3. Fastensonntag - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern!

Halten Sie eigentlich einen Frühjahrsputz? Wenn sich die Natur nach dem Winter sozusagen wieder herausputzt, ist das für viele Menschen ein Anlass, ihre Wohnung wieder einmal auf Vordermann zu bringen. Im Evangelium jedenfalls ist auch von einer Art Frühjahrsputz die Rede gewesen.

"Das Paschafest der Juden war nahe", mit diesen Worten beginnt der Abschnitt, den wir soeben gehört haben. Pascha, das alttestamentliche Osterfest als Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, wird eben, wie unser christliches Osterfest, im Frühjahr begangen. Wir sehen, wie die Natur gleichsam zu neuem Leben kommt. Und genau da gedenkt das jüdische Volk des Auszugs aus Ägypten, aus der Sklaverei, ja aus dem Winter der Unterdrückung und Knechtschaft. Und genau da feiern wir eben auch Ostern, den Sieg des Lebens über den Tod. Aber zurück zur Erzählung des Evangeliums: Diese Episode steht am Beginn des Johannesevangeliums. In den anderen Evangelien wird sie am Ende erzählt, als Jesus in Jerusalem einzieht, um dort zu leiden und zu sterben. - Wir brauchen uns jetzt nicht damit aufhalten, welche Version wohl die historisch korrekte ist. Gemeinsam ist den Erzählungen, dass die Tempelreinigung mit dem Paschafest in Verbindung gebracht wird; sei es nun am Beginn oder am Ende des Wirkens Jesu. Ja, die Tempelreinigung ist so oder so die große Frühlingsputzaktion Jesu.

Dabei ist interessant, dass Pascha und Frühjahrsputz durchaus auch inhaltlich zusammenhängen. In Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, der für die Israeliten so unerwartet gekommen war, begehen Juden bis heute dieses Fest mit ungesäuertem Brot. Es ist dem Volk eben keine Zeit mehr geblieben, den Sauerteig anzusetzen. - Noch heutzutage wird in jüdischen Wohnungen in Erinnerung daran vor dem Paschafest Sauerteig, Germ und ähnliches verbraucht. Und nicht wenige Familien nutzen die Suche nach verborgenen Resten von am Paschafest unerlaubten Speisen für einen gründlichen Frühjahrsputz.

Wir kennen diesen Brauch ja auch, wenn der hl. Paulus uns an einer Stelle auffordert, den alten Sauerteig zu entfernen, um das Osterfest begehen zu können. Für Paulus steht der Sauerteig dabei für all das Schlechte, was unser Leben durchdringt, für unsere bösen Neigungen, Fehler und Sünden. All das sollen wir wegschaffen.

Heute sehen wir Jesus eben, wie er den Tempel darauf vorbereitet, dass das Paschafest, dieses frühlingshafte Fest des neuen Lebens, gefeiert werden kann. Er entfernt nicht einfach nur Germ oder andere Triebmittel, sondern all den Ballast, der sich angesammelt hat. So kann der Tempel wieder das sein, was er sein soll: Wohnung Gottes und Haus des Gebetes.

Liebe Brüder und Schwestern!

Halten Sie einen Frühjahrsputz? Vielleicht dürfen wir von den jüdischen Bräuchen zum Paschafest lernen. Wenn wir uns wirklich darauf vorbereiten, Ostern zu feiern, mit Jesus in das neue Leben einzutreten, dann müssen wir auch den alten Sauerteig entfernen; müssen wir all den Ballast hinter uns lassen, der uns daran hindert, selber ein Tempel Gottes zu sein. Genau aus diesem Grund gehört zum Beispiel auch eine ehrliche Beichte zur richtigen Vorbereitung auf Ostern dazu!

Also nocheinmal die Frage: Halten Sie einen Frühjahrsputz? Ich hoffe doch, denn in einer aufgeräumten Wohnung lebt es sich doch schließlich viel angenehmer!

Zu den liturgischen Texten

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