Taufe des Herrn - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern!

Am vergangenen Montag haben wir den Dreikönigstag gefeiert, oder genauer gesagt: das Hochfest der Erscheinung des Herrn.
Im römischen Ritus liegt der Akzent dieses Tages eben auf dem Besuch der Weisen aus dem Morgenland, der "heiligen drei Könige" beim Jesuskind. Doch das ist nicht der einzige Festinhalt des 6. Jänner. "Drei Wunder heiligen diesen Tag", heißt es im kirchlichen Stundengebet am Fest der Erscheinung des Herrn.
Neben der Anbetung der Weisen gedenkt die Kirche auch der Taufe Jesu im Jordan und des ersten Wunders Jesu bei der Hochzeit zu Kana.

Die östlichen Riten legen ihren Fokus nicht so sehr auf die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland, sondern auf die Taufe Jesu verbunden mit der "großen Wasserweihe". Und auch im westlichen Ritus gibt es eben heute, am Sonntag nach dem Fest der Erscheinung des Herrn, ein eigenes Gedächtnis der Taufe Jesu im Jordan als Abschluss der weihnachtlichen Festzeit.
Wie passt das zusammen? Hier das Kind in der Krippe bzw. im Haus von Bethlehem und da der etwa 30jährige Jesus im Wasser des Jordan?

Erscheinung des Herrn heißt der 6. Jänner in der Liturgie der Kirche. Es geht um ein In-Erscheinung-Treten, ein Offenbarwerden, wer Jesus ist. Darin sieht die Kirche den "Abschluss" der Weihnachtszeit. Wäre Jesus ein gewöhnliches Kind gewesen, würden wir wahrscheinlich seine Geburt über 2000 Jahre später nicht mehr so groß feiern; doch Jesus ist kein gewöhnliches Kind.
Das deuten bereits die Weisen aus dem Morgenland mit ihren Geschenken an: Gold für den König, Weihrauch für den Gott und Myrrhe als Salbe, die beim Begräbnis verwendet wird, für den, der am Kreuz sterben wird.
Jesus ist kein gewöhnliches Kind, kein gewöhnlicher Mann. Das sagt die Stimme des göttlichen Vaters selbst bei seiner Taufe im Jordan, am Beginn seines öffentlichen Auftretens: "Dieser ist mein geliebter Sohn".
Jesus ist kein gewöhnlicher Mensch. Das zeigt sich - stellvertretend für die vielen Wundertaten Jesu - in der Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit zu Kana.

Liebe Brüder und Schwestern!
So lädt uns das Fest der Erscheinung des Herrn und dessen Nachklang am heutigen Sonntag ein zu einem Ausblick: Nicht die Krippe ist das Ziel der Menschwerdung Gottes, sondern das Kreuz und durch das Kreuz hindurch die Herrlichkeit des Himmels, in die er als menschgewordener Gott auch den Menschen führen will.

In der Ikonentradition der Ostkirchen wird das auch bildhaft dargestellt:
Die Ikone der Taufe Jesu zeigt ihn im Jordan wie in einer Höhle; ganz ähnlich wie die Weihnachtsikone die Geburt Christi in einer Höhle zeigt und auf der Auferstehungsikone die "Höhle" des Grabes Christi angedeutet wird.

Sehr früh wurde die Taufe Jesu im Jordan mit dem Wechsel von Untertauchen und Auftauchen als Hinweis auf seinen Tod und seine Auferstehung gesehen.
Am Jordan stellt sich Jesus auch das erste Mal in die Reihe der Sünder - die Taufe des Johannes ist ja ein Bußritus gewesen. Johannes der Täufer will deshalb die Taufe Jesu auch gar nicht zulassen, weil er als der ganz Reine es nicht nötig hat, Buße zu tun. "Ich müsste von dir getauft werden", sagt er. Doch Jesus solidarisiert sich mit den sündigen Menschen. So wird die Taufe Jesu zum Sinnbild für sein stellvertretendes Handeln, für sein Leben für uns Menschen - und weist damit wiederum hin auf Tod und Auferstehung Jesu, auf den Höhepunkt seines stellvertretenden Tuns.

Liebe Brüder und Schwestern!
Der Abschluss der Weihnachtszeit lenkt also unseren Blick hin auf das Osterfest. Das wird auch durch eine alte Tradition unterstrichen: Seit dem 4. Jahrhundert wird am Fest der Erscheinung des Herrn der Ostertermin angekündigt, verbunden mit den anderen beweglichen Festtagen des Jahres.
Diese Festankündigung erfolgt traditionell gesungen in der Melodie des Exsultet, des Osterlobes aus der Feier der Osternacht, sodass dieser Ausblick auf Ostern noch verstärkt wird. Im Anschluss an die Predigt werde ich diese Festankündigung heute, am Sonntag nach Erscheinung des Herrn, nachholen.
Wir sind eingeladen zum Ausblick auf Ostern. Wir sind eingeladen, die Konsequenzen aus der Menschwerdung Gottes zu ziehen. Jesu Leben war ein Leben in Solidarität mit den Menschen, ein Leben für die anderen. Wenn wir Weihnachten feiern und auf Ostern zugehen, dann müssen auch wir uns an diesem Vorbild Jesu orientieren.

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