Fr. d. 13. Woche i Jkr. - Lj. I (Messe beim Primizkreuz zum Primiztag)

 



Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Ich habe für den heutigen Anlass wieder keine eigenen Schriftlesungen ausgewählt, sondern jene Texte gewählt, die die kirchliche Leseordnung für den heutigen Werktag vorsieht.

Und da haben wir in der Lesung aus dem Buch Genesis von zwei Ereignissen im Leben des großen Stammvaters Abraham gehört: Einerseits der Tod seiner Frau Sara und andererseits die Heirat seines Sohnes Isaak.

Aber zuvor noch eine kurze Erinnerung bzw. ein Rückblick: Abraham hat den Ruf Gottes vernommen und sich aufgemacht. Er hat seine Heimat verlassen, hat alles zurückgelassen und sich ins Ungewisse aufgemacht - auf die Verheißung hin, dass Gott ihm neue Heimat geben und ihn zu einem großen Volk machen werde. Was ist aus diesen beiden Verheißungen geworden?

Nun ja, von einer neuen Heimat kann noch nicht die Rede sein. Das Land Kanaan gehört ihm noch nicht, sodass er für seine verstorbene Frau Sara dort erst eine Begräbnisstätte kaufen muss.

Und von einem großen Volk ist auch noch nicht viel zu sehen. Abraham sind in seinem Alter wohl zwei Söhne geschenkt worden. Aber sein Erstgeborener Ismael, der Sohn seiner Magd Hagar, musste weggehen; und sein Zweitgeborener Isaak, der Sohn seiner Frau Sara, ist noch unverheiratet, sodass Abraham - nach damaliger Sitte - seinen Knecht aussendet, um ihm eine Frau zu suchen. Bezeichnenderweise soll er diese Frau aber nicht im Land suchen, das ihm für die Zukunft versprochen worden ist, sondern er muss sozusagen zurück in die Vergangenheit, in die alte Heimat, gehen, wo er Rebekka tatsächlich dann auch findet. Abraham besitzt das Land eben noch nicht, sodass es nicht infrage kommt, sich eine einheimische Braut zu nehmen.

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir wissen, die Verheißung Gottes hat sich erfüllt. Aber was muss es für Abraham bedeutet haben, so lange darauf warten zu müssen; so lange im Ungewissen zu bleiben; so lange einfach auf Gott vertrauen zu müssen!

Und geht es uns nicht manchmal ähnlich? Wenn wir auf die Situation der Kirche in unserer Heimat schauen - können wir da noch an die Zusage Jesu glauben, dass er seiner Kirche Bestand verliehen hat? Oder wenn wir allgemein in die Weltpolitik und in die Gesellschaft schauen - wo soll das alles noch hinführen? Wann wird Gott endlich eingreifen?

Vielleicht können wir von Abraham Geduld und Vertrauen lernen. Gott steht zu seinen Verheißungen, auch wenn sie sich nicht von heute auf morgen erfüllen. Und in der Zwischenzeit? - Da müssen wir das Beste aus der Situation machen wie Abraham. Für ihn war es der Kauf einer Begräbnisstätte und das Arrangieren einer Hochzeit. Vermutlich wird das heute für uns anders ausschauen, aber wir können wohl für uns übertragen: Gottvertrauen und Geduld heißt nicht Untätigsein, sondern das Unsere dazu beitragen, dass sich Gottes Verheißung erfüllt.

Das Unsere dazu beitragen, dass die Kirche auch heute ihre Relevanz hat; dass die Menschen erkennen können, was ihnen hier geschenkt wird; dass wir selber begeistert sind und so andere begeistern können.

Das Unsere, das Christliche, auch in unserer Gesellschaft einbringen, auch wenn das manchmal gegen den Zeitgeist sein mag und von verschiedenen Seiten nicht gerne gehört werden wird.

Liebe Brüder und Schwestern!

Das Anliegen dieser jährlichen Festmesse an meinem Primiztag ist das Gebet um geistliche Berufe. Ich bin überzeugt, dass der Priesterberuf auch heute etwas ist, das junge Männer ansprechen kann. Auch wenn Priester nicht automatisch perfekte Menschen sind - das ist uns in den letzten Jahren durch viele Negativbeispiele leider schmerzhaft vor Augen geführt worden - es ist doch Christus selbst, der durch sie wirken möchte. So hat er ja auch nicht perfekte Menschen zu seinen Aposteln berufen, sondern den verhassten Zöllner Matthäus. So ist er nicht nur bei den Reinen und Heiligen engekehrt, sondern bei den Sündern. Auch als Priester darf man, wie Abraham, darauf vertrauen, dass Gottes Verheißung gilt, dass er trotz aller Unvollkommenheiten wirkt - und wir das Unsere dazu beitragen dürfen.

Wollen wir also beten für uns selbst, dass wir erkennen, was das Unsere ist, das wir beizutragen haben in Kirche und Gesellschaft!

Wollen wir beten, dass Gott auch heute in vielen jungen Männern den Wunsch heranreifen lasse, ihm als Priester zu dienen und durch ihr bescheidenes Wirken ihn selbst in der Welt wirken zu lassen.

Wollen wir beten um Gottvertrauen und Geduld, wie sie Abraham gehabt hat!

Zu den liturgischen Texten

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