Hl. Familie - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Das Fest der heiligen Familie in der Weihnachtszeit kann zum Ausdruck bringen, dass Weihnachten ein Fest ist, das wir auch gerne im Kreis der Familie verbringen; dass Weihnachten - die Botschaft von Gottes Nähe in Jesus Christus - auch Platz in unseren Familien haben soll.
In den meisten Familien gibt es zu dieser Zeit eine Weihnachtskrippe, wird die hl. Familie an Weihnachten gleichsam in die eigene Familie aufgenommen.
Papst Franziskus hat im Dezember des vergangenen Jahres in einem Apostolischen Schreiben auf Bedeutung und Wert der Weihnachtskrippe hingewiesen.
Aus diesem Schreiben möchte ich heute am Fest der hl. Familie einige Passagen wiedergeben:

Das wunderbare Zeichen der Krippe, die dem christlichen Volk so sehr am Herzen liegt, weckt immer wieder neu Staunen und Verwunderung. 
Mit diesem Schreiben möchte ich die schöne Tradition in unseren Familien stützen, in den Tagen vor Weihnachten eine Krippe aufzubauen, als auch den guten Brauch, sie am Arbeitsplatz, in Schulen, Krankenhäusern, Gefängnissen, auf öffentlichen Plätzen usw. aufzustellen. Ich hoffe, dass dieses Brauchtum nie vergeht; im Gegenteil, ich hoffe, dass es dort, wo es nicht mehr gepflegt wird, wiederentdeckt und neu belebt werden kann.

Warum bewegt uns die Krippe und bringt uns derart zum Staunen? Vor allem weil sie Gottes Zärtlichkeit offenbart. 
Das Aufbauen der Krippe in unseren Häusern hilft uns dabei, die Geschichte, die sich in Betlehem zugetragen hat, neu zu erleben. 

Ich möchte nun die verschiedenen Zeichen der Krippe durchgehen, um die in ihnen enthaltene Bedeutung herauszustellen. 

Beim Aufbauen beginnen wir zunächst mit dem Hintergrund des Sternenhimmels in der Dunkelheit und Stille der Nacht. Denken wir daran, wie oft Nacht unser Leben umgibt. Nun, selbst in solchen Momenten lässt Gott uns nicht allein, sondern kommt zu uns. Seine Nähe bringt Licht in die Finsternis und erleuchtet alle, die durch das Dunkel des Leidens gehen (vgl. Lk 1,79).

Beachtung verdienen auch die weiteren Aufbauten, die Teil der Krippe sind und oft die Ruinen alter Häuser und Paläste darstellen. Diese Ruinen sind vor allem das sichtbare Zeichen für die gefallene Menschheit, für alles, was zugrunde geht, was verdorben und verwelkt ist. Diese Szenerie besagt also, dass Jesus die Neuheit inmitten einer alten Welt ist und dass er gekommen ist, um zu heilen und wiederaufzubauen, um unser Leben und die Welt wieder in ihren ursprünglichen Glanz zu versetzen.

Welch eine Freude sollte uns erfüllen, wenn wir die Krippe mit Bergen, Bächen, Schafen und Hirten versehen! Auf diese Weise erinnern wir uns, dass – wie die Propheten verheißen hatten – die ganze Schöpfung am Fest des Kommens des Messias teilnimmt. Die Engel und der Stern sind Zeichen dafür, dass auch wir aufgerufen sind, uns auf den Weg zur Grotte zu machen und den Herrn anzubeten.

»Lasst uns nach Betlehem gehen, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr kundgetan hat« (Lk 2,15), sagen die Hirten nach der Verkündigung der Engel. Im Unterschied zu so vielen Menschen, die tausend andere Dinge vorhaben, werden die Hirten zu den ersten Zeugen des Wesentlichen, nämlich des Geschenks der Erlösung. Die Demütigsten und Ärmsten sind in der Lage, das Ereignis der Menschwerdung aufzunehmen. 

Gewöhnlich stellen wir auch viele symbolische Krippenfiguren auf, vor allem Bettler und Menschen, die keinen anderen Reichtum kennen als den des Herzens. Auch sie stehen mit vollem Recht beim Jesuskind.
Die Armen und Einfachen in der Krippe erinnern daran, dass Gott Mensch wird für die, die am meisten spüren, dass sie seiner Liebe bedürfen, und um seine Nähe bitten. Von der Krippe ergeht die klare Botschaft, dass wir uns nicht vom Reichtum und von so vielen flüchtigen Glücksangeboten täuschen lassen dürfen. Von der Krippe aus verkündet Jesus mit sanfter Macht den Aufruf zum Teilen mit den Geringsten als dem Weg zu einer menschlicheren und solidarischeren Welt, in der niemand ausgeschlossen und an den Rand gedrängt wird.

Oft lieben es die Kinder, aber auch die Erwachsenen, der Krippe weitere Figuren hinzuzufügen, die scheinbar nichts mit den Berichten des Evangeliums zu tun haben. Doch solcher Einfallsreichtum will zum Ausdruck bringen, dass in dieser von Jesus erneuerten Welt Platz ist für alles Menschliche und für jedes Geschöpf. Vom Hirten bis zum Schmied, vom Bäcker bis zu den Musikern, von den Wasserkrüge tragenden Frauen bis zu den spielenden Kindern ... All das steht für die Heiligkeit des Alltags, für die Freude, alltägliche Dinge auf außergewöhnliche Weise zu tun, wenn Jesus sein göttliches Leben mit uns teilt.

Nach und nach führt uns die Krippenlandschaft zur Grotte hin, wo wir die Figuren von Maria und Josef finden. Maria ist eine Mutter, die ihr Kind betrachtet und es denen zeigt, die es besuchen kommen. Ihre Figur lässt uns an das große Geheimnis denken, in das dieses Mädchen miteinbezogen wurde, als Gott an die Tür ihres unbefleckten Herzens klopfte. 
Neben Maria steht der heilige Josef in der Haltung, das Kind und seine Mutter zu beschützen. Er ist der Beschützer, der nie müde wird, seine Familie zu behüten. Als Gott ihn vor der Bedrohung durch Herodes warnt, zögert er nicht, aufzubrechen und nach Ägypten auszuwandern (vgl. Mt 2,13-15).

Wenn wir zu Weihnachten die Figur des Jesuskindes hineinlegen, beginnt gleichsam das Herz der Krippe zu schlagen. Gott zeigt sich so, in einem Kind, um sich von uns in die Arme schließen zu lassen. Die Geburt eines Kindes weckt Freude und Staunen, denn sie konfrontiert mit dem großen Geheimnis des Lebens. »Das Leben ist erschienen« (1 Joh 1,2): So fasst der Apostel Johannes das Geheimnis der Menschwerdung zusammen. Die Krippe lässt uns dieses einzigartige und außergewöhnliche Ereignis sehen und berühren.

Wenn sich das Fest der Erscheinung des Herrn nähert, werden die Figuren der Heiligen Drei Könige bei der Krippe aufgestellt. Wenn wir diesen Ausschnitt der Krippe betrachten, sind wir aufgerufen, über die Verantwortung nachzudenken, die jeder Christ für die Ausbreitung des Evangeliums hat. Die Heiligen Drei Könige lehren, dass man von weither kommen kann, um zu Christus zu gelangen. 

Vor der Krippe kehrt man im Geist gern in die Kindheit zurück, als man ungeduldig den Zeitpunkt für den Krippenaufbau erwartete. Diese Erinnerungen machen uns immer wieder neu das große Geschenk bewusst, das uns durch die Weitergabe des Glaubens zuteilwurde. Zugleich erinnern sie uns an die freudige Pflicht, unsere Kinder und Enkelkinder auch an eben dieser Erfahrung teilhaben zu lassen. Es ist nicht wichtig, wie man die Krippe aufstellt; es kann immer gleich sein oder jedes Jahr anders – was zählt, ist, dass sie zu unserem Leben spricht. Wo und in welcher Form auch immer erzählt die Krippe von der Liebe Gottes, des Gottes, der ein Kind geworden ist, um uns zu sagen, wie nahe er einem jedem Menschen ist, egal in welcher Situation er sich befindet.

Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen unsere Herzen dieser einfachen Gnade öffnen; lassen wir zu, dass aus dem Staunen ein demütiges Gebet erwächst: unser „Danke“ an Gott, der alles mit uns teilen wollte, um uns nie allein zu lassen.

FRANZISKUS
Gegeben zu Greccio, im Heiligtum der Weihnachtskrippe, am 1. Dezember 2019

Zu den liturgischen Texten

Zum Apostolischen Schreiben Admirabile signum 
(vollständiger Text, Quelle für obigen Auszug)

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