29. Sonntag i. Jkr. C - Stiftungsfest K.a.V. Saxo-Bavaria Prag in Wien

Liebe Cartellbrüder!
Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

"Und zum Schutze der Altäre sieh uns, Herr, im Kampf bereit!" - Diese Textzeile der ÖCV-Hymne ist mir in den Sinn gekommen, als ich mich für die Messfeier zu eurem Stiftungsfest vorbereitet und die erste Lesung durchgelesen habe, die an diesem Sonntagvorabend vorgesehen ist.
Denn auch dort ist, wie so oft im Alten Testament, vom Krieg die Rede: vom Krieg des auserwählten Volkes mit den anderen Völkern um das von Gott versprochene Land; vom Krieg um jenes Land, in dem einmal der Tempel mit dem Altar Gottes gebaut werden wird; im übertragenen Sinne also durchaus vom Kampf "zum Schutze der Altäre".

Ich möchte das zum Anlass nehmen, ein wenig darüber nachzudenken, was es für uns heute heißen kann, kampfbereit zu sein zum Schutze der Altäre, damit das, was wir singen, nicht nur heiße Luft hervorbringt, sondern wirklich mit Sinn gefüllt ist.
Und ich möchte dabei, wie angedeutet, zunächst von der ersten Lesung des morgigen Sonntags ausgehen. Drei Punkte sind es, die ich da anbringen möchte.
  1. Dieser Kampf ist kein reiner Aktivismus.
  2. In diesem Kampf müssen wir einander stützen.
  3. Aufgeben ist keine Alternative.

1. Dieser Kampf ist kein reiner Aktivismus
Wo spielt sich der Kampf eigentlich ab? Was ist das Entscheidende? Spontan würden wir wahrscheinlich antworten: Natürlich auf dem Schlachtfeld.
Doch wenn wir die Lesung anschauen, erkennen wir, dass es etwas noch Entscheidenderes gibt: Solange Mose die Hände erhoben hält, ist Israel auf dem Schlachtfeld stärker; wenn er sie sinken lässt, ist Amalek, sein Gegner, stärker. Was auf dem Schlachtfeld geschieht, spiegelt also eigentlich nur wider, wie es Mose in seinem Gebet geht. Von daher können wir sagen: Das entscheidende Geschehen ist nicht die Schlacht, sondern das Gebet des Mose. Nicht der kriegerische Kampf Israels verschafft dem Volk das Land, sondern Gott ist der eigentlich Handelnde, zu dem Mose sein Gebet richtet.
Wenn wir heute oft (zurecht) Kritik an den kriegerischen und gewaltsamen Erzählungen des Alten Testaments anmelden, dann kann die Sonntagslesung auch ein Ansatzpunkt sein, solche Schilderungen zu verstehen. Sie sind natürlich in ihrer Zeit geschrieben, sie reden mit einer Selbstverständlichkeit vom Krieg, wie wir heute vielleicht von Computerspielen reden würden. Doch was sie sagen wollen, wird auf diesem Hintergrund klar: Gott ist es, der unsere Geschicke lenkt! So liegt der Akzent eben nicht auf dem kriegerischen Tun, sondern auf dem Vertrauen auf Gott, der seinem Volk beisteht.
Welche Lehre können wir für uns heute daraus ziehen? Nun, zunächst würde ich meinen, dass der Kampf zum Schutze der Altäre nicht unbedingt und nicht in erster Linie ein Kampf mit Waffen sein muss. Der eigentliche "Kampf", von dem die Lesung berichtet, ist das Gebet des Mose, sein Mühen, die Hände zu Gott zu erheben. 
Das eigentliche Schlachtfeld, auf dem der Kampf zum Schutze der Altäre geschlagen wird, ist kein Kriegsfeld, sondern das, was die großen spirituellen Lehrer der Christenheit auch als Kampf bezeichnet haben: Unser geistliches Leben.
Der Kampf zum Schutze der Altäre verweist uns zuerst auf uns selbst. Wir selbst sind aufgerufen zu einem christlichen Leben, sollen uns immer mehr darum mühen, mit Gott verbunden zu sein, sollen so "den guten Kampf kämpfen", wie es der hl. Paulus einmal sagt.
Nur wenn wir "auf des Glaubens Felsengrunde" stehen, wie es ja auch in der ÖCV-Hymne heißt, wenn wir, bildlich gesprochen, wie Mose die Hände zu Gott erhoben halten, nur dann kann unser Leben wirklich ein christliches Leben sein, nur dann sind wir wirklich "kampfbereit" zum Schutze der Altäre!
Also, erster Punkt: Dieser Kampf ist kein reiner Aktivismus, sondern findet zunächst in uns selbst statt. Er besteht grundlegend darin, selbst mit Gott verbunden zu leben.

2. In diesem Kampf müssen wir einander stützen
Sehr eindrucksvoll wird geschildert, wie dem Mose im Verlauf der langen Schlacht, oder besser gesagt: seines langen Gebetes die Hände schwer werden. Was zunächst wie eine banale Schilderung wirkt - die Hände lange erhoben zu halten, kann schon anstrengend sein - das kann noch mehr ausdrücken: Es kann anstrengend sein, in der Verbindung mit Gott zu bleiben. Auf dem Weg eines christlichen Lebens, auf dem Weg dieses inneren Kampfes, kann es Schwierigkeiten geben: Zweifel, Lustlosigkeit oder Gleichgültigkeit Gott gegenüber.
Mose, dem die Hände schwer werden, kommen Aaron und Hur zu Hilfe, um seine Hände zu stützen. Und auch das kann ein Bild für uns sein: Auch wir sollen einander zu Hilfe kommen. Den Kampf zum Schutz der Altäre können wir nicht allein gewinnen, wir sind aufeinander verwiesen. Könnte sich die amicitia, die wir zu unseren Prinzipien zählen, nicht auch darin ausdrücken, einander im Glauben und christlichen Leben zu unterstützen? Könnte das nicht vielleicht die entscheidende Strategie sein für den Kampf, um den es uns geht?
Natürlich kann man den Glauben niemandem aufzwingen. Auch wenn die Hände des Mose gestützt werden, beten muss er selbst. Aber wir können dazu beitragen, können den Boden bereiten, können einander und miteinander Fragen stellen, wenn Zweifel kommen, können gemeinsam oder füreinander beten, wenn sich Lustlosigkeit oder Gleichgültigkeit Gott gegenüber einstellen.
Es bleibt dabei: Den Kampf zum Schutz der Altäre können wir, auch wenn es zuerst um jeden einzelnen von uns geht, nicht allein führen. Wir müssen einander darin unterstützen!

Die Hände, die Mose schwer werden, bringen mich auch schon zum dritten Punkt, den ich ansprechen möchte:

3. Aufgeben ist keine Alternative
Auch wenn es uns schwer fallen mag, die Hände erhoben zu halten, in der Verbindung mit Gott zu bleiben, ein christliches Leben zu führen, dürfen wir trotzdem nicht aufgeben. Nein, wir müssen - mit aller Unterstützung, die wir bekommen - die Hände weiter nach oben halten, uns weiter bemühen.
Auch dann, wenn niemand etwas von unserem Glauben wissen will - hier gilt uns das Wort des Paulus aus der zweiten Lesung: "Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen".
Auch dann, wenn Gott unsere Gebete nicht zu erhören scheint. Denn letztlich gilt, was wir im Evangelium gehört haben: "Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen".
Nein, Aufgeben ist keine Alternative! Den Kampf zum Schutze der Altäre wollen wir bereitwillig weiterkämpfen, sodass wir die Frage Jesu am Ende des heutigen Evangeliums nicht verneinen müssen: "Wird ... der Menschensohn, wenn er kommt, den Glauben auf der Erde finden?"
Genau das ist es, was wir zu tun haben, wenn wir uns kampfbereit zum Schutz der Altäre zeigen: Selber glauben und aus diesem Glauben leben, andere dabei unterstützen und unter keinen Umständen damit aufhören!


Zu den liturgischen Texten

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