Heiligstes Herz Jesu (Titelfest in Eichgraben - solemnitas externa) - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Wenn jemandem etwas sehr wichtig ist, dann sprechen wir von einer "Herzensangelegenheit". Es kann mir ein Herzensanliegen sein, jemandem zum Geburtstag zu gratulieren. Ich kann jemanden von ganzem Herzen lieben. Ein persönliches Geschenk kommt von Herzen.

Am kommenden Freitag feiern wir das Herz-Jesu-Fest, das Titelfest unserer Kirche, die den Namen "Herz-Jesu-Friedenskirche" trägt. Wir dürfen wohl sagen, dass der Bau dieser Kirche vor 70 Jahren für den damaligen Pfarrer Josef Seiwald und für viele andere Menschen in Eichgraben nach dem Krieg ein "Herzensanliegen" gewesen ist. Nach den Jahren so großer Unsicherheiten - und die Ungewissheiten waren ja in der Nachkriegszeit auch nicht weniger - einen Ort zu haben, an dem man sich wohlfühlen kann, wo man spüren kann: Hier ist Gott mir nahe, das musste einem zu Herzen gehen. Man merkt auch heute in einer Zeit mancher Bedrängnisse durch die Corona-Pandemie, dass die Kirche ein Ort ist, der gerne aufgesucht wird. Leider ist der direkte Gottesdienstbesuch etwas eingebrochen, doch immerhin die Kirche als Ort der Nähe Gottes ist für viele Menschen eine Anlaufstelle geblieben - zumindest deuten in den letzten eineinhalb Jahren vermehrt angezündete Opferlichter darauf hin. So war der Bau dieser Kirche eine Herzensangelegenheit und darf es uns auch 70 Jahre später ein Herzensanliegen sein, sie zu erhalten.

Doch, liebe Brüder und Schwestern, wenn wir unsere Kirche bewusst als Herz-Jesu-Kirche wahrnehmen, wenn wir den Namenstag des Wienerwalddomes am Herz-Jesu-Fest feiern, dann dürfen wir den Spieß umdrehen: Die Herz-Jesu-Frömmigkeit zeigt uns jenseits mancher vielleicht kitschiger Darstellungen, zu denen nicht jeder gleichermaßen einen Zugang findet, dass wir, die Pfarre Eichgraben und alle Menschen auf dieser Erde, für Gott eine Herzensangelegenheit sind.

Die erste Lesung am Herz-Jesu-Fest ist heuer aus dem Buch Hosea genommen und zeigt den Liebesbund zwischen Gott und seinem Volk Israel auf. Eine leidenschaftliche Liebe ist es. Gott ist hin und hergerissen wegen der Untreue seines Volkes, das er doch aus ganzem Herzen liebt. "Mein Herz wendet sich gegen mich", heißt es da. Vielleicht kennen Sie ähnliche Situationen und können den Konflikt Gottes mit sich selbst nachvollziehen, der hier in poetischer Sprache gezeichnet wird.

Und das Evangelium zeigt uns, wie weit diese Liebe bereit ist zu gehen; wie sehr das Volk Israel, das stellvertretend für alle Völker der Welt steht, für Gott eine Herzensangelegenheit ist. Ihm bricht buchstäblich das Herz; jenes menschliche Herz Gottes, das in der Brust seines menschgewordenen Sohnes geschlagen hat.

Doch weil dieses Herz nicht nur ein menschliches Herz ist, sondern Gottheit und Menschheit in Jesus Christus unvermischt und ungetrennt verbunden sind, steht gerade dieses gebrochene Herz offen und strömt aus ihm die unendliche Liebe Gottes. Die Tradition der Kirche hat das Blut und Wasser aus der Seite des toten Leichnams Jesu immer auf die Sakramente hin gedeutet: seine österlichen Geschenke, die er für uns bereithält, die buchstäblich "von Herzen" kommen und uns die göttliche Liebe vermitteln wollen.

Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn uns unsere Kirche ein Herzensanliegen ist, dann ist es sicher gut und richtig, sie 70 Jahre nach ihrer Erbauung auch für künftige Generationen zu erhalten. Denn hier dürfen wir erfahren, dass Gott ein Herz für uns hat; dass wir seine Herzensangelegenheit sind; dass sein Herz für uns offensteht, wenn wir einfach hier bei ihm verweilen und ganz besonders, wenn wir uns zum Gottesdienst und zur Feier der Sakramente versammeln.

Gott hat ein Herz für uns. Und wir dürfen ihm von Herzen dankbar sein und seine Liebe annehmen!

Zu den liturgischen Texten

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