Fronleichnam - Lesejahr B

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Das Hochfest des Leibes und Blutes des Herrn, kurz Fronleichnam genannt, ist ein Anlass, über die Bedeutung der Eucharistie für unser christliches Leben nachzudenken.

In der Lesung aus dem Hebräerbrief wurde Christus als der Hohepriester des Neuen Bundes dargestellt, der in seinem eigenen Blut sich selbst als makelloses Opfer für die Erlösung der Welt darbringt. 
Der Autor des Hebräerbriefes referiert damit auf den alten Tempelkult, in dem - stellvertretend für den Menschen - Tieropfer dargebracht wurden: "Wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh die Umstehenden heiligt, wie viel mehr dann das Blut Christi!"

Gott und Mensch sind im Alten Testament zwei verschiedene "Lebensbereiche" zugeordnet, so heißt es etwa in einem Psalm: "Der Himmel ist der Himmel des Herrn, die Erde aber gab er den Menschen." Das Opfer an Gott, das Hinschenken von etwas Kostbarem dieser Welt - Und was ist kostbarer als Blut und Leben? - ist ein Versuch, diese Grenze zu überschreiten und sich ihm zu nahen.

Die Menschwerdung Christi schließlich überbückt den Graben zwischen Gott und Mensch tatsächlich - von der anderen Seite her. Gott wird Mensch. "Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt", so werden wir es im Johannesprolog dann auch beim letzten Altar unserer Fronleichnamsprozession hören.
Jesus Christus ist die fleischgewordene Hinwendung und Hingabe Gottes an sein Geschöpf. Und Jesus Christus lebt diese Hingabe bis zur Hingabe seines Lebens, bis zu seinem Ganzopfer am Kreuz.

Liebe Brüder und Schwestern!
Im Evangelium haben wir den Bericht vom Letzten Abendmahl gehört. Am Abend vor seinem Opfertod hält Jesus Mahl mit seinen Jüngern. Er nimmt Brot und Wein und teilt sie als seinen Leib und sein Blut an die Jünger aus; und verknüpft diese Gabe von Leib und Blut in der Gestalt von Brot und Wein mit dem Deutewort vom "Blut des Bundes", er spielt an auf die Opfer des Alten Testaments. Er nimmt beim Letzten Abendmahl also auf unblutige Weise vorweg, was am Tag darauf am Kreuz sich in blutiger und brutalster Weise vollziehen wird: Die Hingabe seines Lebens, das auf diese Weise ein Sich-Schenken an den Vater und die Menschen wird.

In der Feier der Eucharistie, im heiligsten Messopfer, wird dieses Geschehen des Letzten Abendmahles, das seinerseits das Kreuzesopfer von Golgotha vorwegnimmt, Gegenwart. Wenn der Priester im Auftrag und im Namen Jesu spricht: "Das ist mein Leib; das ist mein Blut, das für euch vergossen wird", dann gibt sich Jesus an uns hin mit der gleichen Liebe, mit der er sich am Kreuz hinschenkt; wird das Opfer des Kreuzes gegenwärtiges Geschehen.

Das "eucharistische Opfer [ist] Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens", wie es das Zweite Vatikanische Konzil ausgedrückt hat. (Lumen gentium, Nr. 11)
Die Eucharistie ist Quelle unseres christlichen Lebens. Von hier aus empfangen wir die Kraft für ein Leben in der Nachfolge Jesu, für ein Leben der Hingabe.
Und die Eucharistie ist Höhepunkt. Das ganze christliche Leben drängt darauf, sich mit der Hingabe Jesu Christi zu vereinen. Wenn wir bei der Gabenbereitung Brot und Wein, Dinge dieser Welt, zu ihm bringen, sind wir eingeladen, unser eigenes Leben mit auf den Altar zu legen; alles das, was uns gelungen ist, ihm zu schenken; und ihm auch unsere Unvollkommenheiten nicht vorzuenthalten, damit sie von ihm verwandelt werden.

Liebe Brüder und Schwestern!
Im Anschluss an die heilige Messe werden wir heute die Fronleichnamsprozession begehen. Die Frucht der Hingabe und des Opfers Jesu, das in der heiligen Messe gegenwärtig wird, ist seine bleibende Gegenwart in den Gestalten von Brot und Wein.
Daran dürfen wir uns erinnern, wenn wir den Leib Christi singend und betend durch den Ort tragen und ihn um seinen Segen bitten: Er ist wahrhaftig unter uns gegenwärtig. Er kann es deshalb sein, weil in ihm die ewige Zuwendung Gottes zu uns Menschen Fleisch geworden ist und er diese Zuwendung Gottes bis zur Hingabe seines Lebens am Kreuz realisiert hat.

"Ohne Blutvergießen keine Vergebung", so fasst Paulus im Römerbrief den Kult des Alten Bundes zusammen, der im Kreuzestod Jesu gipfelt und in den Neuen Bund mündet.
"Ohne Hingabe keine Nachfolge Jesu", so können wir in der Betrachtung der Eucharistie auch für uns selber formulieren. Die schönste Liturgie, die prächtigste Fronleichnamsprozession bleibt leeres Brauchtum, wenn ihr nicht ein Leben der Hingabe - gemäß der Hingabe Jesu - entspricht. Die Gegenwart Jesu in der Eucharistie mahnt uns auch, uns selbst hinzugeben - an Gott und den Mitmensch.

Zu den liturgischen Texten

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