4. Fastensonntag (Texte Lj. A) - mit Taufskrutinium und traditio orationis Domini

Liebe Brüder und Schwestern, lieber D.!

Wieder ist es ein langes Evangelium, das die Kirche heute besonders für unseren Taufbewerber vorsieht: die Heilung des Blindgeborenen, die sehr ausführlich erzählt wird. Wenn die Liturgie der Kirche dieses Bild mit der Taufvorbereitung verbindet, will das heißen: Ja, auch dir, lieber D., will Jesus durch das Wasser der Taufe die Gabe des Sehens schenken - nicht nur in leibhafter Hinsicht.

Doch bleiben wir kurz noch bei der Schilderung des Evangeliums, denn es ist auch interessant, in welchem Kontext der Evangelist Johannes diese Szene erzählt.

In den Kapiteln davor berichtet er nämlich, dass Jesus anlässlich des Laubhüttenfestes in Jerusalem ist. Dieses Laubhüttenfest, Sukkot, ist eines der großen Feste des jüdischen Jahres. Wahrscheinlich aus einem Erntefest entstanden, erinnert es an die Jahre der Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten, als das Volk Israel eben in einfachen Hütten wohnte. Es ist ein Fest der Dankbarkeit für die Schöpfung und für die Sorge Gottes um sein Volk. Es ist mit den "vorläufigen" Laubhütten aber auch ein Fest, das an die Vorläufigkeit dieses Lebens erinnert.

Zur Zeit Jesu muss dieses Fest in Jerusalem sehr eindrücklich begangen worden sein. Mit Lichterprozessionen und auch mit dem Ritus des "Wasserschöpfens" - Licht und Wasser, zwei Motive, die Jesus in seinen Reden an diesem Fest aufgreift und die auch, wie wir heute gehört haben, bei der Heilung des Blindgeborenen wiederkehren.

Die Zeremonie des Wasserschöpfens lief so ab, dass mit einem goldenen Krug Wasser aus dem Teich Schiloach geschöpft und in den Tempel gebracht wurde. Dort wurde es zusammen mit Wein über den Altar gegossen. - Vom Altar kommt das Wasser, das Leben bringt. Vom Tempel geht ein Strom aus - auch eine alte Vision des Propheten Ezechiel für die Endzeit, die man an Sukkot eben erwartet.

Es ist wohl kein Zufall, dass Jesus im Anschluss an das Laubhüttenfest den Blinden auffordert, sich in demselben Teich zu waschen, aus dem das Wasser für diese Festzeremonie geschöpft wird. Aber es ist nicht nur dieses Wasser, das ihn gesund macht. Sondern als zweites Zeichen bereitet Jesus einen Teig aus Erde und Speichel zu, den er ihm auf die Augen streicht. Es geht hier nicht um hygienische Fragen, schon gar nicht um Corona-Vorschriften, die dieses Tun unmöglich machen würden. Jesus will damit andeuten, dass er selbst es ist, aus dem diese Wasser des Lebens fließen, die den Blinden heil machen.

Liebe Brüder und Schwestern!

In Jesus kommt das Ritual des Laubhüttenfestes zur Vollendung. - Das will die Heilung des Blindgeborenen veranschaulichen. Der endzeitliche Strom des Lebens, der alles heil macht, strömt aus ihm und macht den Blinden sehend. Ja, wir leben noch in "Laubhütten", sind noch auf dem Weg, aber die Zeit des Heiles ist bereits angebrochen; die Quelle des lebensspendenden Wassers fließt und wird nicht mehr versiegen.

Lieber D.!

Was der Blindgeborene erlebt hat, das möchte Jesus auch dir schenken. Alles, was unheil in deinem Leben ist, möchte er heil machen. Vergangene Woche wurde dir das Glaubensbekenntnis überreicht. Heute hörst du, wie der Geheilte zu Jesus sagt: "Ich glaube, Herr." - Möge das auch deine Erfahrung und dein Bekenntnis sein! Damit du in diesem Vertrauen auf Jesus, der dir alles Gute geben und selbst das große Geschenk auch für dich sein möchte, deinen Weg zur Taufe weitergehen kannst, wollen wir für dich beten und dich durch die Salbung mit dem Katechumenenöl stärken. Und so bitte ich dich, mit deinem Paten jetzt nach vor zu kommen.

Zu den liturgischen Texten (vom Lesejahr A)

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