zu werden, seine Schafe zu sammeln und zu Gott hinzuführen.
Diesen Auftrag können wir so erfüllen wie Paulus und Barnabas, indem wir hinausgehen und von Jesus erzählen. Wir dürfen aber auf keinen Fall vergessen, wie das Volk Israel Magnete zu sein, um im Bild von Balthasar zu bleiben, Magnete, die durch ihre Lebensweise andere anziehen.

Liebe Brüder und Schwestern!
Der heutige vierte Ostersonntag ist auch der Weltgebetstag um geistliche Berufe. Hirte sein, Mission betreiben, andere für Gott begeistern - das sind Aufgaben des Priesters, aber auch Aufgaben aller Christen. Freilich haben die Priester eigene, unersetzliche Dienste zu verrichten - denken wir nur an die Feier der hl. Messe oder des Beichtsakraments. Daher sollen wir auch um viele neue geistliche Berufungen beten. Aber das entbindet uns nicht von der Pflicht, selber aktiv zu werden, dort wo wir stehen.

Ein letztes Wort an alle Mütter:
Es ist schön, wenn der Sonntag vom Guten Hirten heuer mit dem Muttertag zusammenfällt. Auch Muttersein ist ganz sicher so eine wichtige Aufgabe. Auch christliche Mütter können, dürfen und sollen Missionarinnen sein. Sie dürfen Ihre Kinder hinführen zu Jesus. Und Sie dürfen das in einer so einzigartig liebenden Weise tun, dass auch diese Einmaligkeit den anderen auffällt und sie magnetisch anzieht.


Zu den liturgischen Texten

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