Christi Himmelfahrt - Lj. B

Am Ostersonntag hat jemand zu mir gesagt: "Jetzt haben wir ihn wieder, den Auferstandenen! ... Zu Christi Himmelfahrt bin ich jedes Jahr ein wenig traurig, wenn er wieder weggeräumt wird."

Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn wir uns schon so fühlen angesichts einer Statue, wie muss es den Jüngern damals wohl ergangen sein?

Am Ostersonntag das Aufatmen: "Jetzt haben wir ihn wieder!" - Und vierzig Tage darauf dann der endgültige Abschied. Wir können es wahrscheinlich nachfühlen, wenn auch die Jünger traurig wären. Und tatsächlich trauern sie Jesus nach, der soeben in den Himmel aufgefahren ist. Sie schauten unverwandt ihm nach zum Himmel empor, heißt es.

Vor der Liturgiereform gab es den Ritus, dass nach dem Evangelium am Himmelfahrtstag die Osterkerze - DAS Symbol österlicher Freude - ausgelöscht wurde. Ist mit dem heutigen Tag die österliche Freude zu Ende? - Wohl kaum, aber dieser Ritus wollte doch etwas von dem ausdrücken, dem nachfühlen, was die Jünger empfunden haben. Er wollte die Gläubigen mit auf den Berg der Himmelfahrt nehmen und das nachstellen, was die Jünger erlebt haben.

Wenn es auch heute den Ritus des Löschens der Osterkerze nicht mehr gibt, so sind wir trotzdem eingeladen, mit den Jüngern auf den Berg der Himmelfahrt zu steigen und im Geiste Jesus nach zum Himmel emporzuschauen. Das heutige Fest will unseren Blick in den Himmel richten. Gott "erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch [Christus] berufen seid", das wünscht Paulus in der zweiten Lesung der Gemeinde von Ephesus und das ruft er auch uns zu. Ja, der Blick in den Himmel will uns Hoffnung geben; eine Hoffnung, die über allem steht. Diese Welt mit allem, was unheil in ihr ist, mit allem Bösen, allem Schlechten, aller Krankheit, allem Leid, aller Not, ja allem Tod - diese Welt ist nicht unser letztes Ziel. Unser Blick darf heute in den Himmel gehen.

Aber, liebe Brüder und Schwestern, dieser Blick gen Himmel ist nur die halbe Miete! Die Jünger werden dieses Blickes wegen sogar getadelt: "Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?" Und im Evangelium spricht Jesus vor seiner Himmelfahrt auch nicht davon, dass sie sich schon in den Himmel entrückt sehen sollen. Nein, er hat eine ganz konkrete Aufgabe für sie in dieser Welt: "Verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!"

Und so entpflichtet der Blick in den Himmel auch uns nicht von unseren Aufgaben in dieser Welt - seien es unsere täglichen Pflichten in Beruf und Familie oder sonstige Aktivitäten, die wir vielleicht ja auch gerne tun; schließlich ist ja nicht alles böse in unserer Welt - ganz im Gegenteil: Wir dürfen über aller Sehnsucht nach der ewigen Heimat auch die Schönheit der Schöpfung Gottes nicht aus den Augen verlieren. Und schließlich gilt auch uns der Auftrag Jesu: Wir sollen sein Evangelium in die Welt tragen; sollen dadurch ihn selbst in der Welt gegenwärtig sein lassen. Der hl. Paulus spricht in der zweiten Lesung ja auch von der Kirche, die der Leib Christi ist, der nicht zuletzt durch sie, das heißt durch uns alle, das All in allem erfüllen möchte.

Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn es uns geht wie den Jüngern auf dem Himmelfahrtsberg, wenn wir wehmütig sind, weil die Statue des Auferstandenen nicht mehr in der Kirche steht, dann soll uns diese Wehmut auch ein Ansporn sein: Mach du Christus in der Welt gegenwärtig und lass andere Menschen so bereits jetzt den sprichwörtlichen Himmel auf Erden erfahren!

Zu den liturgischen Texten

(Von den Auswahltexten für die 2. Lesung beziehe ich mich auf Eph 1)

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