Christkönig - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wenn Sie an einen König denken, welche Assoziationen kommen Ihnen da? Welche Bilder haben Sie vor Ihrem geistigen Auge?
Wahrscheinlich denken Sie an einen Mann von vornehmer Herkunft, an eine prächtige Königskrone, an Zepter und Reichsapfel, an weite hermelinbesetzte Mäntel, prächtige Throne, an einen reichen und mächtigen Herrscher.


Die Vision des Propheten Daniel in der ersten Lesung weckt ähnliche Assoziationen: "Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft." Ja, der hier beschriebene Menschensohn geht sogar noch darüber hinaus: Er kommt mit den Wolken des Himmels.
Wenn Jesus für sich diesen Titel "Menschensohn" beansprucht, entsteht vor unserem geistigen Auge ein buntes, farbenprächtiges Bild vom Christkönig, von Jesus Christus als Herrscher des Himmels und der Erde.

Das Evangelium weckt hingegen ganz andere Assoziationen. Jesus steht vor Pilatus. Es ist das Verhör, das schließlich zu seiner Verurteilung und seinem Kreuzestod führen wird. Keine prächtige Königskrone, sondern ein Kranz von Dornen liegt auf seinem Haupt. Und doch beansprucht er gerade hier, vor Pilatus, dem Statthalter des römischen Kaisers, des wahrscheinlich mächtigsten Mannes der damaligen Welt, seine Königswürde: "Ich bin ein König." Aber, so stellt er auch klar: "Mein Königtum ist nicht von dieser Welt."

Beide Bilder, die die Schrifttexte des Christkönigsfestes zeichnen, schließen einander nicht aus. 
Jesus Christus ist tatsächlich der große und mächtige Herr des Himmels und der Erde, auf den sich die Prophezeiung des Daniel bezieht. Aber er ist König auch gerade in der Erniedrigung am Kreuz. Seine Herrschaft ist anders als irdische Herrschaft: "Wenn ich von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen". Wenn wir bald den Advent beginnen, dürfen wir auch bereits die Liedstrophe im Ohr haben: "Er ist gerecht, ein Helfer wert. Sanftmütigkeit ist sein Gefährt. Sein Königskron ist Heiligkeit. Sein Zepter ist Barmherzigkeit."

Liebe Brüder und Schwestern!
Ich denke, wir dürfen sogar noch einen Schritt weiter gehen: Das Kreuz Christi, der Einsatz seines Lebens bis hin zum gewaltsamen Tod, zeigt uns, worin das wahre Königtum besteht, das ewige Königtum Christi und letztlich auch eine recht verstandene irdische Regierung: Herrschen heißt dienen, heißt Einsatz für andere!
Damit soll nicht die rechtmäßige Autorität nivelliert werden. Aber es zeigt den Anspruch auf, der an jede Form von Autorität ergeht. Es darf keine blinde, totalitäre Macht sein, die ausgeübt wird, sondern sie hat dem Wohle aller zu dienen.

Jetzt könnten Sie, liebe Brüder und Schwestern, sagen, dass diese Ansprache eher im Parlament hätte gehalten werden sollen. Sie könnten fragen: Und was geht das mich an? Ich bin doch schließlich kein Herrscher.
In der zweiten Lesung aus der Offenbarung des Johannes haben wir gehört: "Er hat uns zu Königen gemacht". Als Getaufte und Gefirmte haben wir alle teil an der Königswürde Christi.
Der Anspruch, echte Herrschaft als Dienst an den anderen zu verstehen, ergeht also nicht nur an die Könige, Präsidenten und Regierungen dieser Welt, sondern an uns alle!
"Er hat uns zu Königen gemacht" und uns gezeigt, worauf es dabei ankommt. Wir sind gerufen, ihm, dem Herrn des Himmels und der Erde, nachzufolgen und all unsere Kräfte dafür einzusetzen.

Zu den liturgischen Texten

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