3. Ostersonntag - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn man das Evangelium von heute und das Evangelium vom vergangenen Sonntag nebeneinander legen würde, würde man einige Gemeinsamkeiten feststellen können. Da ist der Gruß des Auferstandenen, der in die Mitte seiner Jünger tritt: "Friede sei mit euch!" Da sind die Zweifel der Jünger bzw. des Thomas. Da ist vor allem auch die Bedeutung der Wundmale und der Leibhaftigkeit des Auferstandenen. Ja, die biblischen Ostererzählungen legen Wert darauf, dass der auferstandene Jesus leibhaftig gesehen und berührt werden kann, dass er kein Gespenst ist, sondern sogar feste Nahrung zu sich nimmt. Natürlich ist der Leib des Auferstandenen auch ganz anders. Er geht durch verschlossene Türen, wird erst nicht erkannt, verschwindet einfach, ... aber es ist doch derselbe Jesus, der mit den Jüngern auch in seinem irdischen Leben Mahl gehalten hat.

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Christentum ist keine Religion des rein Geistlichen. Nein, auch der Leib, das Sinnenhafte spielt eine große Rolle. Im Alten Bund gab es das Bilderverbot: "Du sollst dir kein Bildnis machen". Das Allerheiligste im Jerusalemer Tempel war ein leerer Raum. Die Kirche hat sich dazu durchgerungen, von diesem alten Kultgebot abzuweichen; aus der Überzeugung heraus: Gott ist Mensch geworden, hat sich be-greif-bar und dadurch auch an-greif-bar gemacht - und darüber hinaus ist er auch als der Auferstandene ein leibhafter Mensch, zeigt er uns, dass es auch unsere letzte Bestimmung ist, als ganze Menschen mit Leib und Seele Teil am ewigen Leben zu haben.

So gibt es eben im Neuen Bund auch die Bilder. Im sogenannten Ikonenstreit im frühen Mittelalter wurde klargestellt, dass diese Bilder zu Recht existieren und auch verehrt werden, weil in ihnen das Dargestellte verehrt wird; ja, weil sie uns etwas vom Sichtbaren, Sinnenhaften erzählen, das zu unserem Glauben - gerade auch zu unserem österlichen Glauben - unbedingt dazugehört.

Wenn wir uns in Eichgraben auf die Feier unseres 70-jährigen Kirchweihjubiläums im Herbst vorbereiten, dürfen wir also auch ganz besonders unseren Kirchenraum und seine künstlerische Ausgestaltung zu uns sprechen lassen. Ja, wir dürfen ihn uns die Osterbotschaft zurufen lassen. Im vergangenen Jahr während des ersten "Corona-Lockdown" habe ich dazu bereits fünf "Eichgrabener Auferstehungsbilder" betrachtet und diese Betrachtungen jeweils auf der Homepage veröffentlicht. Auch in der Festschrift zum Kirchweihjubiläum, die gerade am Entstehen ist, werden diese Betrachtungen enthalten sein. Ich möchte heute nur auf einen Aspekt verweisen, der mir in der Betrachtung unserer "Auferstehungsbilder" wichtig geworden ist.

Wenn Sie das Freskenfries von Karl Pehatschek betrachten, das Szenen aus dem Leben Jesu zeigt, dann finden Sie dabei natürlich auch eine Darstellung der Auferstehung Jesu. Jesus schwebt aus dem dunklen Grab und ist umgeben von angedeuteten Lichtstrahlen - so wie das Osterlicht in der Osternacht in die dunkle Kirche getragen wurde und das Licht der Auferstehung gleichsam die Dunkelheit vertrieben hat. Diese Strahlen wollen hinweisen auf die Herrlichkeit des neuen Lebens, die wir mit irdischen Bildern gar nicht richtig beschreiben können.

Ich weiß nicht, ob meine Beobachtung vom Künstler so intendiert gewesen ist, aber wenn man den ganzen Zyklus betrachtet, dann erinnern mich die Strahlen um den Auferstandenen auch an eine andere Szene. Sie haben nämlich erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Heu und Stroh in der Darstellung von der Geburt Jesu; und auch das Grab in der Auferstehungsszene ist im gleichen Farbton gehalten wie die Krippe. Außerdem erscheint die Handhaltung des Auferstandenen geradezu als das Spiegelbild der Handhaltung des neugeborenen Jesuskindes. - Ob diese Parallelisierung nun vom Künstler bewusst so inszeniert worden ist oder nicht, so finde ich die Aussage dahinter doch bemerkenswert: Weihnachten und Ostern gehören zusammen! Die Menschwerdung Gottes, die wir zu Weihnachten feiern, kommt zu ihrem Ziel am Osterfest. Oder anders gesagt: Das irdische Leben Jesu läuft auf die Auferstehung, das ewige Leben zu. Und nochmals anders formuliert: Jesus, der uns in seinem Leben auf Erden zeigt, was es heißt, Mensch zu sein, so wie er von Gott her gedacht und gewollt ist, zeigt uns in seiner Auferstehung die letzte Bestimmung des Menschen: nämlich am ewigen Leben Gottes teilzuhaben.

Liebe Brüder und Schwestern!

Manchmal sagen wir, wenn wir uns über etwas besonders freuen, dass es sich anfühlt, als würden Weihnachten und Ostern zusammenfallen. Und tatsächlich liegt es an uns, das wahr werden zu lassen. Üben wir bereits in diesem Leben die "Handhaltung" des Auferstandenen ein! Leben wir unser Leben so, dass es "ewigkeitstauglich" ist - nicht abgehoben von unserer leib- und sinnenhaftigen Wirklichkeit, sondern mit beiden Füßen im Leben stehend!

Zu den liturgischen Texten

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