24. Sonntag i. Jkr. - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Schon seit zwei Wochen ist die zweite Lesung, die die Leseordnung der Kirche für die Sonntagsmesse vorsieht, aus dem Jakobusbrief genommen; und auch an den kommenden zwei Wochen sind noch Lesungen aus diesem Brief vorgesehen.
Heute haben wir die wohl bekannteste Stelle des Jakobusbriefes gehört: "Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? ... der Glaube für sich allein [ist] tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat."

Liebe Brüder und Schwestern!
Diesem Merksatz ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Ein Glaube, der nur aus frommen Theorien besteht, der sich aber nicht im täglichen Leben auswirkt, wird dem Anspruch des Christlichen nicht gerecht. Es genügt nicht, sonntags in die Kirche zu gehen, sondern, was wir hier feiern, das müssen wir auch in unserem Alltag leben. "Zeig mir deinen Glauben ohne die Werke!", diese rhetorische Aufforderung kann eigentlich niemand erfüllen, denn echter Glaube zieht Taten nach sich und kann daran erkannt werden: "... und ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke."

Im heutigen Evangeliumsabschnitt geht es auch um den Glauben; sogar um einen sehr zentralen Inhalt unseres Glaubens. Jesus fragt seine Jünger: "Für wen halten mich die Menschen?" Und noch persönlicher: "Für wen haltet ihr mich?"
Wer ist Jesus für uns? Was bedeutet er für unser Glaubensleben? - Diese Frage tritt auch an uns heran und verlangt nach einer ganz persönlichen Antwort; und gemäß dem, was wir aus der Lesung herausgelesen haben nicht nur nach einer theoretischen intellektuell-theologischen Antwort, sondern nach einer Antwort, die wir mit unserem Leben zu geben haben.

Aber betrachten wir zunächst, was die Jünger antworten. Zuerst stehen da die Antworten der anderen: Die einen halten Jesus für Johannes den Täufer, so etwa König Herodes, der Johannes hatte enthaupten lassen und jetzt dachte, er sei in Jesus wiederkommen; andere halten ihn für Elija, der ja nach jüdischer Vorstellung nicht gestorben ist, sondern lebend in den Himmel entrückt wurde, um zu gegebener Zeit das Volk für den verheißenen Messias bereit zu machen (Jesus selbst wird diese Aussage über Elija Johannes dem Täufer zuschreiben); wieder andere halten Jesus für sonst einen von den Propheten, wir dürfen hier wohl an Mose denken, der vor seinem Tod vorhergesagt hat: Einen Propheten wie mich (der mit Gott von Angesicht zu Angesicht, auf Du und Du spricht) wird der Herr senden.
Durchaus fromme Antworten, die sich in den Vorstellungen der Menschen finden, könnten wir sagen.

Und wie sieht es aus mit der Antwort, die Petrus als Sprecher der Apostel stellvertretend für die Jünger gibt: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?"
In der Version des Markusevangeliums, die wir heute gehört haben, klingt diese Antwort ganz einfach: "Du bist der Messias!"
Der Messias ist der von Gott verheißene Retter, der Erlöser. Das ist doch genau die richtige Antwort, könnten wir meinen. In den anderen Evangelien wird sogar noch mehr gesagt: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes."
Doch Jesus reagiert so gar nicht begeistert auf diese Antwort. Er verbietet ihnen, jemandem zu sagen, dass er der Messias ist.
Das hängt wohl mit der Vorstellung zusammen, die die Menschen damals mit dem Messias in Verbindung gebracht haben. Es war die Zeit, in der Palästina von der römischen Weltmacht besetzt gewesen ist; und viele haben in dieser Situation auf den Messias gewartet, der eben von dieser Besatzungsmacht befreien sollte, der den Befreiungskrieg anführen würde.

Liebe Brüder und Schwestern!
Theoretisch klingt die Antwort gut: Jesus ist der Messias, der von Gott gesandte Retter, der Erlöser der Welt.
Doch es gilt auch hier der Merksatz des Jakobusbriefes: "Ich zeige dir meinen Glauben aufgrund der Werke." Was tatsächlich unter dem Glaubenssatz zu verstehen ist, zeigen die Taten, die folgen oder die man davon erwartet - und da winkt Jesus radikal ab!

Stattdessen sagt er seinen Jüngern voraus, auf welche Weise er tatsächlich der Messias, der Retter sein will: Er wird vieles erleiden und getötet werden, aber nach drei Tagen auferstehen.
Das sind die Werke, die aus dem Glauben an den Messias folgen: nicht kriegerische Befreiung von der Besatzungsmacht, sondern erleiden, ertragen, durchleiden, letztlich sich hingeben.
Und Jesus ist ziemlich radikal mit diesem Programm. Wer ihn davon abbringen will, den setzt er mit dem Teufel gleich: "Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen!"

"Der Glaube für sich allein ist tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat."
Aus dem Glauben an Jesus, den Messias, der sich hingibt, der seine ganze Existenz bis hin zum gewaltsamen Tod für Gott und die Menschen einsetzt; aus diesem Glauben folgt eine Aufforderung: "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach."

Darin, in der Nachfolge Jesu, in der selbstlosen Hingabe an Gott und den Nächsten können wir die beste Antwort geben auf die Frage, die Jesus auch an uns stellt: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?"

Zu den liturgischen Texten

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