31. Sonntag i. Jkr. - Lj. B

Liebe Brüder und Schwestern!

Was macht einen gelungenen Gottesdienst aus? Dass er besonders ansprechend gestaltet ist? Dass passende Gesänge ausgewählt wurden? Dass die Predigt auf die Bedürfnisse der Gemeinde eingeht? Dass möglichst viele verschiedene Personen aktiv beteiligt werden? 
All das mag notwendig und eine Hilfe sein, die Liturgie gut mitfeiern zu können. Aber ist es wirklich das entscheidende?


"Allmächtiger, barmherziger Gott, es ist deine Gabe und dein Werk, wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient", hat es im Tagesgebet der heutigen Sonntagsmesse geheißen. Was uns hier von der Kirche als Gebet in den Mund gelegt wird, kann eine Mahnung sein, einen übertriebenen Aktivismus zu vermeiden, in unseren Gottesdiensten nicht nur um uns selbst zu kreisen und daraus eigentlich einen Selbstdienst zu machen.

Aber worauf kommt es dann an? Was heißt es, dass ein würdiger und aufrichtiger Gottesdienst Gabe und Werk Gottes ist?

Die Lesung aus dem Hebräerbrief spricht vom Priestertum und damit vom Kult, vom Gottesdienst. Der Hebräerbrief versucht, die Person Jesu anhand der Kategorie des Priesters verstehbar zu machen.
Hintergrundfolie für die Ausführungen über Jesus Christus als Hoherpriester des Neuen Bundes ist dabei das alttestamentliche Priestertum, der Opferdienst im Tempel in Jerusalem, wie er gemäß dem Gesetz des Mose ausgeübt wurde.
Die Grundargumentation ist nun die folgende: Dieses alttestamentliche Priestertum konnte nur vorläufig und unvollkommen sein. Einerseits, so haben wir es heute gehört, hindert bereits das Faktum des Todes die Priester daran "zu bleiben". Andererseits sind diese Priester selbst nicht die perfekten Menschen und müssen daher zuerst für sich selbst beten und opfern, müssen sich selbst Gott näherbringen, bevor sie überhaupt das Volk mit Gott verbinden können.
"Jesus aber", so heißt es in der heutigen Lesung, "hat, weil er auf ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum". Und dieses Priestertum hat eine ganz neue Qualität, denn er ist ein Hoherpriester, der selbst "heilig ist, unschuldig, makellos, abgesondert von den Sündern und erhöht über die Himmel; einer, der es nicht Tag für Tag nötig hat, ... zuerst für die eigenen Sünden Opfer darzubringen".

Liebe Brüder und Schwestern!
In der Sicht des Hebräerbriefes ist Jesus Christus der einzige Priester des Neuen Bundes. Und sein Opfer am Kreuz ist der einzige Gottesdienst, der - weil er in vollkommener Hingabe erfolgt - ausreicht für die Versöhnung des Volkes bis zum Ende der Zeiten: "denn das hat er ein für allemal getan, als er sich selbst dargebracht hat".
Christlicher Gottesdienst kann also nur darin bestehen, sich in diese Ganzhingabe Jesu hineinzustellen. "Es ist deine Gabe und dein Werk", wie es im Tagesgebet geheißen hat.
Auf besondere Weise geschieht dies in der Feier der heiligen Messe, des Messopfers, in dem das Kreuzesopfer Jesu, seine Hingabe bis zum Tod, Gegenwart wird unter den sakramentalen Zeichen von Brot und Wein.
Wie gesagt: Eine gute Liedauswahl, eine Aufteilung der Dienste, eine ansprechende Predigt, ... - All das mag hilfreich sein, sich auf das Geschehen des Gottesdienstes einzulassen. Wir dürfen es aber nicht verwechseln mit dem eigentlichen Geschehen, das immer Tat Jesu und nicht der Menschen bleibt.

Liebe Brüder und Schwestern!
Sind wir deshalb nur "passive" Teilnehmer, Zuschauer bei der heiligen Messe?
Keineswegs! Es ist zwar Gottes Gabe und Werk; doch das Subjekt ist trotzdem das gläubige Volk: "Es ist deine Gabe und dein Werk, wenn das gläubige Volk dir würdig und aufrichtig dient."
Wir sind tatsächlich aufgerufen, uns aktiv an der Hingabe Jesu zu beteiligen, die in der heiligen Messe auf besonders dichte Weise - ganz ohne unser Zutun - Gegenwart wird.
Und wir sind dazu aufgerufen, nicht nur dann, wenn wir an der Liturgie teilnehmen, sondern unser ganzes Leben lang. Unser ganzes Leben soll würdiger und aufrichtiger Gottesdienst sein.
Dazu mahnt uns Jesus ja auch im Evangelium, wenn er das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe als das erste von allen Geboten, als eine eingeforderte Grundmentalität des Christen erklärt.

Aktive Teilnahme am Gottesdienst, besonders an der heiligen Messe, lehrt uns einerseits die eigentliche und entscheidende Initiative Gott zu überlassen; und andererseits gemäß dem Vorbild und Beispiel Gottes in Jesus Christus selbst aktiv zu werden in einem Leben der Gottes- und Nächstenliebe.


Zu den liturgischen Texten

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