Hochfest der Gottesmutter (Neujahr)

Liebe Brüder und Schwestern!

Der Jahreswechsel ist eine gute Gelegenheit, zurückzublicken und vorauszublicken.

  • Wir blicken zurück auf das abgelaufene Jahr 2019; lassen Revue passieren, was wir alles erlebt haben; sind dankbar für viele schöne Stunden; müssen vielleicht auch auf manche schwierige Situation zurückblicken; wollen uns für den ein oder anderen Fehler entschuldigen, den wir gemacht haben.
  • Und wir blicken voraus auf das Jahr 2020, das vor uns liegt. Was wird es wohl bringen? Wir haben gewiss auch viele Wünsche an das neue Jahr, gute Wünsche für liebe Mitmenschen, vielleicht auch Neujahrsvorsätze für uns selbst.
In der Liturgie der Kirche ist der heutige Neujahrstag der Oktavtag von Weihnachten. So wird uns heute nochmals das Geschehen im Stall von Betlehem vorgestellt.
Es ist auch das Hochfest der Gottesmutter Maria. Die Perspektive, die uns die Liturgie für die Betrachtung des Weihnachtsgeschehens vorgibt, ist also die der Gottesmutter.

Auch das Weihnachtsfest lädt uns ein zu einem Rückblick und einem Ausblick.

Zunächst lädt uns das Weihnachtsfest ein, zurückzublicken. Es sind ja Ereignisse, die wir betrachten, die sich vor 2000 Jahren ereignet haben. Wir dürfen dankbar zurückblicken auf all das, was Jesus für uns getan hat: auf seine Menschwerdung, dass er zu uns auf diese Erde gekommen ist, dass er alles für uns gegeben hat - bis hin zu seinem Tod am Kreuz; die ganze Heilsgeschichte darf in diesen Rückblick einfließen.
Auch Maria lehrt uns diesen Blick zurück. "Maria bewahrte all diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen", heißt es im heutigen Evangelium. Sie bewegte sie in ihrem Herzen hin und her - heißt es wörtlich übersetzt. Was gewesen ist, worauf sie zurückblickt, ist nicht einfach starre, bewegungslose Vergangenheit. Sie bewegt ihre Erinnerungen, lässt sie immer wieder neu lebendig werden.
Ein Rückblick auf das Heilshandeln Gottes ist im christlichen Sinn also keine reine Betrachtung der Vergangenheit, sondern Vergegenwärtigung. Wir dürfen immer wieder erleben, was Gott für uns tut. Seine Geburt in Bethlehem vor 2000 Jahren darf auch heute für uns Realität werden. "Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren, und nicht in dir: Du bliebest doch in alle Ewigkeit verloren", sagt der Dichter Angelus Silesius.

Weihnachten begnügt sich also bereits beim Rückblick, zu dem es uns anregen möchte, nicht mit reiner Vergangenheit. Nein, es geht um unsere Gegenwart. Und Weihnachten lädt uns auch ein, vorauszublicken.
Heute ist, wie gesagt, der Oktavtag von Weihnachten. Acht Tage sind vergangen seit dem Geburtsfest Christi. Acht Tage nach der Geburt eines jüdischen Buben soll dieser beschnitten werden und bekommt dabei seinen Namen. Dabei hat der Name früher eine umfangreichere Bedeutung gehabt als das heute oft der Fall ist. Der Name ist nicht nur nach seinem Wohlklang ausgesucht worden, sondern sollte ein Programm für das Leben beinhalten.
Kurz erwähnt Lukas die Namensgebung Jesu in seinem Evangelium: "Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war."
Die Bedeutung des hebräischen Namens Jesus ist: Gott rettet. Das ist das Programm für das Leben Jesu. Das ist der Ausblick, zu dem uns Weihnachten einlädt, die Perspektive, mit der wir in die Zukunft blicken dürfen: Gott rettet - durch dieses Kind.

Liebe Brüder und Schwestern!
An der Schwelle eines neuen Jahres stehen wir mitten in der Weihnachtszeit.

  • Wir dürfen zurückblicken auf all das, was Gott in diesem Jahr in unserem persönlichen Leben gewirkt hat.
    Wie Maria dürfen wir das wunderbare Handeln Gottes immer wieder erwägen und so neu durchleben.
  • Und wir dürfen ausblicken auf das neue Jahr. Auch manche Herausforderungen der Zukunft können wir mit ihm meistern.
    Auch auf Maria hat ja noch die ein oder andere schwere Situation gewartet.
Jesus ist der Retter. Das ist die Zusage Gottes auch für das Jahr 2020. Er verlässt uns nicht. Wir dürfen daher auch voll Hoffnung und Zuversicht das neue Jahr beginnen.
Amen.

Zu den liturgischen Texten

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