Pfingsten - Maiandacht

Schriftlesung: Apg 1,12-14; 2,1-4

Liebe Marienverehrer!
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Bibel berichtet uns sehr wenig über das Leben der Gottesmutter Maria.
Sie spielt natürlich eine wichtige Rolle in der Kindheitsgeschichte Jesu: bei der Verkündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel, wir können denken an ihren Besuch bei Elisabeth, dann an die Geburt Jesu zu Bethlehem, die Darstellung im Tempel am 40. Tag nach der Geburt, an den Besuch der Weisen aus dem Morgenland, die Flucht nach Ägypten oder schließlich an die Erzählung vom 12jährigen Jesus, der im Tempel in Jerusalem zurückbleibt, ohne dass seine Eltern es merken.

Maria ist die weihnachtliche Frau, die engstens mit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus verbunden ist. Und wir sind eingeladen, von ihr zu lernen, ebenfalls bei der Menschwerdung Jesu im übertragenen Sinn mitzuwirken, das Kommen Jesu auch in unsere heutige Welt voranzutreiben.

Dann wird es still um Maria. Sie tritt in den Hintergrund, steht sozusagen im Schatten ihres Sohnes. Und selbst, wo sie explizit erwähnt wird, verweist sie entweder selbst auf Jesus - bei der Hochzeit zu Kana spricht sie das Wort: "Was er euch sagt, das tut!" - oder wird ihr von Jesus der entsprechende Platz zugewiesen - es geht ihm nicht um biologische Abstammung, sondern darum, wer den Willen des Vaters erfüllt, freilich tut auch das Maria in einzigartiger Weise.
Ihren nächsten prominenten Auftritt hat sie erst wieder unter dem Kreuz, als Jesus gemäß der Überlieferung des Johannesevangeliums ihr den Lieblingsjünger und mit ihm uns alle zum Sohn gibt.
Sie geht mit ihrem Sohn den Kreuzweg und leidet mit ihm mit; so wird sie auch mit ihm durch Tod und Grab hindurch zur österlichen Freude geführt. Sie ist voll Freude über die Auferstehung Jesu und, so glauben wir, hat nach dem Ende ihres irdischen Lebens auch selbst Anteil erhalten am österlichen Leben.
Maria ist die schmerzhafte und durch den Schmerz hindurch österliche Frau. Und auch wir sind berufen, durch Leid und Tod mit Jesus zur Auferstehung zu gelangen.

Schließlich hat sie in der heiligen Schrift noch einen Auftritt. Wir haben soeben die Erzählung der Apostelgeschichte gehört, wo sie mit den Aposteln zusammen um das Kommen des Heiligen Geistes gebetet hat; und wir dürfen annehmen, dass sie dann auch am Pfingsttag dabei gewesen ist, als der Heilige Geist auf die Jünger herabkam.
Maria ist die pfingstliche Frau, die ganz Empfängliche für das Wirken des Heiligen Geistes.

So ist Maria zugegen bei den drei Hauptfesten des Christentums und sind diese großen Feste nicht ohne sie denkbar: Weihnachten, Ostern und Pfingsten. Ihr Leben läuft sozusagen synchron zum Kirchenjahr und damit zum Leben Jesu und ist ganz von ihm abhängig. Dadurch ist sie uns Vorbild eines wahrhaft christlichen Lebens.
In der Predigt heute Vormittag habe ich gesagt, dass es der Heilige Geist ist, der uns zu diesem christlichen Leben befähigen möchte. Im Blick auf Maria, auf ihr Leben, erkennen wir, was es heißt, mit der Gnade des Heiligen Geistes mitzuwirken und ein christliches Leben zu führen.
So wollen wir nun vertrauensvoll zu ihr um ihre Fürsprache rufen, wenn wir ihr Leben und das Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Leben betrachten:

Anrufungen
V. Heilige Jungfrau und Gottesmutter. Wir sehen dich am Pfingsttag als Urbild und Mutter der Kirche. Vereint mit den Aposteln erflehst du die Gabe des Heiligen Geistes und bist dabei, als der Heilige Geist herabkommt und der jungen Kirche Kraft und Mut gibt, den Auftrag deines Sohnes zu erfüllen: „Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen.“
K./A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir.


V. Du Braut des Heiligen Geistes. Bereits vom ersten Augenblick deines Daseins an bist du erfüllt von jenem Heiligen Geist, den du am Pfingsttag der Kirche erbittest. Weil du auserwählt bist, Mutter des Sohnes Gottes zu werden, bist du frei bewahrt von jeder Sünde und „voll der Gnade“: voll der Gnade des Heiligen Geistes.
K./A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir.

V. Als die Fülle der Zeit gekommen war und dir vom Engel des Herrn die Menschwerdung Gottes aus deinem Schoß verkündet wurde, hast du „Ja“ gesagt zu Gottes Willen und durch die Überschattung des Heiligen Geistes das ewige Wort des Vaters empfangen. Hier sehen wir den dreifaltigen Gott auf wunderbare Weise an dir handeln: Du Tochter des Vaters, du Mutter des Sohnes, du Braut des Heiligen Geistes.
K./A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir.

V. Wie die Apostel am Pfingstfest nach der Ausgießung des Heiligen Geistes nicht mehr schweigen konnten, sondern hinausgingen und das Evangelium verkündeten, so machst du dich, heilige Jungfrau, nachdem du vom Heiligen Geist empfangen hast, auf den Weg und eilst zu Elisabeth. Hier bist du uns wieder großes Vorbild: Wir empfangen Christus, wir empfangen die Gaben des Heiligen Geistes nicht nur für uns selbst. Auch wir sind berufen, uns auf den Weg zu machen und Christus in die Welt zu tragen.
K./A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir.

V. Die ärmliche Geburt deines Sohnes im Stall von Bethlehem zeigt uns deine innere Würde, die nicht von weltlichem Ruhm kommt, sondern vom Heiligen Geist. Alles, was dir je an Gnade geschenkt wurde, rührt von deiner Berufung als Mutter Gottes her. Hilf auch uns, unser eigenes Ansehen hintanzustellen und uns ganz der Gnade des Heiligen Geistes zu öffnen. Dann werden wir, wie du, Christus zur Welt bringen können, auch in die ärmlichsten Verhältnisse hinein.
K./A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir.

V. Solange dein Sohn auf Erden wirkte, tratest du in den Hintergrund. Wenn wir auch nicht viel von deinem Leben wissen: dein Wort bei der Hochzeit zu Kana drückt eine innere Grundhaltung aus, von der du erfüllt warst: „Was er euch sagt, das tut.“ Erbitte du uns immer neu den Beistand des Heiligen Geistes, damit wir den Willen deines Sohnes für unser persönliches Leben erkennen können und uns ganz danach ausrichten.
K./A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir.

V. Auch im Leiden stehst du, Mutter der Schmerzen, treu zu deinem Sohn. Dein Jawort überdauert selbst die unaussprechliche Qual des Kreuzes. Erbitte uns vom Heiligen Geist die Tugend der Treue – gerade auch in schweren Stunden. Bitte für Priester und Eheleute, für die Männer und Frauen des gottgeweihten Lebens und für alle Getauften. Hilf uns allen, dass unsere Treue zu Gott und zueinander ein Abbild jener unverbrüchlichen Treue sein kann, die Gott zu uns hat.
K./A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir.

V. Freu dich, du Himmelskönigin, denn er, den du zu tragen würdig warst, er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Die Auferstehung deines Sohnes möge auch unser Leben prägen. An dir sehen wir die Vollendung, die uns allen verheißen ist: mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, bist du uns ein leuchtender Hoffnungsstern. Wir rufen deine Fürsprache an: Der Heilige Geist möge auch uns schon in diesem Leben anfanghaft hineinverwandeln in jene neue österliche Wirklichkeit, in die Christus uns vorangegangen ist und in die er dich als erste aufgenommen hat. Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes, damit auch wir einmal zur ewigen Vollendung gelangen können.

K./A. Mutter Gottes, wir rufen zu dir.


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