15. Sonntag i. Jkr. - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern!

"Gott, du bist unser Ziel", so habe ich am Beginn der hl. Messe vorgebetet und Sie alle haben mir mit Ihrem "Amen" zugestimmt. Wie ist das eigentlich mit diesem Ziel, zu dem wir als Christen unterwegs sind? Wenn wir vom Himmel und von der Ewigkeit sprechen, ist das überhaupt ein erstrebenswertes Ziel? Wird es da nicht ziemlich langweilig? Und überhaupt: Diese Welt hat doch so viele schöne Seiten, die viele gerade in den Sommerferien genießen. Warum sollte unser Ziel also sein, diese Welt zu verlassen? - Wichtige Anfragen, denen wir uns zu stellen haben, wenn wir mit unserer christlichen Botschaft ernst genommen werden wollen! 

Heute und an den kommenden Sonntagen spricht Jesus zu uns in Form von Gleichnissen. Er sucht Vergleiche und Anknüpfungspunkte für geistliche Dinge und letztlich für das Himmelreich in der Welt seiner Zuhörer.

Vielleicht ist das auch eine erste Antwort auf den Fragenkomplex, den ich gerade aufgerissen habe. Gott, seine Botschaft, sein Wirken, ja auch der Himmel - das lässt sich mit Dingen dieser Welt beschreiben. Und Jesus findet viele verschiedene Anknüpfungspunkte. Also kann der Himmel, das Ziel auf das wir zusteuern, nicht schlichtweg ganz anders sein als unsere schöne Welt hier auf Erden. Tatsächlich malt auch das letzte Buch der hl. Schrift, die Offenbarung des Johannes, ein ganz anderes Bild vom Himmel als viele unserer Gemälde. Der Himmel ist da nicht ein ewiges Herumsitzen auf den Wolken, sondern eine Stadt mit internationaler Bevölkerung, eine Stadt, in der es also sicherlich ein reges Treiben gibt.
Langeweile im Himmel? Davon kann nicht die Rede sein!
Alles Schöne dieser Welt hinter sich lassen? Auch das ist nicht unser Ziel, denn diese Welt kann für Jesus sogar zum Bild für den Himmel werden!

Ist der Himmel also doch die reine Fortsetzung dieses Lebens? Der Tod sozusagen nur die Reise an einen ewigen Urlaubsort?
Dann aber würde sich im Himmel ja nicht nur all das Schöne fortsetzen, das es in der Welt gibt, sondern auch all das Böse und Schlechte, das es ja auch zu Genüge gibt - wir erfahren das gerade in den letzten Wochen und Monaten ganz stark. Nein, wir spüren und erahnen schon: Der Himmel als reine Verlängerung des irdischen Lebens, das kann es auch nicht sein!

Der hl. Paulus zieht im Römerbrief in der heutigen 2. Lesung einen Vergleich zwischen dem Verhältnis von irdischem zu ewigem Leben, von Erde zu Himmel einerseits und der Geburt andererseits.
Der Zustand, in dem sich unsere Welt als Schöpfung Gottes im Moment befindet, ist der der Geburtswehen. Eine Geburt ist an sich ein freudiger Anlass, so wie es auf der Welt eben so viele schöne und gute Dinge zu bestaunen und zu genießen gibt. Sie ist aber gleichzeitig für die Mutter mit unaussprechlichen Schmerzen verbunden, die Paulus mit all den Bedrängnissen, mit all dem Leid in der Welt vergleicht.

Was bleibt von der Geburt, sind aber nicht die Wehen, sind nicht Leid und Schmerzen, sondern die Freude über das Kind, das geboren worden ist, über dieses neue Leben, das nun seinen Weg auf Erden beginnt.
So sieht Paulus auch das Schöne in der Schöpfung als das an, das bleibt für die Ewigkeit. Der Himmel ist für ihn nicht einfach das Ende der Welt, sondern deren Voll-Endung. Nichts von dem Schönen und Guten geht verloren, sondern es wird sogar noch gesteigert. Nur das Böse, das Unheilvolle, das Bedrängende, Traurige, das Bremsende und Dämpfende, das, was das Leben bedroht und hemmt - das geht vorbei.

Liebe Brüder und Schwestern!
Wenn Jesus in Gleichnissen zu uns spricht, kann uns das Mut machen. All das, was wir an unserem Leben hier auf Erden schätzen, geht nicht verloren, sondern ist Anknüpfungspunkt für die Ewigkeit, bringt wie der Same im Inhalt des heutigen Gleichnisses dreißig-, sechzig- und hundertfache Frucht. Bemühen wir uns also, die schönen Seiten des Lebens freizulegen von Dornen und Disteln - lassen wir das Schöne nicht von Egoismus, Habgier, Ausbeutung, Gottvergessenheit und anderen Übeln erstickt werden! Bemühen wir uns, den Boden fruchtbar zu machen, damit dieses ewige Leben ohne Sorgen, Mühen und Leid bereits hier auf Erden keimen und wachsen kann - für uns und unsere Mitmenschen!

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