Hl. Familie - Lj. C

Liebe Familie Gottes, liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die meisten von Ihnen haben wahrscheinlich Weihnachten im Kreis der Familie gefeiert. Vielleicht gab es sogar einen gewissen Weihnachtsstress, um alle Familienangehörigen zu besuchen.
Und wenn jemand keine Familie mehr hat, ist besonders diese Zeit im Jahr eine harte Zeit.
Weihnachten ist in der Wahrnehmung der Welt ein Fest der Familie, auch wenn es gerade zu Weihnachten oft nicht nur harmonisch zugeht.

Am Sonntag nach Weihnachten feiern wir das Fest der heiligen Familie von Betlehem bzw. Nazaret: Jesus, Maria und Josef. Jesus ist Mensch geworden mit allen Konsequenzen, eben auch in eine menschliche Familie hinein.

Es gehört ja zum Menschsein dazu, die Gemeinschaft anderer zu suchen. Der Mensch ist zoon politikon, ein soziales Wesen, haben bereits die alten Philosophen, namentlich Aristoteles, gewusst.
"Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt", heißt es auch im Schöpfungsbericht im Buch Genesis.
Und die Familie ist die erste und zentrale Gemeinschaft, die ein Mensch erfährt. Wir wissen auch aus der Psychologie, dass gerade die ersten Erfahrungen eines Kindes in der Familie prägend sein können für dessen spätere Entwicklung.

Auch das Alte Testament spricht daher viel von der Familie und hat die Ordnung innerhalb der Familie als von Gott geoffenbartes Gebot erkannt. So haben wir beispielsweise in der ersten Lesung aus dem Buch Jesus Sirach von den Pflichten der einzelnen Familienmitglieder gehört. Wenn wir diesen Katalog auf eine Kurzformel bringen wollen, könnte sie lauten: Achtung, Respekt, gegenseitige Hilfestellung.

Liebe Brüder und Schwestern!
Wie bereits angedeutet, geht es in unseren Familien oft ganz anders zu. Da ist manchmal nicht viel zu spüren von Achtung, Respekt und Hilfe - gerade auch an Weihnachten.
Das Fest der heiligen Familie kann also zunächst eine Einladung sein, über unseren Umgang miteinander in der Familie nachzudenken und in diesem Sinne vielleicht den einen oder anderen Neujahrsvorsatz zu fassen.

Die zweite Lesung geht über die natürlichen Familienbande noch hinaus. Der erste Johannesbrief spricht von der neuen Familie Gottes, in der Gott unser guter Vater sein will: "Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es."

Liebe Brüder und Schwestern!
Das Fest der heiligen Familie in der Weihnachtszeit will uns auch das Geheimnis der Geburt Christi näherbringen und die Auswirkungen der Menschwerdung Gottes für unser persönliches Leben aufzeigen.
In einer Präfation für die Weihnachtszeit ist nach einem vätertheologischen Wort die Rede vom "wunderbaren Tausch": "Dein göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch und wir sterbliche Menschen empfangen in Christus dein göttliches Leben." - Gott tritt in Jesus ein in eine menschliche Familie, um uns in die große Familie Gottes hineinzunehmen.
Was wir also vom Zusammenleben in der Familie gefordert haben - Achtung, Respekt und Hilfe - wird ausgeweitet auf alle Menschen, weil alle von der Liebe Gottes des Vaters umgriffen sind.

Das Fest der heiligen Familie stellt uns schließlich, wie der Name schon sagt, die Familie von Nazaret, Jesus, Maria und Josef, als Beispiel vor Augen. Auch die heilige Familie hat es nicht immer einfach gehabt. Aber, so können wir den wenigen Berichten, die uns die Evangelien über das Familienleben in Betlehem und Nazaret geben, entnehmen, sie war geprägt von starkem Gottvertrauen und gegenseitiger Liebe und Sorge.

Im Evangelium haben wir heute vom zwölfjährigen Jesus gehört, der in Jerusalem zurückbleibt und von seinen Eltern gesucht wird.
Es ist kein einfacher Akt des Ungehorsams Jesu gegenüber seinen Eltern, sondern eben die Konsequenz aus der Menschwerdung Gottes. Auch Maria und Josef mussten es lernen, mit der universalen Sendung Jesu umzugehen. Er kann nicht im Kreis der kleinen Familie bleiben, sondern muss die ganze Familie Gottes - symbolisiert im Jerusalemer Tempel - ansprechen.
So ist es für Eltern heute sicher auch nicht einfach, wenn ihre Kinder andere, eigene Wege gehen, die nicht mit den elterlichen Vorstellungen übereinstimmen.

Liebe Brüder und Schwestern!
Das Fest der heiligen Familie lädt uns ein, 

  • den Umgang in der eigenen Familie zu überdenken, 
  • uns als Teil der großen Familie Gottes zu wissen
  • und uns auf die Pläne Gottes mit uns in dieser großen Familie einzulassen.
Amen.

Zu den liturgischen Texten
(Von den Auswahllesungen beziehe ich mich auf Sir 3 und 1 Joh 3.)

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