3. Adventsonntag - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Am heutigen dritten Adventsonntag wird uns Johannes der Täufer als Adventgestalt vorgestellt.
Johannes ist ein halbes Jahr älter als Jesus selbst und seine große Aufgabe ist es eben, das Volk bereit zu machen für die Ankunft des Erlösers.

"Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. ... Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! ... Der, der nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe auszuziehen" (Mt 3,2-3.11),

so die kraftvollen Worte Johannes des Täufers.
Doch was ist aus ihm geworden? Was hat ihm sein ganzes Hinweisen auf Christus gebracht?


"In jener Zeit hörte Johannes im Gefängnis", so beginnt die Erzählung des heutigen Evangeliums. Johannes, der große Bußprediger, der machtvolle Rufer, ist von König Herodes zum Schweigen gebracht worden. Er sitzt im Gefängnis, hat nicht mehr die aktive Rolle des Sprechenden, ist nicht mehr die "Stimme eines Rufers in der Wüste", sondern ist zum passiv Hörenden geworden.
Sein Einsatz und Engagement, dem Herrn den Weg zu bereiten, hat ihm persönliche Nachteile gebracht und letztlich, wie wir wissen, buchstäblich den Kopf gekostet.

Liebe Brüder und Schwestern!
So ähnlich kann es auch uns gehen, wenn wir - im Advent und unser ganzes Leben - auf dem Weg zum Herrn sind bzw. auf sein Kommen warten. Auch wir sind nicht gefeit davor, dass uns unser Einsatz und Engagement in der Kirche, unser bewusstes Leben als Christen persönliche Nachteile einbringt. Und es gibt auch leider heute noch unzählige Christen, die sogar verfolgt werden und denen ihr Glaube auch heute noch buchstäblich den Kopf kostet.
Wenn wir am heutigen Sonntag eingeladen werden, mit Johannes dem Täufer auf Jesus zuzugehen, dann kann uns damit auch gesagt werden: Hier geht es um etwas; dieser Weg ist nicht immer einfach; diese Entscheidung kann dich auch etwas kosten; du musst bereit sein, auch einstecken zu können.

Betrachten wir weiter die Erzählung des Evangeliums, die uns noch mehr für unser Leben als Christen mitgeben kann. Johannes sitzt also im Gefängnis und hört - er hört "von den Taten Christi".
So sollen auch wir hinhören auf Christus - auch und gerade dann, wenn es Schwierigkeiten in unserem Leben als Christen gibt. Und diese Schwierigkeiten müssen jetzt gar nicht darin bestehen, dass wir verfolgt, eingesperrt und mit dem Tod bedroht werden. Das können auch innere Schwierigkeiten sein: ein Ringen mit manchen Aussagen der hl. Schrift oder mit dem Lehramt der Kirche; ein Leiden an den Fehlern von kirchlichen Amtsträgern; eigene Unzulänglichkeiten; Ängste und Zweifel.
Auch Johannes kennt diese inneren Schwierigkeiten. "Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?", lässt er Jesus fragen. Wir könnten sagen: Auch ihn überkommen jetzt im Gefängnis Glaubenszweifel. Ist der, den ich bereits im Mutterschoß voll Freude begrüßt habe; den ich im Jordan taufen durfte; auf den ich den Geist herabkommen sah; auf den ich meine eigenen Jünger hingewiesen habe als das "Lamm Gottes" - ist dieser Jesus wirklich der, dem ich die Wege bereiten sollte? Ist er wirklich der Messias, der kommen soll? Hat sich mein Einsatz gelohnt? Oder war am Ende doch alles umsonst? Jesus, bist du der Messias oder müssen wir weiter warten?

Johannes bekommt auf diese Fragen von Jesus keine eigentliche Antwort. Er bekommt wieder "nur" von Jesu Taten zu hören. Freilich, er bekommt sie gedeutet als die Erfüllung alter Prophezeiungen, aber ein eindeutiges "Ja" wird ihm von Jesus nicht ausgerichtet.
So kann es auch uns in unserem Glauben gehen. Wenn Zweifel kommen, dann dürfen wir Jesus bitten, unseren Glauben an ihn zu stärken. Den Glaubensakt als solchen, den wird er uns aber nicht abnehmen. Das Grundvertrauen in ihn, das müssen wir selbst aufbringen. Unser Glaube an Jesus bleibt unsere freie Entscheidung. Er überwältigt uns nicht so, dass wir an ihn glauben müssen, sondern es bleibt unsere freie Tat und damit unsere persönliche Antwort, die wir zu geben haben.

Wer ist dieser Jesus? Die Frage Johannes des Täufers müssen auch wir uns stellen.
Wer ist dieser Jesus?
Ein Freund? Ein Wegbegleiter? Ein guter Mensch? Ein Weisheitslehrer vor fast 2000 Jahren? Ein cooler Typ? Ein Wundertäter? Mein Erlöser? Der verheißene Retter? Der Sohn Gottes? Gott selbst, der Mensch geworden ist? Der, der mir als Gott mit menschlichem Antlitz nahekommt?
Es gibt viele Antworten, die von Menschen gegeben werden.
Wer ist dieser Jesus? Was ist meine Antwort auf diese Frage? 

Zu den liturgischen Texten

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