26. Juli 2020 - solemnitas externa des Pfarrpatrons hl. Jakobus (Messaushilfe forma extraordinaria)

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Der hl. Apostel Jakobus, der Ältere, dessen Fest wir begehen, ist Schutzpatron dieser Kirche und dieser Pfarrgemeinde. 
Gemeinsam mit dem hl. Petrus und seinem Bruder, dem hl. Evangelisten Johannes, gehört er zum "inneren Kreis" der Apostel. Diese drei sind es, die dabei sind, als Jesus auf dem Berg verklärt wird; diese drei sind Augenzeugen der Auferweckung der Tochter des Jairus; diese drei nimmt er mit in den Garten Getsemani, wo er Todesangst erleidet.
Eine besondere Nähe zu Jesus Christus dürfen wir also von unserem Kirchenpatron annehmen, die sich gewiss auch in der Herrlichkeit des Himmels fortsetzt. Wenn er auch nicht, wie seine Mutter im heutigen Evangelium in sehr irdischen Denkkategorien erbittet, zu seiner Rechten oder seiner Linken sitzt, so kann er uns doch ein mächtiger Fürsprecher am Throne Gottes sein.
Das Grab des hl. Jakobus in Santiago de Compostela ist über Jahrhunderte hinweg der am meisten besuchte Wallfahrtsort weltweit gewesen. Auch heute gibt es nicht wenige Menschen, die - ob religiös oder anders motiviert - den Jakobsweg gehen. Das macht den hl. Jakobus zum Patron der Pilger.

Liebe Brüder und Schwestern!
Jedes katholische Kirchengebäude will nicht nur ein Bauwerk oder Versammlungsraum sein, sondern auch Bild der großen Gemeinschaft der Kirche. Wenn wir heute mit dem Schutzpatron dieses Gotteshauses auch den Schutzpatron der Pilger feiern, dann dürfen wir uns daran erinnert wissen, dass die ganze Kirche hier auf Erden stets auf Pilgerschaft ist.
"Die Kirche 'schreitet zwischen den Verfolgungen der Welt und den Tröstungen Gottes auf ihrem Pilgerweg dahin' und verkündet das Kreuz und den Tod des Herrn, bis er wiederkommt (vgl. 1 Kor 11,26). Von der Kraft des auferstandenen Herrn aber wird sie gestärkt ... bis [sein Mysterium] am Ende im vollen Lichte offenbar werden wird." (LG 8)
So heißt es etwa über die Kirche als pilgerndes Gottesvolk in den Texten des II. Vatikanischen Konzils.
Wenn viele Kirchen in Form eines "Kirchenschiffes" gebaut sind; wenn wir (besonders in der überlieferten Form der hl. Messe) gemeinsam auf ein Ziel ausgerichtet sind, dann soll uns das bildhaft vor Augen gestellt werden: Wir sind Kirche auf dem Weg. Wir sind noch nicht am Ziel, aber - wie es das Konzil sagt - wir werden auf diesem Weg gestärkt vom auferstandenen Herrn. Auch das dürfen wir in der Feier der hl. Messe, besonders im Empfang der hl. Kommunion, immer neu erfahren.

"Könnt ihr den Kelch trinken, den Ich trinken werde?", diese Frage stellt Jesus an Jakobus und Johannes, als ihre Mutter darum bittet, dass sie im Himmel zu seiner Rechten und zu seiner Linken sitzen dürfen.
"Könnt ihr den Kelch trinken, den Ich trinken werde?", diese Frage ist Grundvoraussetzung für ein Leben in der Nähe Jesu - in dieser Welt und in der zukünftigen.
"Könnt ihr den Kelch trinken, den Ich trinken werde?" - Ja, solange wir noch auf Pilgerschaft sind, solange wir das Ziel noch nicht erreicht haben, wird es immer wieder gelten, diesen Kelch zu trinken.
Wer eine Wallfahrt macht (und zwar nicht bequem mit dem Autobus nach Mariazell fährt, sondern sich wirklich auf Pilgerschaft begibt), der muss sich auch diese Frage stellen: Kannst du den Kelch trinken? Kannst du die Strapazen auf dich nehmen? Bist du bereit, auf Luxus und Bequemlichkeit zu verzichten? - Denn nur so wirst du das Ziel deiner Reise erreichen können!

Der hl. Jakobus hat den Kelch getrunken. Als erster der Apostel hat er das Martyrium erlitten. Wie uns die Apostelgeschichte berichtet, wurde er unter König Herodes Agrippa mit dem Schwert hingerichtet. Wie der hl. Paulus in der Epistel sagt, ist er "zum Auswurf dieser Welt" und "zum Abschaum aller" geworden, wurde er als Apostel nicht auf den Ehrenplatz zur Rechten oder zur Linken, sondern "an den letzten Platz gestellt, wie solche, die dem Tode geweiht sind". Aber gerade so, durch das Trinken des Kelches, hat er das Ziel erreicht.

Liebe Brüder und Schwestern!
Wollen also auch wir nicht verzagen, wenn es auf unserem Weg in die ewige Heimat die eine oder andere Schwierigkeit gibt!
Wollen wir es wie der hl. Paulus halten: "Man flucht uns, wir segnen; man verfolgt uns, wir dulden; man lästert uns, wir beten."
Wollen wir tapfer den Kelch trinken wie der hl. Jakobus!
Möge uns die Fürsprache unseres Kirchenpatrons auf der Pilgerfahrt unseres Lebens begleiten!
Amen.

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