1. Juni 2021 - Hl. Justin, Amelungenmesse

Liebe Bundesbrüder!

Der Heilige des heutigen Tages, der hl. Justin, hat im zweiten Jahrhundert gelebt. Er ist ein leidenschaftlicher Philosoph gewesen, der sich durch seine Beschäftigung mit der Philosophie eben letztendlich dem Christentum zugewandt hat, in dem er Antworten auf die vielen Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Welt gefunden hat, die er sein ganzes Leben lang gestellt hat.

Aber er hat mit seiner Bekehrung zum Christentum nicht aufgehört Philosoph zu sein. Ganz im Gegenteil galt ihm das Christentum nun als die Philosophie schlechthin. Er hat philosophische Apologien, also Verteidigungsreden für den Glauben, verfasst; wollte eben mit den Mitteln der Philosophie, sozusagen mit dem Handwerkszeug, das er mitgebracht hat, den Menschen den Glauben näherbringen. Freilich hat das nicht allen Zeitgenossen gefallen und so ist er schließlich auch als Märtyrer gestorben.

Liebe Bundesbrüder!

Was kann uns der hl. Justinus sagen? Worin besteht sein Beispiel für uns als Couleurstudenten? Nun, ich denke, dass es eben das ist: mit dem eigenen Handwerkszeug im christlichen Geist umgehen. Für Justinus ist das wie gesagt die Philosophie gewesen, die er mit christlichem Geist durchdrungen hat. Ein Mediziner oder ein Jurist werden auf ihre Weise versuchen, in ihren Aufgabenbereichen als Christen präsent zu sein. Für einen Theologen oder Priester ist das nicht weniger anspruchsvoll wie für einen Lehrer oder sonst einen Bundesbruder, der versucht - getreu unserem religio-Prinzip - sein Christsein dort zu leben, wo er von Gott eben hingestellt ist.

Unser Christsein im Alltag leben! Wenn wir das Evangelium betrachten, bietet uns Jesus eigentlich zwei ganz unterschiedliche Bilder, wie das gelingen kann: "Salz der Erde" und "Licht der Welt" sein.

Ganz unterschiedliche Bilder, habe ich gesagt. Was meine ich damit? Wahrscheinlich sind uns diese beiden Wendungen schon so vertraut, dass es uns gar nicht mehr richtig auffällt, wenn sie im Evangelium aneinandergereiht werden. Aber lassen wir einmal die beiden Bilder in uns hochkommen:

  • "Salz der Erde" - etwas ganz Unscheinbares, vielfach unbemerkt; aber enorm in seiner Wirkkraft: Ohne Salz schmeckt das Essen nicht, aber wenn es versalzen ist, ist es auch ungenießbar. - Also, obwohl es leicht zu übersehen ist, ist seine Wirkung nicht hoch genug einzuschätzen.
  • "Licht der Welt" - Ganz anders als das Salz. Nicht zu übersehen. Aber ebenso nicht minder wirkmächtig.

Zwei unterschiedliche Weisen also, wie wir als Christen große Wirkung bringen können: 

  • als "Salz der Erde", sozusagen ganz unscheinbar, ohne groß darüber zu reden oder es zu thematisieren unser Christsein leben;
  • und als "Licht der Welt" - ja, manchmal kann es auch notwendig sein, mutig Farbe zu zeigen. "Zeig die Fahne Amelungias und verzag im Kampfe nicht", singen wir in unserer Burschenstrophe; und ja, es kann Situationen geben, in denen das auch bedeutet, von seinem Glauben explizit Zeugnis zu geben.

Bitten wir den hl. Justin um seine Fürsprache, dass es uns wie ihm gelingt, einerseits unscheinbares "Salz der Erde", aber anderseits auch unübersehbares "Licht der Welt" zu sein. Und bitten wir ihn um seine Fürsprache, damit wir erkennen, was davon in der jeweiligen Situation angebracht ist: das stille Wirken im Geiste Christi oder das mutige Zeugnis für ihn.

Zu den liturgischen Texten

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