20. Oktober 2019 - Kirchweihfest in Eichgraben, Weltmissionssonntag

Liebe Brüder und Schwestern!

Kirchweihfest - der Blick auf unsere Pfarrgemeinde, auch auf unser Kirchengebäude - und Weltmissionssonntag - der Blick in die weite Welt, auf das weltweite Christentum, der Aufruf, auch hinauszugehen und Christus zu verkünden - passt das zusammen?

Nun, das Kirchweihfest ist immer ein Anlass, darüber nachzudenken, was uns eigentlich zur Kirche macht. Es geht ja nicht nur um das Gebäude, in dem wir uns versammeln, sondern in erster Linie ist die Kirche die Gemeinschaft der Gläubigen, sind wir selbst "Gottes Bau" auf dem Grundstein, der Jesus Christus selber ist, wie es der hl. Paulus in der Lesung sagt.

Wenn wir uns also nur in unserer großen Kirche in Eichgraben einschließen würden, wenn wir nur unter uns bleiben wollten, dann wären wir gar nicht wirklich Kirche. Wir wären jedenfalls nicht der Bau, der auf Jesus Christus aufbaut, der uns selbst zuruft: "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!" Wenn Paulus uns daran erinnert, dass niemand einen anderen Grundstein legen kann, dann gilt das wohl auch für die Mission, für das Hinausgehen in die Welt: Wer darauf verzichtet, der baut nicht mehr an der Kirche Christi, sondern kocht höchstens sein eigenes Süppchen.
Um an den hohen Stellenwert des Missionarischen in der Kirche zu erinnern, hat Papst Franziskus den ganzen Monat Oktober 2019 zum außerordentlichen Monat der Weltmission erklärt. Er erinnert an die vor genau 100 Jahren erschienene Enzyklika über die Mission "maximum illud" von Papst Benedikt XV.
"Der Papst weist mit den Anfangsworten „Maximum“ auf den „allergrößten“ Auftrag hin, den Jesus seinen Jüngern gegeben hat",
so die österreichischen Bischöfe in ihrer Predigtanregung für den heutigen Weltmissionssonntag.
Kirche, so wie Jesus sie will, kann nicht in sich geschlossen bleiben. Kirche, so wie Jesus sie will, gibt es nicht ohne Mission. Die Bischöfe laden uns daher mit Papst Franziskus ein, eine entsprechende Mentalität zu entwickeln: 
"eine Mentalität des Hinausgehens, eine Mentalität des Zugehens auf die Fernen, eine Mentalität des Entwickelns neuer Ideen, um den Menschen das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden. Kurz gesagt: Wir brauchen eine missionarische Mentalität, die uns von innen her antreibt, dem Glauben fernstehenden Menschen die Schönheit des Evangeliums wieder zu vermitteln."
Liebe Brüder und Schwestern!
Der Monat der Weltmission und besonders der heutige Weltmissionssonntag laden uns ein, Kirche weiter zu denken als die Wände unseres Gotteshauses oder die Grenzen unserer Pfarre.
Was wir hier als Teil dieser großen kirchlichen Gemeinschaft in Eichgraben leben und feiern dürfen, darf sich daher getragen wissen von der großen Gemeinschaft der Kirche auf der ganzen Welt; vom Gebet und Glauben unzähliger Christen, die über den Globus verstreut leben, ja sogar von allen Christen, die jemals gelebt haben oder leben werden.

Liebe Brüder und Schwestern!
In der ersten Lesung haben wir die eindrucksvolle Schilderung von Mose gehört, dem die Hände schwer werden - ein Bild vielleicht auch für unsere eigene Situation als Kirche in Europa, in Österreich, in Eichgraben. Manchmal scheint es auch bei uns, was das kirchliche Leben und den Glauben betrifft, Ermüdungserscheinungen zu geben.
Aaron und Hur, die die Hände des Mose stützen - das könnte für uns der Blick auf die weltweite Gemeinschaft der Kirche sein, auf eine lebendige, vielfältige und weiterhin wachsende Gemeinschaft.
"Der Blick auf die junge, arme, aber kraftvoll wachsende Weltkirche ist die beste Therapie gegen die Glaubens- und Kirchenmüdigkeit, die uns in Österreich manchmal zu erfassen droht",

sagen die österreichischen Bischöfe.

Liebe Brüder und Schwestern!
Stütze sein - das ist nicht nur eine Einbahnstraße. Der Weltmissionssonntag lädt uns schließlich auch ein, für die Kirche in ärmeren Ländern einen Beitrag zu leisten. 
Denn auch wir - so die Bischöfe - "haben die Möglichkeit, die Dynamik der Weltkirche zu unterstützen. Darum geht es am Weltmissions-Sonntag: Im Auftrag des Papstes wird in allen Gottesdiensten auf allen Kontinenten und in allen Ländern für die Weltkirche gesammelt. Die Päpstlichen Missionswerke finanzieren mit diesen Geldern konkrete Projekte in den armen Diözesen: Schulen, Kindergärten, Waisenhäuser werden gebaut; Priesterseminare, Altenheime, Sterbehäuser und hunderte andere Dinge werden durch die Sammlung des Weltmissions-Sonntags überhaupt erst möglich. Es ist eine der größten Solidaritätsaktionen dieses Planeten".
Liebe Brüder und Schwestern!
Kirchweihfest und Weltmissionssonntag sind also keine Gegensätze, sondern weisen uns darauf hin, was es heißt als Kirche vor Ort Teil der Weltkirche zu sein; sich getragen wissen dürfen von der Weltkirche und selbst weltweit - im Wortsinn eben "katholisch" - zu denken.

Die Bischöfe schließen ihre Predigtanregung mit folgenden Worten, die ich in ihrem Namen an Sie richten darf:
"Mit der Bitte um die mütterliche Fürsprache Mariens für die Mission und für uns alle erteilen wir Ihnen und allen, mit denen Sie in Liebe verbunden sind, den bischöflichen Segen!
Die Erzbischöfe und Bischöfe Österreichs" 

Folgende Schrifttexte wurden ausgewählt:
Lesung aus dem Buch Exodus (17,8-13) (vom 29. Sonntag C)
Lesung aus dem ersten Korintherbrief (3,9c-11.16-17) (vom Kirchweihfest)
Aus dem Evangelium nach Markus (16,15-20) (aus der Messe für die Ausbreitung des Evangeliums)

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