3. Sonntag i. Jkr. - Lj. A; mit der Friedensmesse "Da pacem Domine"

(statio) "Da pacem Domine" - "Gib Frieden, Herr", so beginnt ein alter gregorianischer Gesang aus dem 9. Jahrhundert. "Da pacem Domine in diebus nostris" - "Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen". Auch wenn dieser Text aus dem Mittelalter stammt, hat er doch an Aktualität kaum eingebüßt.
Es freut mich, dass heute in Eichgraben bei der heiligen Messe eine musikalische Komposition erklingt, der genau dieser gregorianische Gesang in der Melodieführung zugrundeliegt. Die Friedensmesse "Da pacem Domine", die uns heute vom Chor der Universität für Bodenkultur Wien dargeboten wird, ist ein sehr junges Werk, komponiert von fünf österreichischen Komponisten und im vergangenen Juni 2019 in Graz uraufgeführt. Heute erklingt sie das erste Mal in Niederösterreich.
"Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen", dieses alte Gebet, das die Komponisten der Friedensmesse begleitet hat, soll auch uns durch diesen Gottesdienst begleiten. Wenn wir auf uns blicken, müssen wir uns wahrscheinlich eingestehen, dass wir allzu oft nicht zum Frieden beitragen, im Großen und im Kleinen. So bleibt uns nur mit dem alten Gebet weiter zu bekennen: "denn es gibt niemand anderen, der für uns streiten könnte, außer dich, unseren Gott."
Wenn der Chor nun für uns als ersten Teil der Friedensmesse das Kyrie singt, wollen wir uns ganz Gott anvertrauen, mit allem, was uns bewegt; auch mit all unserem Versagen, wo wir nicht immer zum Frieden beigetragen haben.

(Kurz-Homilie)
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
"Als Jesus hörte, dass man Johannes ins Gefängnis geworfen hatte", so beginnt das heutige Evangelium, so beginnt bei Matthäus das öffentliche Auftreten Jesu.
Jesu Wirken steht also unter diesem Vorzeichen: Johannes der Täufer, der ihm die Wege bereiten sollte, ist verhaftet worden, weil er mutig gegen die unrechtmäßige Ehe des Herodes aufgetreten ist.
Es ist fast, als wollte der Evangelist mit dieser Notiz vorwegnehmen, dass auch Jesus Opfer ungerechter Gewalt werden wird. Doch noch ist die Zeit dafür nicht gekommen und so zieht sich Jesus nach Galiläa zurück.

Wir dürfen diesen "Rückzug" Jesu allerdings nicht missverstehen als ein Davonlaufen von einer gefährlichen Umgebung. Galiläa ist von den jüdischen Zeitgenossen Jesu durchaus mit Verachtung betrachtet worden, als ein unreines, ein mit Heiden vermischtes Land. Jesus bringt sich also nicht einfach in Sicherheit, sondern betritt geradezu feindliches Terrain.
Das sieht auch der Evangelist Matthäus so. Der Notiz, dass man Johannes gefangengenommen hat, gibt er nämlich noch eine zweite Begründung für den "Rückzug" Jesu nach Galiläa bei:
"Denn so sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: ... das heidnische Galiläa: Das Volk, das im Dunkel saß, hat ein helles Licht gesehen"
Matthäus, der sein Evangelium für Christen schreibt, die aus dem Judentum kommen, ist überhaupt sehr bemüht, Jesus als die Erfüllung alter Verheißungen darzustellen; als den, von dem die heiligen Schriften Israels sprechen und auf den die gesamte Heilsgeschichte zuläuft. - Ein Gedanke, den wir auch aufgreifen dürfen, wenn der Heilige Vater den heutigen Sonntag zum Sonntag des Wortes Gottes erklärt hat: Das geschriebene und überlieferte Wort Gottes will uns hinführen zur Begegnung mit Jesus, dem menschgewordenen Wort Gottes.

Liebe Brüder und Schwestern!
Jesus befindet sich also in feindlichem Gebiet, aber gerade dort beginnt er sein öffentliches Wirken, seine Predigten und Wundertaten.
Wenn diese Schilderung des Matthäusevangeliums heute damit zusammentrifft, dass der Chor eine Messe singt, die den Titel trägt "Da pacem Domine" - "Gib Frieden, Herr", dann kann das eine Einladung an uns sein, Feindschaften, die es sicher auch bei uns gibt, zu überwinden. Streit und Spaltungen gab es eben nicht nur zur Zeit Jesu oder zur Zeit des Paulus, der in der zweiten Lesung ja auch zur Einheit aufruft, sondern gibt es immer noch - im Großen zwischen Völkern und Nationen, zwischen Religionen und Kofessionen; aber auch im Kleinen zwischen Nachbarn, zwischen Geschwistern, sicher auch zwischen einzelnen Gruppierungen oder Personen in unserer Pfarrgemeinde.

Hier gilt uns sicherlich der Aufruf Jesu: "Kehrt um!" - im Urtext: 
μετανοειτε, ändert eure Gesinnung! - Verbunden mit der Begründung: "Denn das Himmelreich ist nahe." Dort wo das Reich Gottes mit Jesus anbricht, dort ist kein Platz mehr für Streit und Spaltung, dort kehrt umfassender Frieden ein.
Wenn wir, wie die Jünger, ihm nachfolgen wollen, dann sind wir aufgerufen, auch unseren Beitrag dazu zu leisten. Bitten wir den Herrn, dass er uns dabei beistehe:

Da pacem Domine. - Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen; denn es gibt niemand anderen, der für uns streiten könnte, außer dich, unseren Gott. Amen.


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