2. Sonntag i. Jkr. - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Weißes und Buntes nicht zusammen waschen! - Diese Grundregel kennt jede Hausfrau und jeder, der schon einmal Wäsche gewaschen hat.
Weißes und Buntes nicht zusammen waschen; die Buntwäsche könnte abfärben und die weiße Wäsche wäre die längste Zeit weiß gewesen.
Wäsche färbt ab. Doch wahrscheinlich werden Sie sich fragen, warum ich heute davon spreche.

Nun, es geht mir um das Abfärben. Wir haben vergangenen Sonntag die weihnachtliche Festzeit abgeschlossen, wir durften das große Geheimnis betrachten, dass Gott Teil unserer Welt wird. "Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt", daran wurden wir mehrfach erinnert an den Tagen der Weihnachtszeit und auch heute wurde dieser Satz nochmals als Hallelujavers vor dem Evangelium wiederholt.

Wenn man Weißes und Buntes mischt, besteht die Gefahr des Abfärbens. Was aber, wenn genau dieser Effekt gewünscht ist?
Gott wird Mensch; er "mischt sich unters Volk". Könnte es nicht sein, dass Gott damit genau diesen Effekt des Abfärbens bezwecken will?

Gott wird Mensch, er lässt die Menschheit auf sich abfärben, freilich ohne dass er dadurch aufhört Gott zu sein, so bezeugt Johannes der Täufer gegenüber Jesus: "Dieser ist der Sohn Gottes."

Gott wird Mensch. Das Abfärben soll aber auch in der anderen Richtung geschehen: Der Mensch darf die Gottheit auf sich abfärben lassen.
Der hl. Athanasius hat es im 4. Jahrhundert so formuliert: "Gott wird Mensch, damit der Mensch vergöttlicht wird."

Liebe Brüder und Schwestern!
Als zweite Lesung haben wir vorhin den Beginn des ersten Korintherbriefes gehört. Ich weiß nicht, ob es Ihnen aufgefallen ist, wie Paulus die Gemeinde von Korinth darin anredet. Er spricht von den "Geheiligten in Christus Jesus". 
Der hl. Paulus wird im Verlauf seines Briefes auch nicht mit Kritik an den Korinthern sparen. Tiefgehende Spaltungen haben sich in der Gemeinde eingeschlichen, was Paulus zutiefst anprangert. Er wird sie erinnern an die eine Taufe, die sie alle empfangen haben. "Ist denn Christus zerteilt?", so wird er sie fragen und ihnen vorhalten.
Wir stehen in der Weltgebetswoche um die Einheit aller Christen. Auch heute ist diese Kritik des Paulus hochaktuell.

Doch trotz allem spricht Paulus die Korinther an als "Geheiligte". Grundlegend ist und bleibt, dass sie - eben durch die eine Taufe - zu Christus gehören, dass Christus auf sie abfärbt.

Liebe Brüder und Schwestern!
Damit etwas abfärben kann, müssen sich - im Bild gesprochen - die beiden Wäschestücke nahe kommen, in der Wäschetrommel geradezu aneinander reiben.
Sind wir bereit, dass Christus auf uns abfärbt? Sind wir ihm nahe genug dafür?
Und wo zeigt es sich in meinem Leben, dass ich ein "Geheiligter in Christus Jesus" bin?

Zu den liturgischen Texten


Frei nach:
Markus BÖHME: Kurz&knackig. Die Frohe Botschaft zum Tweeten, Teilen, Liken, Marktoberdorf 2019, S. 40

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