26. Dezember 2019 - Hl. Stephanus

St. Stephans Church (8369842918) Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Vielleicht haben Sie das Hochaltarbild des Wiener Stephansdomes vor Ihrem geistigen Auge.
Ein - so könnten wir sagen - zweigeteiltes Gemälde:

  • Im unteren Bildbereich ist die Steinigung des hl. Stephanus dargestellt. In der Mitte kniet Stephanus, der bereits aus dem Kopf blutet, umgeben von Männern, die ihn mit Steinen bewerfen.
  • Der obere Bildbereich zeigt über den Wolken die drei göttlichen Personen. Gott Vater mit der Weltkugel zu seinen Füßen, Gott Sohn mit dem Kreuz und Gott den Heiligen Geist in Gestalt einer Taube. Umgeben ist die Dreifaltigkeit von vielen Engeln.

Diese beiden Bildbereiche werden durch zwei Details verbunden: Von "oben" her sind es zwei Engel, die dem hl. Stephanus Märtyrerpalme und Siegeskrone überbringen; und von "unten" sieht man Stephanus in den Himmel blicken: "Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen." - So sagt es der hl. Stephanus ja in der heutigen Lesung.

Liebe Brüder und Schwestern!
Ich möchte mich heute auf ein kleines Detail dieses Bildes beziehen, nämlich auf das Gewand, das der hl. Stephanus trägt.
Fürstbischof Breuner, der den barocken Hochaltar bauen ließ, hat dem Dom auch zwei Ornate gestiftet, liturgische Gewänder für die Feier der hl. Messe, die auch heute noch am Fest des hl. Stephanus im Wiener Stephansdom verwendet werden: den sogenannten "Großen Breuner-Ornat" und den "Kleinen Breuner-Ornat".
Die Besonderheit ist nun, dass Stephanus auf dem Altarbild eine Dalmatik ebendieses Kleinen Breuner-Ornats trägt.

"Ich sehe den Himmel offen", sagt Stephanus, der dieselben Gewänder trägt, die Priester und Diakone am Altar tragen, wenn sie an seinem Festtag die hl. Messe feiern.
Das will sagen: Was auf dem Bild dargestellt ist, der geöffnete Himmel, das ist nicht nur eine Realität für den hl. Stephanus in der Stunde seines Martyriums gewesen. Nein, diesen geöffneten Himmel dürfen wir immer wieder miterleben, wenn auf dem Altar die hl. Messe gefeiert wird. Hier wird Jesus Christus, wird Gott Sohn gegenwärtig in den Gestalten von Brot und Wein, hier öffnet sich in Wahrheit der Himmel!

Und genau das ist es auch, was wir an Weihnachten feiern: den leibhaftigen Eintritt Gottes in unsere Welt. "Ich sehe den Himmel offen", sagt Stephanus; "hier ist die Pforte des Lebens nun offen zu sehen", singen wir in einem Weihnachtslied mit Blick auf die Krippe.

Ich wünsche uns für das Fest des hl. Stephanus und für die Weihnachtszeit diese Erfahrung der Liebe und Nähe Gottes, die uns geschenkt ist - besonders in der Eucharistie.
In diesem Sinne schließe meine kurze Predigt ab mit einer Liedstrophe eines anderen Weihnachtsliedes, die für uns alle zum Gebet werden kann:
"Dich wahren Gott ich finde in meinem Fleisch und Blut, darum ich fest mich binde an dich, mein höchstes Gut." Amen. 

Zu den liturgischen Texten

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