Ostersonntag - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir leben in einer schwierigen Zeit! - Wie oft haben Sie diesen Satz nun schon gehört? Vielleicht hängt er Ihnen bereits bei den Ohren hinaus; aber man kann es fast nicht anders sagen. Wer hätte voriges Jahr zu Ostern, als die meisten von uns die wichtigsten Gottesdienste des Jahres nur über die Medien mitfeiern konnten, schon gedacht, dass wir auch heuer noch mitten im Ausnahmezustand stecken? Und wenn wir dieses Jahr revuepassieren lassen, dann könnten wir von einem regelrechten Auf und Ab sprechen. Lockdown, Lockerungen, nächtliche Ausgangsbeschränkung, weitere Verschärfungen, Massentests, Kontaktverbot, dann wieder Lockerungen, Ostgipfel, Osterruhe, usw. - Man kann schön langsam den Überblick verlieren. In der Rückschau ist dieses Jahr ein richtiger Schlagabtausch, eine nicht enden wollende Schlacht zwischen dem Virus und Gegenmaßnahmen gewesen - und diese Schlacht dauert immer noch an.

Von einem Schlagabtausch und einer Schlacht kündet auch ein poetischer Text, der für die Liturgie des Ostersonntags vorgesehen ist. Die mittelalterliche Ostersequenz, die vor dem Evangelium eingeschoben wird, verkündet uns das Geheimnis von Tod und Auferstehung im Bild eines Zweikampfes zwischen Leben und Tod: "mors et vita duello conflixere mirando" - "Tod und Leben, die kämpften unbegreiflichen Zweikampf". Und in dieser Schlacht gibt es auch Höhen und Tiefen, bis am Ende der Tod die Oberhand zu gewinnen scheint und der Heerführer des Lebens eine vernichtende Niederlage erleidet. Doch, das drückt das lateinische Original sehr kunstvoll aus, gerade durch diese Niederlage erlangt der Heerführer des Lebens seinen endgültigen Sieg: "dux vitae mortuus regnat vivus" - "des Lebens Fürst, der starb, herrscht nun lebend".

Liebe Brüder und Schwestern!

Der Tod in diesem Bild von der Schlacht, das uns die Ostersequenz ausmalt, ist natürlich in erster Linie der Kreuzestod Jesu. Er kann aber auch für alles stehen, was in unserem Leben danebengeht. Er kann für Sünde und Versagen, für Misserfolg und Irrwege stehen. Er kann für Leid, Not und Tod stehen, die gewiss auch vor jedem einzelnen von uns nicht Halt machen.

Die Botschaft von Ostern ist nun: Jesus ist Sieger über all das! Er ist es aber gerade dadurch, dass er zunächst ohnmächtig ist, selbst den Tod erleidet. - Auf diese Weise möchte uns Ostern, auch angesichts einer durchaus schwierigen Situation, Mut machen. Auch wenn es Sünde und Tod gibt, auch wenn wir dem Bösen nicht immer entrinnen können, wenn es so scheint dass der Heerführer des Lebens dem Heerführer des Todes unterliegt (dux vitae mortuus); am Ende ist das Leben stärker (regnat vivus) und der Tod muss sich geschlagen geben. Und das, liebe Brüder und Schwestern, ist die wahre Auferstehungserfahrung: Nicht dass das Böse weggenommen, sondern dass es mit all seinem Schrecken durchlitten und gerade dadurch überwunden wird.

Diese Erfahrung wünsche ich uns, nicht nur in Zeiten einer Pandemie. Denn auch wenn sie bitter erkauft werden muss, ist diese Erfahrung der Ursprung jener Osterfreude, von der es im Schlusssegen der Messe heißen wird, dass sie "niemals endet".

Zu den liturgischen Texten

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