4. Adventsonntag - Lj. A

Liebe Brüder und Schwestern!

In den vergangenen Wochen haben uns in Eichgraben große Adventgestalten auf dem Weg hin zu Christus begleitet.
Am ersten Adventsonntag der Prophet Jesaja mit seinem Aufruf: "Wir wollen gehen im Lichte des Herrn"; am zweiten Adventsonntag, dem Fest Mariä Empfängnis, waren es Adam und Eva, die uns gezeigt haben, dass wir uns Gott immer wieder neu zuwenden dürfen, auch wenn wir Fehler gemacht haben; und am dritten Adventsonntag wurde uns Johannes der Täufer vorgestellt, der uns ermutigt hat, uns auch von Zweifeln und unbeantworteten Fragen nicht vom Weg abbringen zu lassen.

Um Zweifel und Fragen geht es auch im heutigen Evangelium. Josef sieht sich damit konfrontiert, dass seine Verlobte Maria schwanger ist, er aber nicht der Vater des Kindes ist.

Wir können wahrscheinlich nachvollziehen, dass sich Josef in dieser Situation ziemlich vor den Kopf gestoßen fühlt. Doch wie reagiert er?
Er hätte nach den damaligen Gegebenheiten vollkommen Recht gehabt, wenn er Maria an den Pranger gestellt hätte. Als vermeintliche Ehebrecherin wäre sie wohl gesteinigt worden.

Von Josef heißt es, dass er "gerecht" war. Ja, manchmal ist die Gerechtigkeit umfangreicher als die Einhaltung des geltenden Rechts. Denn Josef handelt anders.
Er will Maria, von der er glaubt, dass sie ihm fremdgegangen ist, zwar verlassen; aber "in aller Stille".
Josef will Maria nicht zwingen, die Ehe mit ihm einzugehen. Er macht - so denkt er - den Weg frei, dass der Vater des Kindes Maria zur Frau nehmen kann. Er will Maria trotz allem, was er glaubt, dass gewesen ist, nicht ihr Leben nehmen - durch die Steinigung, die ihr gedroht hätte - sondern er will ihr und ihrem Kind im Gegenteil ein gutes Leben ermöglichen - mit dem Vater des Kindes an ihrer Seite. Josef mag bei seinen Plänen also durchaus ein edler und selbstloser Gedanke geleitet haben.

Doch was, wenn er tatsächlich so gehandelt hätte? Wir wissen, dieses Kind hat keinen menschlichen Vater. Es gibt diesen Mann nicht, der Maria zur Frau hätte nehmen können. Sie hätte ihr Kind ehelos zur Welt gebracht und hätte damit erst recht als Ehebrecherin gegolten.
Die Situation scheint also für den Leser des Evangeliums, der um die geheimnisvollen und ungewöhnlichen Umstände weiß, unter denen Maria das Kind empfangen hat, aussichtslos.

Und in diese aussichtslose Situation hinein geschieht nun das Eingreifen Gottes. Josef wird im Traum über seine Pläne aufgeklärt und er erhält den Auftrag, dem Kind den Namen zu geben, das heißt es als Vater anzunehmen. Somit wird Jesus als Sohn des hl. Josef und damit als Nachkomme des Königs David gelten; somit wird sich die alte Verheißung erfüllen, dass der Messias aus der Familie Davids stammen wird.

Liebe Brüder und Schwestern!
Was kann uns die Gestalt des hl. Josef auf unserem Weg hin zu Christus sagen?
Ein Aspekt ist sicher, dass wir selber Mitwirkende am Plan Gottes sein können und sollen. Josef ist ein kleines, aber durchaus wichtiges Rädchen in diesem Plan gewesen. Josef wird meist als Zimmermann dargestellt - teknon steht im griechischen Text als seine Berufsbezeichnung, also "Techniker" oder allgemein "Arbeiter"; und der hl. Josef ist Arbeiter noch in einem viel erhabeneren Sinn gewesen: er ist zum Mit-Arbeiter Gottes geworden.
Wenn wir uns mit ihm auf den Weg zu Christus machen, dann dürfen wir uns fragen: Was ist meine Aufgabe? Was will Gott von mir? Wie kann ich zum Mitarbeiter Gottes werden?

Zu den liturgischen Texten

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Heilige Geistkraft statt Heiligem Geist? - Kritische Anmerkungen

17. Sonntag i. Jkr. - Lj. A