2. Sonntag nach Pfingsten - forma extraordinaria (Messaushilfe)

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Die heutige Epistel aus dem ersten Johannesbrief hält für uns eine Erinnerung bereit, die mir sehr aktuell erscheint: "Wundert euch nicht, wenn euch die Welt hasst."

Natürlich mag es diese Woche einige Fronleichnamsprozessionen in der Öffentlichkeit gegeben haben; und dass es heuer weniger waren als sonst, ist den verschiedenen Corona-Einschränkungen geschuldet und nicht primär antikirchlichen Maßnahmen.

Es mag sein, dass bei diversen öffentlichen oder privaten Anlässen auch kirchliche Würdenträger eingeladen sind und zu Wort kommen. Sei es der Erzbischof von Wien in der "Zeit im Bild" oder der Pfarrer, der gemeinsam mit dem Bürgermeister der 100-Jährigen zum Geburtstag gratuliert.

Es sei durchaus zugestanden, dass die abendländische Kultur, die aus dem Christentum heraus entstanden ist, noch immer Identität stiftet oder wenigstens als identitätsstiftend genannt wird - ob zurecht oder in missbräuchlicher Weise.

Wir erleben in unserer Heimat keine offene Christenverfolgung wie zu Zeiten der Abfassung der biblischen Bücher oder wie wir sie leider auch in anderen Regionen der Welt immer wieder beobachten müssen.

Und trotzdem gilt auch uns dieses Wort: "Wundert euch nicht, wenn euch die Welt hasst." Denn, liebe Brüder und Schwestern, wer hinter die Fassade blickt, wird auch heute diesen "Hass der Welt" zu spüren bekommen: 

  • Wenn die heilige Messe und der Gottesdienst im Zuge der Corona-Maßnahmen mit kulturellen Veranstaltungen oder dem Besuch im Baumarkt gleichgesetzt werden; bzw. wenn man sich - leider auch im innerkirchlichen Bereich - darüber beschwert, dass die österreichische Verfassung doch noch einen Unterschied macht.
  • Wenn das dreimalige Läuten der Glocken von heute auf morgen von manchen Zeitgenossen nicht mehr als Erinnerung an das Gebet, sondern als Lärmbelästigung aufgefasst und beanstandet wird.
  • Wenn dieselben Personen und politischen Akteure, die sich dafür einsetzen, dass muslimische Frauen aus religiöser Überzeugung sich in der Öffentlichkeit verschleiern dürfen, meinen, das Kreuz dürfe keinen Platz in Schulen oder Gerichtssälen haben.
  • Wenn Menschen, die sich aus christlicher Überzeugung heraus für das Recht auf Leben von der Zeugung an bis zum natürlichen Tod einsetzen, als Fundamentalisten beschimpft und bedroht werden.
  • Ganz zu schweigen von den Reaktionen, wenn Priester oder andere Gläubige es wagen, auf manch unliebsam gewordene Wahrheiten des katholischen Glaubens hinzuweisen.

Ja, liebe Brüder und Schwestern, dann wirkt die Erinnerung des hl. Johannes durchaus aktuell: "Wundert euch nicht, wenn euch die Welt hasst." Doch wie sollen wir diesem Hass entgegentreten, wie auf ihn antworten?

  • Natürlich müssen wir uns dafür einsetzen, dass die Feier der Liturgie auch rechtlich anders bewertet bleibt wie irgendeine Veranstaltung.
  • Selbstverständlich dürfen wir unseren Glauben auch lautstark nach außen tragen - sei es durch Glocken oder explizite Verkündigung.
  • Wir sollen uns auch durchaus dafür einsetzen, dass das Kreuz und andere christliche Symbole Platz im öffentlichen Leben haben.
  • Auf jeden Fall sind wir berufen, für das Lebensrecht einzutreten und gegen Abtreibung und Euthanasie unsere Stimme zu erheben.
  • Und auch die "unliebsamen" Wahrheiten unseres Glaubens dürfen wir nicht beiseite lassen, sondern müssen versuchen, sie der heutigen Zeit neu verständlich zu machen, ohne sie in ihrem Inhalt zu verändern.

Aber, liebe Brüder und Schwestern, der hl. Johannes hat angesichts des Hasses der Welt noch eine andere Strategie, ja ein anderes göttliches Gebot für uns: "Wir wissen, dass wir vom Tod zum Leben übergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. ... Meine Kindlein, lasst uns lieben ... in der Tat und Wahrheit."

Ja, die Antwort des Christen auf den Hass der Welt muss letztendlich die Liebe sein. Nur so können wir, getreu dem Vorbild unseres Heilands, den Hass überwinden und ihn gleichsam von innen her aushöhlen, bis er in sich zusammenbricht. Das mag zwar nicht immer der leichteste Weg sein, aber es ist der Weg, der uns zum Ziel führt - wenn schon nicht zu irdischen Zielen (auch das kann Gott uns schenken), so aber sicherlich zum ewigen Ziel.

Liebe Brüder und Schwestern!

Der Monat Juni ist in der Volksfrömmigkeit der Monat des heiligsten Herzens Jesu. Am kommenden Freitag feiern wir das Herz-Jesu-Fest. Jenseits mancher Herz-Jesu-Darstellungen, die vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen, zeigt uns das am Kreuz geöffnete Herz Jesu den rechten Umgang mit dem Hass der Welt: Liebe bis zuletzt - auch denen gegenüber, die ihm nur Hass und Grausamkeit entgegenbringen. Angesichts des Hasses der Welt hat Jesus buchstäblich sein Herz geöffnet - und gerade so die Welt erlöst. Nehmen wir das Geschenk der Erlösung an und tun wir es ihm gleich! Überwinden wir den Hass der Welt durch unsere bedingungslose Liebe!

Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen, bilde unser Herz nach deinem Herzen. Amen.

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