Fronleichnam - 2. Vesper

Liebe Brüder und Schwestern!

"Calicem salutaris accipiam, et sacrificabo hostiam laudis" - "Den Kelch des Heils will ich ergreifen und ein Opfer des Lobes darbringen" - dieser Vers, den wir vorhin als zweite Antiphon gesungen haben, hat mich während meiner Exerzitien vor der Diakonenweihe in der vergangenen Fastenzeit beschäftigt.
"Den Kelch des Heils will ich erheben." Es ist sicher keine Deutung, die der Dichter des Psalms intendiert hat, aber als ich meine Exerzitien begonnen habe und mir im Brevier genau dieser Vers begegnete, hat er mich unmittelbar angesprochen. Den Kelch erheben - das ist doch genau die Aufgabe des Diakons in der heiligen Messe. - "Den Kelch des Heils will ich erheben", das klang für mich wie ein Programm für meinen künftigen Dienst.

Ich habe dann den ganzen Psalm, von dem wir heute in der Vesper den zweiten Teil gesungen haben, länger betrachtet. Der erste Teil des Psalms (der in der Vesper nicht gesungen wurde) endet mit den Worten: "So gehe ich meinen Weg vor dem Herrn im Land der Lebenden." Der ganze Psalm ist ein Dankgebet für die Rettung, die Gott geschenkt hat. Und nach dieser Rettung "gehe ich meinen Weg vor dem Herrn im Lande der Lebenden", mein Lebensweg liegt offen vor ihm. Er hört mich. Und wenn es mir schlecht geht, darf ich zu ihm rufen: "Rette mich!"
Das Bittgebet fällt uns oft sehr leicht. Und wenn die Bitte dann tatsächlich so erhört wird, wie wir es erhoffen, ist auch das Dankgebet etwas, das uns wahrscheinlich leicht von der Zunge geht. "Dies soll mein größtes Bitten sein: Dir auch in Freuden treu zu sein!", heißt es in einem Herz-Jesu-Lied. Bitte und Dank fällt uns leicht, aber wie kann ich auch im Alltag, in allen Situationen des Lebens mit ihm verbunden bleiben? "Quid retribuam Domino pro omnibus quae retriubit mihi?" - "Wie kann ich dem Herrn (entsprechend) zurückgeben, für alles, was er mir gegeben hat?", diese Frage stellt auch der Psalm, den wir gesungen haben. Und die Antwort auf diese Frage ist eben: "Calicem salutaris accipiam et nomen Domini invocabo" - "Ich will den Kelch des Heils erheben und den Namen des Herrn anrufen"

Ich möchte jetzt nicht darauf eingehen, was man bibeltheologisch unter diesem "Kelch des Heils" verstehen kann. Im Geschehen meiner Exerzitien war damit für mich der Kelch der Eucharistie gemeint. Und wenn die Kirche diesen Psalm zur Vesper des Fronleichnamsfestes vorschreibt, liegt diese Deutung ja auch gar nicht so fern. Den Kelch erheben und den Namen Gottes anrufen. Damit habe ich spontan jenen Moment verbunden, wenn am Ende des Eucharistischen Hochgebetes Leib und Blut Christi erhoben werden mit den Worten: "Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir, Gott ... alle Herrlichkeit und Ehre"
Wie kann ich dem Herrn all das Gute vergelten? Wie kann ich auch im Alltag mit Gott verbunden bleiben?
- Durch Christus: Er ist als Gott und Mensch der einzige Mittler des Neuen Bundes.
- Mit Christus: In seiner Nachfolge.
- Und in Christus: Meine ganze Existenz soll von ihm geprägt werden, seit unserer Taufe; und in meinem Fall darf ich hinzufügen: Auch das Weihesakrament ergreift die ganze Existenz eines Menschen, der sich von Christus in Dienst nehmen lassen will. (Dass der Kleriker auch keine gewöhnliche Kleidung trägt, will ja beispielsweise auch genau darauf hinweisen.)

Wie kann ich mit Gott verbunden durchs Leben gehen? Durch Christus, mit Christus und in Christus!
Und wenn wir heute das Fronleichnamsfest feiern, wird es uns noch deutlicher bewusst, wie konkret diese Formel werden kann.
Durch Christus - durch seine Gegenwart in der Eucharistie bleibe ich mit Gott verbunden.
Mit Christus - mit ihm, der bei uns ist, darf ich durchs Leben gehen.
Und in Christus werde ich hineinverwandelt, wenn ich in der hl. Kommunion seinen Leib und sein Blut empfange.

"Quid retribuam Domino pro omnibus quae retribuit mihi?" - "Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat?" Durch ein Leben durch Christus, mit Christus und in Christus "coram omni populo eius" - "in Gegenwart seines ganzen Volkes".
Also durch ein "eucharistisches" Leben, das ganz von ihm bestimmt ist, das vor seinem Volk Zeugnis für ihn gibt, und gleich ihm für dieses Volk eintritt, wo immer es nötig ist.

Zu den liturgischen Texten

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