9. Sonntag im Jk. - Lj. B - mit Einführung des Liedes GL 103
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!
Zu den liturgischen Texten
Zum Lied "Dieser Tag ist Christus eigen"
In der Lesung aus dem Buch
Deuteronomium haben wir vom Sabbatgebot gehört und im Evangelium sagt Jesus von
sich, er sei Herr über den Sabbat.
Der Sabbat ist nach jüdischer
Zählung der siebte Wochentag, der Samstag, und er gilt gemäß dem Gebot Gottes
als Ruhetag. Die christliche Tradition hat die Ruhe und das Feiern auf den
ersten Tag der Woche verschoben. Der Sonntag ist für uns eigentlich nicht
Wochenende, sondern Wochenbeginn; wir beginnen die Woche mit dem Feiern.
Das Thema der heutigen
Schriftlesungen lädt uns ein, über die Bedeutung des Sonntags nachzudenken.
Und wir möchten dies tun
anhand eines Liedes aus dem Gotteslob, das wir hier in Maria Anzbach bisher
noch nicht gesungen haben: Nr. 103 - "Dieser Tag ist Christus eigen"
(1. Strophe)
„Dieser Tag ist Christus
eigen“ – der Sonntag ist der Tag Christi, der Tag der Auferstehung, des neuen
Lebens: „Das erste Morgenlicht will von seinem Leben zeugen“.
Wir beginnen die Woche mit der Feier der Auferstehung Jesu, die auch für
uns ein Hoffnungszeichen sein soll: Sein Leben ist es, „das die Todesnacht
durchbricht“. Er kennt alle unsere Ängste und Sorgen, er ist hinabgestiegen in
die finsterste Erdennacht. Als er am Kreuz hing, verfinsterte sich die Sonne.
Aber er durchbricht unsere existentielle Finsternis. Die Auferstehung ereignet sich
noch mitten im Dunkel der Nacht. Die Frauen kommen zum Grab in der Frühe „als
es noch dunkel war“. Sein Leben, sein Ostersieg leuchtet eben hinein in das
Dunkel unserer Existenz.
(2. Strophe)
„Wenn wir sein Gedächtnis
feiern“ – der Sonntag ist der Tag, an dem wir in besonderer Weise zum
Gottesdienst, zur Feier der hl. Messe eingeladen sind. Die Kirche spricht sogar
von der Sonntagspflicht und meint
damit die Verpflichtung zur Teilnahme an der hl. Messe am Sonntag.
Zunächst einmal die Frage:
Was feiern wir hier in der hl. Messe? „Untergang und Auferstehn“, antwortet
unser Lied; Tod und Auferstehung Jesu. Die hl. Messe ist die Gegenwärtigsetzung
des Kreuzesopfers. So wie Jesus sich am Kreuz dahingibt, so schenkt er sich
seinen Jüngern beim Letzten Abendmahl in den Zeichen von Brot und Wein; so
schenkt er sich uns mit Leib und Blut auch, wenn der Priester in seinem Auftrag
und in seinem Namen die Wandlungsworte spricht und die hl. Messe feiert. Wir
feiern also die Hingabe Jesu, die in den Augen der Welt seinen „Untergang“,
seinen Tod bedeutet. Das Lied weist uns darauf hin, dass damit aber auch sein „Auferstehn“
verbunden ist. Er schenkt sich uns hin, macht seine Opferhingabe gegenwärtig. In
der hl. Kommunion empfangen wir den Leib Christi, aber nicht seinen toten
Leichnam. Er ist gegenwärtig als der, der durch seine Hingabe den Tod
überwunden hat; er ist gegenwärtig als der auferstandene Herr, der uns in sein
Leben hineinnehmen will.
Und so, in der Hineinnahme in
sein Leben, „wird sich unsre Zeit erneuern“ - in der Gewissheit, dass er mit uns
ist: „wird er menschlich mit uns gehn.“
Das ist der innerste Grund, warum die Kirche die Sonntagsmesse sogar zur
Verpflichtung erklärt hat: eben die Überzeugung, dass aus dieser wöchentlichen
Feier von Tod und Auferstehung Jesu uns die Kraft zukommt, unseren Alltag zu
bewältigen; dass durch die Feier von Tod und Auferstehung Jesu auch unser
alltägliches Leben geheiligt wird und wir in gewisser Weise schon jetzt unsere
eigene Auferstehung in ein erneuertes Leben feiern dürfen.
(3. Strophe)
Der Sonntag wird „Tag der
Tage“ genannt. Am Sonntag blicken wir zurück
auf Tod und Auferstehung Jesu, erleben Tod und Auferstehung Jesu als gegenwärtiges Geschehen und richten
unseren Blick auch in die Zukunft,
auf die Wiederkunft Christi und unsere Vollendung. Wenn die alten Kirchen nach
Osten ausgerichtet sind, hin zur aufgehenden Sonne, und Priester und Gläubige
sich bei der Feier der hl. Messe gemeinsam in diese Richtung gewandt haben,
sollte das genau das ausdrücken: Wir erwarten den wiederkehrenden Christus als aufgehende
Sonne, die den ewigen Tag bringen wird. So wird der Sonntag zum Sinnbild für
diesen ewigen Tag, eben zum „Tag der Tage“, weil in der Feier der hl. Messe
Christus ja tatsächlich wiederkommt, unter uns gegenwärtig wird in den Gestalten von Brot und Wein. So bittet unser Lied um seinen Segen, „dass die Welt dein
Kommen spürt“, dass die Rede von seiner Gegenwart nicht reine Theorie bleibe,
sondern wirklich unser Herz anrührt.
Liebe Brüder und Schwestern!
Das alttestamentliche
Ruhegebot für den Sabbat wurde christlicherseits auf den Sonntag verlegt. Ausruhen,
Muße, neue Kraft schöpfen, Regenerierung – dieses Motiv passt nur allzu gut zum
Thema des Sonntags, zum neuen Leben der Auferstehung Jesu.
„Der Sabbat ist für den
Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat“, so erklärt Jesus im Evangelium
den Sinn des Ruhegebotes. Echte Sonntagsheiligung besteht nicht nur darin,
keine schweren Arbeiten zu verrichten, sondern auch so manche Ungerechtigkeiten
aufzugeben, den Mitmensch gut zu behandeln, Streit und Krieg ruhen und enden zu
lassen.
So endet auch unser Lied mit der Bitte: „Löse Mühsal, Streit und Plage,
dass für alle Sonntag wird!“
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