Gründonnerstag - Messe vom letzten Abendmahl

Liebe Brüder und Schwestern!
"Es sind mehr Menschen zu Fuß unterwegs als man es sonst beobachtet", diese Feststellung stammt von einem Leipziger "Spaziergangsforscher" (was es nicht alles gibt ...) aus der deutschen Zeitung "Die Zeit" vom April 2020. Die Einschränkung durch die Corona-Maßnahmen habe eine neue Wertschätzung des Spazierens hervorgebracht, so der Forscher. - Das gilt wahrscheinlich auch ein Jahr später noch immer.

Wenn man jedenfalls - ob durch Corona-Einschränkungen motiviert oder einfach so - durch Eichgraben spaziert, dann kann einem bewusst werden, wie groß und vielfältig unser Ort ist. Man merkt aber auch, wie weitläufig, verästelt und zerstreut Eichgraben ist. Ein Ort, der irgendwie zusammengestückelt wirkt, ohne ein richtiges Zentrum.

Aber wenn man mit diesen Gedanken dann beispielsweise an der Wienerstraße entlanggeht und sich dem Kreisverkehr nähert, erkennt man, dass Eichgraben ja doch so etwas wie ein "Zentrum" zu haben scheint. Wenigstens leitet der Wegweiser unter dieser Bezeichnung die Autofahrer, aber auch Spaziergeher, in die Hauptstraße, in Richtung Kirche.

Liebe Brüder und Schwestern!
70 Jahre wird unser Wienerwalddom im Oktober alt; und bereits damals, während der Bauzeit, hat Prälat Karl Frank, der Vorsitzende des Diözesan-Kunstrates, über die im Bau befindliche Eichgrabener Herz-Jesu-Friedenskirche in einem Zeitungsartikel geschrieben:
"Auf diesem Baugrund wird die Kirche weithin sichtbar zu stehen kommen und auch das Ortsbild der Streusiedlung wird eine richtige, verschönernde Mitte erhalten."
Die Kirche als Zentrum, als Mitte unseres Ortes und unserer Gemeinschaft - ein schönes Bild! Von hier aus werden wir gestärkt für unser alltägliches Leben in Eichgraben und darüber hinaus. Was wir hier erfahren und feiern, das soll ausstrahlen bis in die letzte Verästelung der vielen Straßen und Wege des Ortes.

Die Kirche als Zentrum. - Und heute, am Gründonnerstag, dürfen wir noch einmal einen Schritt nach innen gehen. Wir feiern sozusagen das Zentrum des Kirchenjahres, das Zentrum unseres Christseins: Wir feiern Jesus selbst, der sich an und für uns hingibt in seinem Tod am Kreuz, und der uns mit hineinnimmt in sein österliches Leben. So beginnen wir mit der heutigen Messe die "drei österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und von der Auferstehung des Herrn".

Und den Beginn dieses Triduums macht eben die heilige Messe vom Letzten Abendmahl. Wir gedenken der Einsetzung der Eucharistie und des Priesteramtes. "Das ist heute", werde ich im Hochgebet einfügen. Das will mehr bedeuten als: Wir feiern den Jahrestag des Letzten Abendmahls; sondern das, was wir feiern, eben Jesus selbst, der sich an und für uns hingibt, ist wirklich "heute", hier und jetzt Realität und Gegenwart.

Liebe Brüder und Schwestern!
Der Wegweiser beim Kreisverkehr führt uns zum "Zentrum" des Ortes. Damit unsere Kirche aber wirklich das Zentrum sein kann, der Ort, an dem wir zusammenkommen und von dem wir gestärkt ausgesandt werden, dazu brauchen wir unsere zentrale Feier, die Feier der Eucharistie. Wenn wir uns auf die Feier des 70-Jahr-Jubiläums der Kirchweihe vorbereiten, dann dürfen wir nicht vergessen, wofür diese Kirche im Letzten gebaut wurde. Ohne die Feier der Eucharistie, ohne die heilige Messe, ohne die täglich und vor allem Sonntag für Sonntag im Sakrament konkret werdende Hingabe Jesu ist die Kirche zwar ein markanter und gewaltiger Bau, hat aber nicht die Kraft, ausstrahlendes Zentrum zu sein! Wenn die Kirche auch für die nächsten 70 Jahre das Zentrum sein soll, dann brauchen wir die regelmäßige Teilnahme an der zentralen Feier unseres Glaubens; sonst ist das Wort "Zentrum" auf dem Wegweiser nur eine Aneinanderreihung von Buchstaben.

Unsere Pfarrkirche ist dem heiligsten Herzen Jesu geweiht worden: Ja, das Herz Jesu, seine Liebe und Hingabe, will das Zentrum unseres Ortes, das Zentrum unseres Lebens sein. Lassen wir uns von dieser Liebe ergreifen - nicht nur in diesen drei österlichen Tagen!

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