5. Sonntag nach Pfingsten (Kurzpredigt) - forma extraordinaria (Messaushilfe)

Liebe Brüder und Schwestern! 

"Wenn du daher deine Gabe zum Altare bringst und dich daselbst erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar, geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe."

Mit diesen Worten, die uns wohl vertraut sind, endet das Evangelium vom heutigen fünften Sonntag nach Pfingsten. Es sind Worte, die wir kennen, und doch tut es gut, sie immer wieder genauer zu betrachten.

Vielleicht fällt uns bei der Betrachtung ja dasselbe auf, das dem hl. Hieronymnus dabei förmlich ins Auge gesprungen ist, der diese Stelle unter anderem folgendermaßen kommentiert:

"Er sagt nicht 'wenn du etwas gegen deinen Bruder hast', sondern 'wenn dein Bruder etwas gegen dich hat'. So ist es umso mehr deine Pflicht, den ersten Schritt zur Versöhnung zu tun."

Ja, es ist nicht nur selbstverschuldeter Streit, den Jesus von uns verlangt, aus der Welt zu schaffen, bevor wir zum Altare treten. Das wäre wohl die "Gerechtigkeit" der Schriftgelehrten und der Pharisäer, von der Jesus heute eingangs sagt, dass wir weit darüber hinausgehen sollen. Nein, nicht nur, wenn ich etwas gegen meinen Bruder habe, wenn sich in mir Zorn oder Groll gegen ihn auftut, sondern auch umgekehrt, wenn er - vielleicht aus meiner Sicht sogar völlig unbegründet oder zu Unrecht - etwas gegen mich hat - ich bin aufgerufen, den ersten Schritt zu tun, eben nicht nur die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und der Pharisäer zu erfüllen, die ja per se sicher nicht schlecht ist, sondern darüber hinaus vollkommen zu sein wie der Vater im Himmel, wie Jesus einige Verse später sagen wird. Gott liebt die Menschen, aber die Menschen haben sich gegen ihn gestellt. Darum kommt er ihnen eben in seinem Sohn entgegen. - Und genau diese Bewegung auf den Nächsten zu erwartet er auch von uns.

Liebe Brüder und Schwestern!

Darum ist dieses Wort auch immer neue Mahnung an uns, wenn wir in der Feier der Eucharistie an den Altar treten. Die ganze irdische Existenz Jesu ist geprägt davon - von der Krippe bis zum Kreuz. Er ist sozusagen dieses "geh und versöhne dich mit deinem Bruder, der etwas gegen dich hat" in Person. Dieser Imperativ ist seine göttliche Sendung. Und wir dürfen uns mit seinem Opfer vereinen, das auf dem Altar Gegenwart wird; dürfen an seiner Sendung teilhaben. So ergeht eben an uns dieser Auftrag zur Versöhnung untereinander. Und, wie gesagt, wir sind es, die den ersten Schritt dabei tun sollen, unabhängig davon, ob wir der Meinung sind, dass dieser eigentlich beim Anderen liegen sollte. Gott macht in Jesus diesen Schritt auf uns zu; und auch wir sollen in diese - ja, sagen wir: göttliche - Bewegung einsteigen.

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